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Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer

Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer

Titel: Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Markand
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ist Feierabend.
    Der Elefant spielt in Birma eine sehr große Rolle. Die Menschen unterscheiden die männlichen Dickhäuter sogar nach der Form und der Anzahl ihrer Stoßzähne. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Mittwoch, der in der birmanischen 8-Tage-Woche (s. S. 101 ) in zwei Tage geteilt ist, einmal einem Elefanten ohne und einmal mit Stoßzähnen zugeteilt wird. Besonders verehrt werden weiße Elefanten. Sie gelten als heilig und müssen natürlich nicht arbeiten. Der Legende nach sind sie Nachkommen des mythischen Elefanten Airavata, der vier Zähne hatte und so weiß war wie der Schneegipfel des Götterberges Kailasa. Einst stand es nur Königen zu, weiße Elefanten zu besitzen, doch selbst sie durften niemals auf diesen Tieren reiten.
    Im Zyklus der Reinkarnation wird den weißen Elefanten eine besondere Rolle zugemessen. Sie gelten als nobelstes Kleid der Seele. Es heißt, auch Buddha sei einmal ein weißer Elefant gewesen. Heute kann in der Nähe des Busbahnhofs in Yangon ein weißer Elefant bestaunt werden. Der Besuch kostet (noch) keinen Eintritt. Vielleicht ist dieser Elefant in Zukunft der erste, der mit bezahlter Arbeit – als Fotomodell für Touristen – seinen Unterhalt verdient. Die Elefanten in Südostasien sind wesentlich kleiner als ihre Artgenossen in Afrika. Sie sind so stark, dass sie bis zu 2 t Gewicht ziehen können.
    Die birmanischen Elefanten sind nicht ungefährlich. Ein Elefant akzeptiert nicht jeden Reiter, er gehorcht nur einem Herren: seinem Mahout, dem Elefantenführer. Die Mahouts sind es, die die Tiere nach der Gefangennahme abrichten und denen die Dickhäuter oftmals große Anhänglichkeit bezeugen. Jährlich bestimmt das birmanische Forstministerium die Zahl der Elefanten neu, die zur Abrichtung eingefangen werden dürfen. Meist sind es Elefantenkälber. Heute gibt es in Myanmar etwa 4000–6000 gezähmte Elefanten. Damit hat Birma das größte Heer von Arbeitselefanten (insgesamt werden in Asien vermutlich 10 000 Tiere zur Arbeit herangezogen).
    Die Zahl der wilden Elefanten wird auf 4500–5000 geschätzt. Nur Indiens wilde Elefantenpopulation ist höher. Die Zahlen sind alarmierend, lebten doch bis vor 100 Jahren nahezu doppelt so viele wilde Elefanten in Asien. Geschätzt wird heute eine Population von 35 000–50 000. Nicht nur die Gefangennahme reduziert die Zahl der wilden Dickhäuter. Es ist vor allem der sich immer mehr verengende Lebensraum, der ihren Fortbestand bedroht. Nur noch in den abgelegenen, schwer zugänglichen Bergregionen Myanmars, Thailands und Nordindiens sind die ursprünglichen Habitate für Elefanten in freier Wildbahn erhalten geblieben. Zum Schutz der im südlichen Rakhine-Staat lebenden wilden Elefanten wurde das „Rakhine Yoma Elephant Sanctuary” gegründet. Das Camp liegt am Oberlauf des Thandwe-Flusses in der Nähe des Mt. Taungni. Hier wird versucht, Arbeitselefanten zu züchten, um inZukunft keine wilden Elefanten mehr einfangen zu müssen. Bisher ist dieses Projekt jedoch noch nicht von besonderem Erfolg gekrönt.
    1995 erklärte die Regierung, dass keine wilden Elefanten mehr eingefangen werden dürfen. Wie weit man sich daran hält, ist fraglich. Nachdem die kräftigen Dickhäuter, um gefangen werden zu können, mit Narkosemitteln ruhiggestellt wurden, beginnt ihre Zähmung. Bis die Erziehung abgeschlossen ist, vergehen viele Jahre. Lob und Futter, Schlaf- und Essensentzug sind die typischen Mechanismen der Erziehung: Es gilt das Prinzip Zuckerbrot und Peitsche. Im Ohr des Elefanten wird ein Haken
(ankus)
befestigt, an dem die Elefantenführer ihre stark auf sie fixierten Tiere lenken und anweisen. Gearbeitet wird morgens in aller Frühe, wenn die Sonne noch nicht so stark scheint. Die meisten Elefanten arbeiten etwa 20 Jahre, bis sie in den Ruhestand gehen dürfen. Ihre freie Zeit verbringen sie im Dschungel. Sie werden angehobbelt, d. h. ihre Füße werden so zusammengebunden, dass sie nicht weiter weglaufen können als etwa 1–2 km² . Es sei jedem Touristen zu wünschen, dass er niemals einem wütenden oder kranken Elefanten gegenübersteht. Ist er nur etwas unwirsch, weil er für die Touristen arbeiten muss und der Mahout besänftigt ihn, besteht keine Gefahr. Doch sollte sich jeder einer möglichen Bedrohung durch den kräftigen Riesen bewusst sein. Auch bei einem Besuch im Elefanten-Camp. Respektvolles und zurückhaltendes Verhalten den Tieren gegenüber ist immer anzuraten. Jeder Warnhinweis betreffs

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