Mylady Adelshochzeit 01
Riley zu erzählen. Was er vorhat, is’ nämlich ganz schlimm, und ich will nix damit zu tun haben. Ich wollt es dir schon vorhin sagen, aber du …“, sie lief rot an, „… du hast mich abgelenkt, und da hab ich’s vergessen.“
Tarquin wand sich schuldbewusst. Unleugbar hatte er Jenny keine Gelegenheit gegeben, irgendetwas zu sagen, als sie vor gut einer halben Stunde hier aufgetaucht war. Er räusperte sich und fragte gestelzt: „Was hast du mir über Emily zu berichten?“
Jenny blieb stumm. Nicht das Stirnrunzeln ihres Ehemannes erschreckte sie, sondern der harte Blick und eine wilde, ungeduldige Geste seines Freundes ließen sie zusammenzucken.
„Wenn Sie wissen, dass Riley noch Schlimmeres plant, um Miss Beaumont zum Zahlen zu bringen …“, setzte Mark an.
Nein, das nicht“, plapperte sie ängstlich, „Mickey lässt sich bezahlen, aber nicht von ihr. Er hat einen Handel geschlossen, mit einem, der auf deine Schwester scharf is’. Der will mit ihr irgendwo allein sein. Und Mickey, dieser gemeine Teufel, kriegt ordentlich was dafür, dass er sie zusammenbringt.“
„Das ist doch Unsinn!“, rief Tarquin. „Ich weiß, dass Stephen Bond eine Schwäche für Emily hat, doch eine Entführung käme ihm nie in den Sinn!“ Ein Blick auf Mark ließ ihn erbleichen, denn das Gesicht seines Freundes war wie zu Stein erstarrt.
„Wie will Riley Emily hierherlocken? Und wann? Bald schon?“ Marks Fragen kamen wie aus der Pistole geschossen.
Verängstigt antwortet Jenny: „Bald schon. Weil, Mickey braucht das Geld. Aber mehr hat er mir nich’ gesagt. Ich denk mir nur, dass er sie mit Tarquin ködern will.“
„Und von wem stammt die Idee, diese Falle zu stellen?“, fragte Mark bedrohlich ruhig. „Lügen Sie mich nur nicht an!“
Verstört schaute Emily zu ihrem Ehemann, der jedoch völlig entgeistert dastand.
„Los, sagen Sie mir den Namen, oder ich werde gemeingefährlich!“, knurrte Mark.
„Er heißt Devlin!“, keuchte Jenny. Vor Angst kamen ihr die Tränen, denn sie wusste, dass sie damit alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte. Sie hatte Mickey verraten, und wenn er das je herausbekam, würde er sich schrecklich rächen. Zitternd sog sie den Atem ein und wiederholte: „Devlin ist es … dieser brutale Kerl!“
Emily, die gerade mit Rileys Hilfe aus dem unbequemen zweirädrigen Wagen gestiegen war, betrachtete überrascht die Fassade des imposanten Hauses. Sie standen auf der weiten, kiesbestreuten Auffahrt an den Stufen zu einem eleganten doppeltürigen Portal. Verwundert schaute Emily umher. Das Anwesen lag abgelegen in einem eigenen Park, sodass man die Nachbarhäuser nicht sehen konnte, und hatte eindeutig herrschaftliche Ausmaße.
Auf der Fahrt hierher zum Stadtrand hatte sie sich ausgemalt, welche Beschwernisse Tarquin zu ertragen hatte, sah zugige Tagelöhner-Katen vor sich mit Löchern im Dach und undichten Fenstern, hinter denen er krank und zitternd unter Lumpen lag, ohne die Wärme eines lodernden Kaminfeuers. Hier kringelten sich bläuliche Rauchwolken aus den zahlreichen doppelzügigen Kaminen.
Auch hatte Riley ihr erzählt, dass Tarquin krank geworden sei, weil er im Kalten schlafen musste, doch wenn er hinter diesen Mauern lebte, war er sehr wahrscheinlich eher auf Rosen gebettet.
Zweifel im Blick und von einem unguten Gefühl erfasst, wandte sie sich zu Riley um. „Tarquin könnte sich die Miete für ein solches Haus nicht leisten, und soweit ich weiß, hat er in dieser Gegend auch keine Freunde. Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?“
„Und wie richtig, Miss!“ Riley lachte rau, wich jedoch ihrem Blick aus. Dann nahm er den Beutel vom Sitz, in den Emily diverse Tränke und Heilmittel gepackt hatte, und reichte ihn ihr. „Nu’ kommen Sie, Miss, wenn wir weiter trödeln, wer’n wir nich’ vorm Dunkelwerden zurück sein.“ Wie um das zu betonen, schaute er zum Himmel auf, der sich schon verdunkelte, und stapfte dann die Freitreppe hinauf.
Trotz ihrer unterschwellig nagenden Zweifel folgte Emily ihm. Ehe sie jedoch noch etwas einwenden konnte, wurde oben jäh das Portal aufgerissen, und ein Lakai erschien. Als Emily die Uniform des Mannes sah, verlangsamte sie ihren Schritt. Er trug Braun und Gold, und sie erinnerte sich an diese Farben … wo hatte sie sie erst kürzlich gesehen? Unwillkürlich blieb sie stehen. In diesem Augenblick fasste Riley sie fest beim Arm und schob sie in die Halle. Hinter ihr schlug der Lakai die Türflügel zu und zog sich
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