Mylady Adelshochzeit 01
genießen.
„Devlin wird zahlen, glaub mir!“ Seine Worte klangen wie ein Schwur. „Darauf kannst du dein Leben verwetten. Doch zuerst müssen wir Emily vor der Gefahr warnen, in der sie schwebt.“
Tarquins Miene war von Furcht und Reue verzerrt. Mark wusste, dass sein Freund sich nicht nur um Emilys Sicherheit, sondern auch um die der ihm angetrauten Frau sorgte.
Jenny hatte nämlich unterwegs voller Angst verlauten lassen, dass Mickey es ihr auf schrecklichste Weise heimzahlen würde, wenn er herausbekam, dass sie seinen Handel mit Devlin vereitelt hatte. Deshalb hatte sie darum gebeten, zu einer Tante gebracht zu werden, bei der sie sich vorerst verbergen wollte, und dort wartete sie nun ab.
„Einen Vorteil haben wir jedenfalls“, erklärte Mark, „noch weiß Riley nicht, dass du zu deiner Familie zurückgekehrt bist, also wird seine List, Emily durch dich irgendwohin zu locken, nicht wirken.“
Mark sah, wie Tarquin angespannt die Lippen zusammenpresste, doch er konnte ihn nicht bemitleiden. Seine ganze Sorge galt Emily; erst wenn er sie in Sicherheit wusste, würde er sich Tarquin vornehmen und ihn seinen Zorn spüren lassen. „Ich halte es für klüger, deinen Eltern erst einmal das Schlimmste vorzuenthalten“, empfahl er. „In ihrer Aufregung könnten sie vielleicht etwas unternehmen, das den beiden Schurken Zeit zum Rückzug oder zu irgendwelchen faulen Ausreden gibt.“
„Glaub mir, ich würde das Schwein überall finden!“
„Devlin nehme ich mir vor!“
„Meinetwegen kannst du den Widerling in Grund und Boden prügeln, das wird mich jedoch nicht davon abhalten, ihn anschließend umzubringen“, erklärte Tarquin wild. „Ich hielt ihn immer schon für einen zuchtlosen Wüstling, doch nicht für so niedrig denkend, um eine Dame, die er einst zu verehren behauptete, durch Hinterlist in den Ruin zu treiben!“ Abrupt sprang er aus dem Wagen und wollte zum Haus gehen, doch Mark rief ihn zurück.
„Sag, Tarquin, warum hast du dich eigentlich damals mit ihm angelegt? War es wegen der gelösten Verlobung?“
Tarquin sah Mark nicht an, sondern starrte ins Dunkel. „Die Verlobung wurde erst anschließend gelöst.“ Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. „Ich habe Emily – und meinen Eltern – nie etwas davon gesagt. Nach dem Bruch hat sie lange gelitten. Sie wäre bis ins Herz verwundet gewesen, wenn sie erfahren hätte, wie wenig Anstand der Mann hat, den sie liebte. Und mein Vater hätte ihn gefordert!“ Sich das Kinn reibend fuhr er fort: „Ich weiß, du wirst das alles für dich behalten. Wie ich es sehe, war Devlin sehr erleichtert, dass aus der Partie nichts wurde. Er brauchte viel Geld, und Emilys Mitgift reicht ihm bei Weitem nicht, genügte nicht einmal zur Tilgung seiner Schulden.“ Kleinlaut setzte er hinzu: „Du denkst vermutlich, dass gerade ich nicht so abfällig über anderer Leute Spielschulden sprechen sollte, aber glaub mir, ich würde nie für Geld meine Seele verkaufen oder einer Frau Liebe vorspielen, um an ihr Vermögen zu kommen. Jedenfalls war es damals so: Als wir eines Nachts ziemlich spät noch bei White’s beim Farospiel saßen, ging ich kurz hinaus, um frische Luft zu schnappen. Er bemerkte mich nicht, als ich wiederkam, und so hörte ich, wie er vor einem seiner Kumpel angab … in widerlichem Ton und mit den ekelhaftesten Ausdrücken … brüstete sich damit, dass seine Verlobte zu seinem Glück ein so freizügiges, feuriges Frauenzimmer wäre … als hätte er sie schon in seinem Bett gehabt.“ Tarquin sog scharf den Atem ein. „Sicher, er war betrunken, aber trotzdem entschuldigt das solche verleumderischen Reden nicht. Devlin ist ein Mistkerl! Ich hätte ihn damals schon erledigen sollen!“
Mark biss die Zähne zusammen, bis sein Kiefer schmerzte, sagte jedoch äußerlich ruhig: „Danke, dass du es mir erzählt hast. Und nun los … geh zu deinen Eltern, bring deine Entschuldigung vor.“ Ohne ein weiteres Wort trieb er die Pferde an, und während er durch die Straßen hetzte, Belgrave Crescent entgegen, brannte nur ein Gedanke in seinem Kopf. War es Verleumdung, oder hatte der Viscount wirklich Emilys Gunst genossen?
Die wahre Antwort, fürchtete er, würde ihm nicht gefallen, denn er erinnerte sich an Emilys Reaktion, als er sie das erste Mal geküsst hatte. Harsch hatte sie die Bemerkung über ihre Unschuld, die als Lob gedacht war, zurückgewiesen und sich geweigert, einen Grund dafür anzugeben. Jetzt, mit frischer
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