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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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ausbilden lassen. Warum sollen sie noch mal die Schulbank drücken? Schließlich haben sie doch meist schon Kinder großgezogen. Ja – aber wenn wir Mutti-Verhalten ausmerzen wollen, dann darf es auch nicht wieder durch die Hintertür in die Familien Einzug halten. Als Tagesomas und -opas könnten sie im Haus oder in der Nachbarschaft zu vertrauten Bezugspersonen für bisher fremde Kinder werden. Gerade dort, wo die leiblichen Großeltern nicht vor Ort sind, wäre so etwas auch für die Kinder ein Segen, die dann selbst entscheiden könnten, wann sie zu wem gehen wollen. Die Senioren wären wieder in Familien eingebunden und würden auch im Alter noch einen Sinn im Leben finden.
    Um die Maßnahmen zu finanzieren, müsste das vorhandene Geld einfach anders eingesetzt werden. Hier hilft ein Blick über die Grenzen, etwa nach Schweden oder Frankreich. Diese Länder werden als Elternparadiese dargestellt, weil sie Vater und Mutter ermöglichen, möglichst schnell und früh wieder zu arbeiten. In Schweden helfen ihnen der bessere soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft, qualitativ hochwertige Kitas und staatliche Gesetze, die die Rechte der Kinder sehr hoch schätzen und eine Erziehung zur Individualität und Demokratiefähigkeit fordern und ermöglichen. Zudem sind die Firmen eher verpflichtet, die Interessen von Müttern und Vätern auch am Arbeitsplatz zu berücksichtigen. Doch die in vielen Bereichen vorbildliche schwedische Familienpolitik ist deshalb nicht so einfach auf Deutschland übertragbar.
    Und Frankreich ist in meinen Augen auch nur ein »scheinbares« Vorbild. Französische Mütter der Mittel- und Oberschicht steigen zwar oft schon nach sechs Monaten wieder voll in den Beruf ein. Für die Betreuung der Kinder unter drei Jahren werden auf privater Basis, aber mit Unterstützung des Staates, Au-pairs oder Nannys ins Haus engagiert. Das besonders im Pariser Großraum ausnehmend gut funktionierende Netzwerk an Tagesstätten, den kostenlosen é coles maternelles , ist erst für die Kinder ab drei Jahren bestimmt. Aber in französischen Kleinstädten und auf dem Land ist das Angebot völlig unzureichend. So erklärt sich, dass auch in Frankreich mehr als die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren von ihren Eltern gehütet werden, sagt Hélène Périvier, Wirtschaftswissenschaftlerin und Spezialistin für Familienpolitik. Nur 10 Prozent der Kinder kommen in einer Kinderkrippe unter, ein Drittel wird von Tagesmüttern gehütet. Obwohl der Staat den Eltern hohe Zuschüsse für die Kinderbetreuung bezahlt, mangelt es chronisch an den nötigen Strukturen.
    »Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen, können in Frankreich Elternurlaub beantragen. Wer dafür aus der Arbeit ausscheidet, erhält vom Staat eine Entschädigung von ungefähr 500 Euro pro Monat. Und das bis zum dritten Geburtstag des Kindes.« (Deutschlandradio, 24. Mai 2012) Während also in anderen Ländern 300 bis 600 Euro Betreuungsgeld und die damit verbundene Wahlfreiheit der Eltern bewährte Regel ist, werden bei uns schon die 100 bzw. 150 Euro als »Herdprämie« diffamiert und jegliche Wahlfreiheit der Eltern systematisch und ideologisch einseitig bekämpft.
    Aber es wird meines Erachtens übersehen, dass hauptsächlich die wirtschaftlichen Interessen der Eltern, der Firmen und des Staates bedient werden, nicht aber die Bedürfnisse der Kinder. Eine Entwicklung, wie sie zunehmend auch in Deutschland zu beobachten ist: Immer werden nur die Zahlen der noch fehlenden Betreuungsplätze und Erzieherinnen genannt, von der notwendigen Qualität gerade einer Betreuung der unter Dreijährigen spricht kaum jemand – denn die kostet ja noch mehr Zeit und Geld, vor allem wenn es um kleine Gruppen, qualifizierte Erzieherinnen und kompetente Supervision geht. Diesen qualitativen Anspruch unterstützt auch der hierzulande sonst so hochgelobte Jesper Juul, wenn er in seiner Streitschrift gegen die angeblich alternativlos positive Ganztagsbetreuung ganz kleiner Kinder schreibt: »Wenn unsere Gesellschaft ihre Kinder in Betreuungsinstitutionen untergebracht sehen will – und das scheint der Fall zu sein –, muss sie auch die Verantwortung übernehmen, die mit dieser Aufgabe einhergeht. Das bedeutet, dass sie ihren Beschäftigten diese Verantwortung überträgt und sicherstellen muss, dass die die erforderlichen Qualifikationen besitzen, ihrer Verantwortung auch gerecht zu werden.« (»Wem gehören unsere Kinder? Dem Staat, den Eltern oder sich selbst? Ansichten

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