Mylady Adelshochzeit 01
Anwaltskanzlei anging, geschwindelt, denn dort beschäftigte man sich seines Wissens beinahe ausschließlich mit dem Seerecht und Versicherungen. Zudem war Mr. Woodgate vor einigen Monaten verstorben! Intensiv nachdenkend schlenderte Nicholas zu seiner Kutsche und stieg ein. Während er sich in die Polster lehnte, fragte er sich, was zum Kuckuck da vorging. Er fand, dass sich genügend Fragen aufgetan hatten, um selbst ein paar Nachforschungen vorzunehmen. Es mochte ihm bei Emily weiterhelfen.
Emily schlich leise den schwach erhellten Gang entlang und huschte an einer offenen Tür vorbei, die zu einer Schreibstube führte, wo ein Mann Einträge in ein Journal machte. Hoffentlich hatte er sie nicht bemerkt! Ihr Geist arbeitete wild. Ach, wenn man sie erwischte, würde sie einfach sagen, sie habe sich im Haus geirrt. Sie brauchte ja nur einen Moment hier zu warten, bis Nicholas fort war. Innerlich fluchte sie. Nichts hatte sie erfahren, außer dass tatsächlich dieser Fremde, der sich auch schon in der Nähe des Beaumont’schen Hauses herumgetrieben hatte, der Absender des Briefes war. Offensichtlich hatte er sich, von Nicholas Devlins Blicken gestört, verzogen. Ob sie ihn vielleicht gleich noch einholen konnte? Leise ging sie zurück zum Portal. Wenn die Luft rein war, würde sie dem Kerl nachgehen.
„Miss Beaumont … was machen Sie hier?“
4. KAPITEL
„Ich möchte jemandem aus dem Weg gehen, Sir.“
Trotz ihrer unmöglichen Lage sprach Emily bewundernswert offen. Einzig ihre vor Schreck geweiteten Augen zeugten von ihrer Unsicherheit.
Mark Hunter stützte sich nachlässig mit der Hand an der Wand ab, als sei er bereit zu warten, bis sie sich ihm näher erklärte.
Einen Augenblick war sie wie betäubt und brachte kein Wort über die Lippen. An seiner Miene sah sie, dass er ihr Schweigen als Unmut auslegte. Vage dachte sie, dass er aus einem der den Gang säumenden Kontore gekommen sein musste. Offensichtlich war er ein Klient der Kanzlei und hielt sich in Geschäften hier auf.
„Aus dem Weg gehen?“, wiederholte er leichthin, mit einer Haltung, als sei es genauso alltäglich, sich mit ihr in einem muffigen Kanzleiflur zu unterhalten wie in einem eleganten Salon in Mayfair.
„Ja. Sehen Sie, das Portal stand offen, also huschte ich schnell hinein, um nicht weiter mit ihm sprechen zu müssen.“
„Wenn er sie belästigt, denke ich, kann ich ihn zum Rückzug überreden“, sagte Mark ruhig, doch Emily spürte, dass er es erschreckend ernst meinte. Schon machte er Anstalten, hinauszugehen.
„Nein! Danke, dass Sie mir helfen wollen, aber es ist ganz anders …“ Die Vorstellung, dass Nicholas Devlin noch dort draußen herumstehen könnte und sich der Anschuldigung stellen müsste, sie belästigt zu haben, ließ sie zurückschrecken, und sie hielt Mark schnell am Ärmel fest. Kaum hatte sie ihre Hand um seinen muskulösen Arm geschlossen, trat er näher an sie heran, und unversehens durchflutete sie ein leiser Schauer, beinahe Erregung. Jäh war sie sich bewusst, wie zart und zerbrechlich sie sich angesichts der vor ihr aufragenden kraftvollen Gestalt fühlte. In dem schmalen, düsteren Gang strömte ihr plötzlich von seinem warmen Körper ein Duft nach Sandelholz entgegen.
Nicholas Devlin war gut gebaut und ansehnlich, doch keineswegs so groß und muskulös wie Mark Hunter, und vor allem nicht ein so dämonisch dunkler Typ. Emily reichte Mark gerade bis zu seinen breiten, in exzellent geschnittenes, feinstes Tuch gehüllten Schultern; langsam hob sie den Blick zu seinen scharfen, kantigen Zügen. Als er aus verhangenen Augen ihre leicht geöffneten Lippen fixierte, stockte ihr der Atem.
Mark spürte, wie das Blut heißer durch seine Adern rann. Nur mühsam konnte er das Verlangen unterdrücken, Emily in seine Arme zu reißen und sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen. Selbst in dem dicken Mantel, der ihre reizvollen Rundungen weitgehend verbarg, war sie das begehrenswerteste weibliche Wesen, das ihm je begegnet war. Auch ihr wachsamer Blick konnte das Pochen in seinen Lenden nicht verhindern. Miss Emily Beaumont mochte ihn vielleicht nicht, doch er fürchtete, er mochte sie … ein wenig zu sehr sogar …
Ein trockenes Husten löste die Spannung. Erschreckt ließ Emily Marks Arm los und wich zurück, als hätte sie sich gerade verbrannt.
„Kann ich Ihnen helfen, Mr. Hunter?“, fragte jemand in nasalem, ziemlich penetrantem Ton.
Ein Herr in mittleren Jahren mustere Emily misstrauisch und
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