Mylady Adelshochzeit 01
Mrs. Bond. Mit zwanzig war ich verlobt.“
„Hat Sie sitzen lassen, der Bursche, was?“
„Äh … nein, genau genommen ich ihn“, sagte Emily maliziös.
„Emily war mit Viscount Devlin verlobt“, erklärte Mrs. Beaumont kalt.
Die alte Dame hob abermals ihr Lorgnon und betrachtete Emily mit leisem Respekt. „Konnten sich einen Titel angeln, Mädel? Aber jetzt ist er ja mit der kleinen Corbett verheiratet. Ich hörte, sie ist in interessanten Umständen.“
Ohne darauf einzugehen, erhob Mrs. Beaumont sich majestätisch: „Verzeihen Sie, ich glaube, ich muss nach dem nächsten Gang sehen.“
Die alte Dame musterte die Auserwählte ihres Enkels kritisch, und doch bekam Emily irgendwie den Eindruck, als zwinkerte sie ihr zu.
3. KAPITEL
„Eine so taktlose Person habe ich noch nie getroffen!“
Mit diesen Worten wurde Emily empfangen, als sie am nächsten Morgen ins Frühstückszimmer kam. Offensichtlich war der Zorn ihrer Mutter immer noch nicht abgekühlt. Als am Abend die Gäste gegangen waren, hatte es einer beträchtlichen Portion Sherry und des lindernden Zuspruchs von Gemahl und Tochter bedurft, ehe sie sich so weit beruhigt hatte, um zu Bett gehen zu können.
„Dabei ist ihr Enkel so … so angenehm … so friedlich !Bestimmt liegt es an ihrem Alter. Ob sie wohl senil ist?“
Emily setzte sich und begann, einen Toast mit Marmelade zu bestreichen. „Ich denke, sie weiß sehr wohl, was sie sagt“, meinte sie schmunzelnd. „Mrs. Bond schockiert gern, glaube ich. Sie mag alt sein, aber sie ist bei bester Gesundheit, scheint mir, und ehrlich gesagt mag ich sie irgendwie.“
Entsetzt starrte Mrs. Beaumont ihre Tochter an.
„Nun komm, Mama, gib zu, dass sie einen regen Geist hat. Und sie spielt verflixt gut Pikett. Immerhin hat Papa gegen sie verloren!“
„Das wiegt ihre Reden nicht auf! Wie kann sie nur! Du bist eine Schönheit in deiner höchsten Blüte!“
„Aber sie hat doch nur die Wahrheit gesagt“, stellte Emily fest. Sie wusste, ihre Mutter hatte längst die Hoffnung begraben, dass ein Ritter in schimmernder Rüstung ihre einzige Tochter in sein Stadtpalais und damit in unerhörten Luxus entführen würde. Wehmütig dachte Emily, der Ritter hat sich zu viel Zeit gelassen, deshalb ist Mama drauf und dran, sich für mich mit Mr. Bond und einem Haus in Putney zu bescheiden. Sie leerte ihre Tasse und schob ihren Teller fort. „Mama, natürlich kann ich nicht mit den jugendlichen Debütantinnen konkurrieren!“
„Und was sollte die unverschämte Bemerkung über deine gelöste Verlobung?“
„Sie hat bestimmt nichts davon gewusst, Mama. Sie war nur neugierig, ob ich schon Anträge bekommen habe.“
„Wetten, dass sie es wusste? Sie wollte dich reizen!“, schnaubte Mrs. Beaumont. „Grässliche Frau! Was, wenn du in Tränen ausgebrochen wärest?“
„Wegen dieser Sache weine ich schon seit Jahren nicht mehr, Mama. Meiner Ansicht nach wusste Mrs. Bond wirklich nichts davon. Sie lebt in Bath; und so groß war der Skandal damals nicht. Weißt du, die Tatsache, dass Tarquin meinen Verlobten verprügelte und damit mein Glück zerstörte, wird kaum bis Bath gedrungen sein. Selbst in London fand es wenig Erwähnung, und man klatschte, dem Himmel sei Dank, kaum eine Woche lang darüber, dann war es vergessen.“
„Doch nur, weil Olivia Davidson, dieses leichtfertige Frauenzimmer, mit dem Ehemann ihrer Schwester durchbrannte und sich alle die Mäuler an dem neuen Skandal wetzten. Aber lassen wir das; es geht um dich. Ich denke immer noch, Emily, du hast damals übereilt gehandelt. Zu stolz! Du hättest den Viscount heiraten sollen.“
„Ach, wirklich?“, rief Emily bitter. „Wo Devlin längst durchblicken ließ, dass er die Verbindung mit unserer Familie bereute? Mir lag nichts daran, ihn an sein Wort zu binden! Er hätte mich nur verachtet.“ Sie wehrte den Einwand ihrer Mutter ab. „Hör, das haben wir oft genug beredet. Es ist vorbei!“ Ihr bitterer Tonfall stand in seltsamem Gegensatz zu ihrem unbeschwerten Lächeln. Anmutig erhob sie sich und sagte: „Ich werde heute Vormittag ausgehen. Madame Joubert hat sehr schöne Seide hereinbekommen.“
In diesem Moment trat das Dienstmädchen ein und verkündete: „Mr. Bond möchte Ihnen seine Aufwartung machen.“
Fragend sah Mrs. Beaumont ihre Tochter an. Eigentlich war es für Besuche noch zu früh.
„Wahrscheinlich will er sich für seine Großmutter entschuldigen“, meinte Emily, während sie mit ihrer Mutter den Salon
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