My scottish Dream
ich mir meinen viel zu starken
Kaffee, den ich immer zum ‚Wach werden‘ brauche. Mit der
Tasse in der Hand setze ich mich an den Laptop und suche nach
Onlineangeboten, um einen günstigen Flug nach Schottland zu
finden. Eigentlich sollte ich Josh anrufen, damit er weiß, dass
ich schnellstmöglich zu meiner Großmutter muss. Ich greife
zu meinem Handy, das neben dem Computer liegt, und drücke die
Kurzwahltaste, auf der ich ihn gespeichert habe. Es dauert einen
Moment, bis mein Anruf entgegengenommen wird.
»Hallo?«,
meldet sich eine, mir fremde, weibliche Stimme.
»Hi,
ist Josh zu sprechen?«, erkundige ich mich irritiert.
»Wer
spricht denn da?«, will sie wissen.
»Seine
Freundin, Alison«, antworte ich.
Sie
schnaubt. »Einen Augenblick.«
Es
raschelt und ich schlucke. Ist das eine Kollegin, seine Affäre
oder irgendeine Verwandte?
»Hi,
Allie, was gibt’s?«, fragt er.
»Ich
… Hi, Josh, ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich nach
Schottland muss, um meiner Großmutter zu helfen, aber scheinbar
hast du schon Ersatz für mich gefunden, fast so, als hättest
du eine Vorahnung gehabt«, erwidere ich, nachdem ich ein ‚Josh,
komm zurück ins Bett‘, gehört habe.
Ȁhm
… Allie, das ist alles ganz anders, als es wirkt«,
versucht er, sich herauszureden.
»Ist
es das nicht immer?«, möchte ich wissen, obwohl es mir
egal ist. Nach dem Tod meiner Mutter, dem Jobverlust und der
gestrigen Nachricht über den Knochenbruch meiner Großmutter,
fühle ich mich irgendwie abgestumpft. »Alison, bitte reise
nicht ab, bevor wir miteinander geredet haben. Bitte!«, sagt er
eindringlich.
»Leb
wohl, Josh«, antworte ich knapp und beende das Gespräch.
Wie lange hat er mich schon hintergangen?
In
der Hoffnung, dass jetzt nichts mehr passiert, was mich irgendwie aus
der Bahn werfen könnte, buche ich den Flug nach Europa. Schon
morgen sitze ich im Flieger in meine Heimat. Dort kann ich mich ja
mit der Suche nach meinem Vater ablenken. >Ich fühle mich,
wie in einem schlechten Drama< , denke ich bei mir und drucke
die Buchungsbestätigung aus. Dann stehe ich auf, schalte Musik
ein und gehe mit meiner Kaffeetasse in mein Schlafzimmer, um mir ein
Haarband zu holen. »Ach scheiße, ich sollte diesen Arzt
anrufen«, murmele ich und laufe wieder zurück.
Ich
nehme mein Handy, das hat wenigstens eine Auslandsflatrate, und gebe
diese ellenlange Telefonnummer ein. Hoffentlich habe ich mich nicht
verwählt.
»Royal
Edinburgh Hospital, Dr. Campell Matthews am Apparat«, meldet er
sich. Meine Güte, sein Akzent ist so verdammt sexy.
»Guten
Tag, Dr. Matthews, Alison Winchester hier, ich wollte Ihnen Bescheid
sagen, dass ich einen Flug für morgen nach Edinburgh bekommen
habe und übermorgen ins Krankenhaus kommen werde, um alles
Weitere in die Wege zu leiten«, erwidere ich.
»Das
freut mich zu hören, Ms. Winchester, ich werde Ihrer Großmutter
Bescheid geben, dass Sie bald eintreffen werden.«
»Danke,
Dr. Matthews, dann bis bald«, verabschiede ich mich.
»Auf
Wiederhören, Ms. Winchester.«
Ich
lege auf und hole mir das Haarband, um meine roten Locken zu
bändigen. Das ist das Einzige, was mich an meine Herkunft
erinnert. Rote Locken und Sommersprossen, wenn ich zu viel Zeit in
der Sonne verbringe. Aber Schottland gehört zu England und dort
soll es immer regnerisch sein, also werden mich diese Dinger, die bei
mir wie ein unschöner Hautausschlag aussehen, wohl nicht
herauskommen. Die Jobsuche liegt nun erst mal auf Eis, da ich nicht
weiß, wie lange ich bei Gramps bleibe. Schließlich hole
ich den großen Trolley aus dem Wandschrank, schleppe ihn zu
meinem Bett, wo ich ihn drauf hieve, und fange an zu packen. Es wäre
wirklich praktisch, wenn ich wüsste, wie das Wetter im Juni in
Schottland ist. Warm, kalt, regnerisch oder doch einfach nur eklig
üsselig, ich habe keine Ahnung. Also noch mal an den Computer
und mir die Wettervorhersage für die gesamte nächste Woche
ansehen, um eine Ahnung zu bekommen, was ich einpacken soll.
Unterwäsche und Jeans sind klar, aber ich möchte wissen, ob
es sich lohnt, ein paar Kleider einzupacken. Die Wettervorhersage ist
vage, Regen, trüb, Regen und Nebel, trüb, na ja, so vage
dann auch wieder nicht, aber ich packe trotzdem mal für jede
Wetterlage.
❤❤❤
Mein
Koffer ist gepackt und quillt beinahe über, aber mit der Hilfe
meiner Nachbarin – und Freundin – Cara habe ich ihn zu
bekommen.
»Also
bleibst du eine Weile in Schottland?«, fragt sie.
»Ich
denke
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