My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
auf Jobsuche gehen würden.
Marta griff nach dem Zettel. »Kannst bei uns zu Mittag essen. Pfannkuchen mit Apfelmus.«
Jetzt hob ich den Daumen. Super!
In der nächsten Stunde hatten wir Deutsch und bekamen einen Aufsatz zurück. Ich schreibe für mein Leben gerne Aufsätze, das ist nämlich schulisch gesehen die einzige Möglichkeit, nicht etwas Angelerntes, sondern was Eigenes zu Papier zu bringen. Das Thema hieÃ:
Beschreibe, was du in einer Stunde an der See, in den Bergen, im Wald, auf einer Wiese beobachtest.
In den Bergen war ich noch nie, im Wald, auf einer Wiese und an der See natürlich schon unzählige Male.
Wir haben aber auf unserer Terrasse einen Mini-Tümpel. Das ist ein groÃer Holzbottich, in dem ein paar Goldfischchen zwischen gelben Wasserlilien und verschiedenen Gräsern herumschwimmen. Zu beschreiben, wie kleine blaue Libellen die Goldfische besuchen, wie sich eine Blaumeise am Bottichrand niederlässt, wie sie trinkt, sich umschaut, vergnügt zwitschert und wieder fortfliegt, wie ziehende Wolken einen Schatten aufs Wasser werfen - das zu beschreiben fand ich viel interessanter. Deshalb habe ich das Thema geringfügig abgewandelt - mit welchem Ergebnis? Ich hab mir damit ein fettes Minus eingehandelt! Eins minus! Ich war sauer, aber Frau Knopf, unsere Deutschlehrerin, blieb stur: »Du hast dich nicht exakt ans Thema gehalten. Basta.«
Mein Gott, mit dreizehn wird man immer und überall bevormundet: Du gehst ins Feriencamp, du trinkst Kakao, du hältst dich ans vorgegebene Thema... Wann kann ich endlich das tun, was ich will?
Ein dicker fetter Pfannkuchen
I ch starrte auf das Minus und beneidete Marta. Meine beste Freundin hat es viel leichter im Leben als ich. Mathilde, ihre Mutter, ist der Mann im Haus; sie fährt morgens mit der U-Bahn ins Krankenhaus und kommt abends total geschafft zurück. Manfred, Martas Vater, sollte eigentlich putzen, waschen, bügeln, Unkraut jäten, Obst einwecken, einkaufen und sich ums Essen und die drei Kinder kümmern. Aber leider hat er dazu wenig Zeit, weil er Nachbarinnen bei wichtigen Fragen des Lebens zur Seite stehen muss. Er legt Tarotkarten, liest aus der Hand und rät ihnen dann, was sie tun sollen: den Job annehmen, den Mann zum Teufel schicken oder heiraten, das Kind die Klasse wiederholen lassen oder es in eine andere Schule schicken. Er ist so beschäftigt, dass er kaum dazu kommt, neue Energie zu tanken, weil er seine eigene für die anderen braucht.
Klar, dass er keine Zeit hat, sich um Marta und ihre beiden Brüder zu kümmern. Markus ist fünfzehn und findet das ganz in Ordnung; er geht nämlich jeden freien Nachmittag zum FuÃballtraining. Was der neunjährige Michel macht, weià niemand so recht. Entweder ist er bei einem Freund oder er sitzt in seinem Baumhaus und ist unsichtbar. An Marta bleibt vieles hängen; zum Beispiel das Kochen. Aber sie schafft das locker, und ich muss sagen, ihre Pfannkuchen sind einsame
Spitze - sie sind um Klassen besser als Olgas, die immer an Zucker und Zimt spart.
Kurz vor der groÃen Pause hatte ich das Minus einigerma Ãen verdaut und freute mich auf meinen Emir. Emir geht schon in die Neunte, ist eineinhalb Jahre älter als ich, hat rabenschwarze Locken und das gefährliche Glitzern in den grünen Augen, das Cas fehlt. Und Ideen hat der! Zum Beispiel regte er sich tierisch auf, dass seine Eltern so knickrige Ansichten bezüglich Taschengeld hatten, was bedeutete, dass er immer knapp bei Kasse war. Um an Knete zu kommen, trug er zuerst Werbeprospekte aus, aber das fand er ziemlich schnell unergiebig. Deshalb brachte er sich das Jonglieren mit drei Bällen bei, steht jetzt samstags auf dem Markt, jongliert und achtet streng darauf, dass die Passanten die Geldkiste nicht übersehen, die er aufs Pflaster gestellt hat.
Weil er das Jonglieren schon längst im Schlaf beherrscht, kann er die Augen offen halten. Einmal hat er einen Taschendieb beobachtet, ist ihm nachgerannt, hat ihn gepackt, festgehalten und so lange »Hier ist der Dieb!« geschrien, bis die zwei Polizisten auf Streife bei ihm waren.
So ist Emir; hellwach und voll auf Draht.
Als es klingelte und wir aus dem Zimmer drängelten, lehnte er wie immer am Fenster. »Zippi! Zippi Hopp!«, brüllte er über die Köpfe weg und hielt mein Pausenbrot hoch. »Türkische Pizza! Lecker!«
Alle, die das hörten, lachten. Ich quetschte
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