Mylady Adelshochzeit 01
Geräusch sie innehalten ließ. Doch entsetzt sah sie, dass die Störung nicht etwa Rettung bedeutete, sondern nur eine Atempause, denn auf der Schwelle des Speisezimmers stand der Lakai. Seine Miene war ausdruckslos, so, als wäre er gewohnt zu sehen, wie eine junge Dame sich, eine provisorische Waffe schwingend, vor den Annäherungsversuchen seines Herrn zu schützen versuchte.
Devlins Gesicht war zu einer Maske der Wut erstarrt, und während er mit großen Schritten dem Burschen entgegenging, fluchte er wild vor sich hin.
Der Mann beugte sich ihm zu, flüsterte etwas und nahm eine gemurmelte Anweisung entgegen.
„Anscheinend ist Mr. Riley aus nur ihm bekannten Gründen noch einmal zurückgekehrt“, grollte Nicholas. „Entschuldige mich ganz kurz, meine Liebe, während ich dem Tölpel klarmache, dass er sehr fehl am Platz und äußerst unwillkommen ist.“ Er lächelte vielsagend. „Ich werde dich nicht lange allein lassen.“ Plötzlich schien er wieder der höfliche, geschliffene Gentleman zu sein. Mit großer Geste schnipste er ein unsichtbares Stäubchen von seinem Ärmel. „Die Dienstboten sind loyal, sie werden dir nicht helfen, also kannst du es dir genauso gut bequem machen; iss dein Dessert auf, während du wartest.“
Da der Lakai angewiesen worden war, Riley nicht ins Haus zu lassen, trat Devlin hinaus unter das überdachte Portal und sagte gereizt: „Ich hoffe, Sie haben einen sehr guten Grund für Ihr unverschämtes Auftauchen …“
„Hat er“, murmelte Mark gedehnt, trat aus dem Schatten einer Säule und bohrte Riley den Lauf der Pistole in die Seite. „Er will nämlich keine Kugel in sein schwarzes Herz gejagt bekommen.“ Er machte eine abrupte Bewegung und hatte plötzlich beide Männer im Visier. „Und was Sie angeht, Devlin, wäre eine an strategisch wichtiger Stelle platzierte Kugel auch ganz passend.“ Mit einer Geste bedeutet er ihm, dass sie ins Haus gehen sollten.
„Wenn Sie mir freundlicherweise sagen wollen, was das alles zu bedeuten hat?“, fragte Devlin in gespielt aufgebrachtem Ton, wobei er Riley mit einem mörderischen Blick bedachte.
„Ich denke, Sie wissen ganz genau, um was es geht“, entgegnete Mark mit eisiger Ruhe. „Wo ist Miss Beaumont?“
Devlin stutzte irritiert. Nicht einen Augenblick war ihm in den Sinn gekommen, dass ein Ritter in schimmernder Rüstung auftauchen und ihm seine Pläne durchkreuzen könnte.
Gefährlich ruhig sagte Mark: „Ich werde Sie mit Freuden zum Antworten überreden. Meine Munition reicht, um euch beiden das Leben mehr als unangenehm zu machen.“
„Miss Beaumont nimmt eben ihr Dinner ein, Hunter.“ Devlin gab sich hochmütig, doch während er sprach, überlegte er hastig, wieso dieser Mann sich überhaupt einmischte. Sollte da ein persönliches Interesse vorliegen? Irgendwie konnte Devlin sich dieses Gefühls nicht ganz erwehren. Ihm war bekannt, dass dieses Muttersöhnchen Stephen Bond hinter Emily herhechelte, nicht aber, dass ein Prachtbursche vom Kaliber Mark Hunters ebenfalls um Emilys Zuneigung buhlte. Am besten werde ich meine Ansprüche an Emily deutlich machen, selbst wenn es ihren Ruf kostet – was für mich selbst nur von Vorteil sein kann, überlegte Devlin. Umso eher würde sie sich bereiterklären, seine Mätresse zu werden.
Also schaute er Mark verschwörerisch an und erklärte: „Nun, Hunter, Sie werden sich erinnern, dass die Dame und ich einmal verlobt waren. Leider wurde nichts daraus, trotzdem sind wir einander immer noch leidenschaftlich zugetan.“ Er lächelte vielsagend und rief dann wie bestürzt: „Oh je, das war unüberlegt! Nun sind Sie in unser Geheimnis eingeweiht – eine heikle Lage. Aber wir sind ja beide Männer von Welt. Ich weiß, Sie würden einer jungen Dame nicht vorsätzlich die Chance auf eine Heirat verderben, indem Sie diese Angelegenheit laut werden lassen.“
„Anders als Sie, Devlin, und Ihnen wäre gleich, welche Folgen daraus für die Dame und deren Familie entstünden“, warf Emily schroff ein. Devlin vertraute so sehr auf die Loyalität und Wachsamkeit seines Lakaien, dass er versäumt hatte, die Tür hinter sich zu schließen, und so war ihm seine Gefangene bis in die Halle gefolgt. Nun trat sie vor, zuerst langsam, doch dann, als sie Mark sah, eilte sie erleichtert an seine Seite, und sofort legte er einen starken Arm um ihre bebenden Schultern, hielt aber die Hand mit der Pistole weiterhin fest auf seine Opfer gerichtet.
Mit glitzernden Augen musterte Devlin
Weitere Kostenlose Bücher