MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
anderen, schloss sich Charlotte an.
„Ich habe meine Karriole an der Weberei stehen“, sagte sie, als sie die Straße erreichten. „Ich kann Sie zurück nach Gilford House bringen, wenn Sie möchten. Es liegt auf meinem Weg.“
„Ich werde nicht dorthin zurückkehren.“
„Dann bringe ich Sie gerne nach Amerleigh Hall.“
Er lachte. „Als ich vor einigen Tagen vorschlug, Sie nach Hause zu eskortieren, haben Sie abgelehnt.“
„Sie sind mir dennoch gefolgt.“
„Oh.“
„Haben Sie tatsächlich geglaubt, ich merke nicht, dass Sie hinter mir herreiten?“ Sie lachte ihn aus, genoss sein Unbehagen.
„Das muss jemand anders gewesen sein.“
„Natürlich, jemand anders. Wie dumm von mir.“
Inzwischen waren sie bei der Weberei angekommen. Die Lichter hatte man bereits gelöscht, nur die Lampe über den Toren brannte noch und beleuchtete Pferd und die Karriole, neben denen der Nachtwächter stand. „Fahren Sie nun mit mir, oder möchten Sie lieber nach Hause laufen?“
„Danke.“ Er half ihr in den Wagen, stieg ebenfalls ein und nahm ihr die Zügel aus den Händen. Er wollte verflucht sein, wenn er sich von einer Frau nach Hause kutschieren ließe, gleich, wie gekonnt sie mit Pferd und Wagen umzugehen wusste.
Im Schritttempo fuhren sie voran. Er hatte keine Eile, sich von ihr zu trennen. Die Luft war mild, der samtschwarze Nachthimmel von Millionen funkelnden Sternen übersät. Ein leises Zischen drang zu ihnen herüber, und Roland schaute auf, um einige rote und grüne Funken gen Himmel fliegen zu sehen. Sie fuhren soeben an Gilford House vorüber.
Charlotte lachte unvermittelt auf. „Nicht so prächtig wie das meine, nicht wahr?“
Er wusste, sie meinte das Feuerwerk. „Nein, es ist sehr schlicht.“
„Sind Sie sicher, dass Sie nicht auf den Ball zurückkehren wollen?“
„Absolut. Im Augenblick möchte ich an keinem anderen Ort der Welt sein.“
„Ah, wie ich sehe, verstehen Sie sich darauf, Komplimente zu machen.“ Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: „Warum haben Sie die Gesellschaft verlassen?“
„Es war tödlich langweilig, und die Bemühungen der Mütter und ihrer Töchter waren allzu offensichtlich. Ich fühlte mich, als liefe ich auf Eiern, immer darauf bedacht, ja niemanden zu kränken.“
„Sie werden jedoch eine der Damen erwählen müssen, und ihre Wahl wird gewiss die Verschmähten kränken.“
„Ich muss überhaupt nicht wählen.“ Er wandte den Blick und schaute Charlotte an. Gefasst saß sie neben ihm, so kühl, so beherrscht, dass er sich fragte, wie man sie aus dieser Starre wachrütteln könnte. Die einzigen Regungen, die sie ihm gegenüber je gezeigt hatte, waren Wut, kühle Höflichkeit und eine gewisse Streitsüchtigkeit, doch Tommy und das Baby der Familie Biggs behandelte sie ausgesprochen liebevoll. „Was ist mit Ihnen? Wünschen Sie sich keinen Gatten?“
„Nein, denn ich zweifle, dass ich jemanden finden würde, der mich erträgt. Ich bin zu sehr daran gewöhnt, mein eigenes Leben zu führen und nach eigenem Gutdünken zu schalten und zu walten. Ich würde einen Gatten in den Wahnsinn treiben.“
„Gewiss haben Sie Heiratsanträge erhalten?“
„Ja, indes bloß von verweichlichten Glücksrittern, die nur hinter meinem Geld her waren. Sie haben in mir keine Gattin gesehen, sondern jemanden, der ihnen ein leichtes Leben und Müßiggang ermöglicht. Ich habe mich nicht lange mit ihnen aufgehalten.“
„Dann sind wir beide in eine Sackgasse geraten. Sie haben zu viel Geld, und ich habe eine zu hohe Stellung, um wahre Liebe zu finden. Was für eine Schande!“
Charlotte war sich nicht sicher, ob er sich über sie lustig machte, und beschloss, nichts darauf zu erwidern. Schweigend fuhren sie durch die Nacht, bis sie die Tore von Amerleigh Hall erreichten. „Soll ich Sie nicht doch nach Hause begleiten?“
Sie lachte. „Und dann müsste ich zurückfahren, um Sie wiederum nach Hause zu bringen. Dieses Spiel könnten wir dann die ganze Nacht so fortsetzen, immer wieder hin und zurück. Nein, ich bin durchaus in der Lage, allein nach Hause zu kutschieren, wie Sie sehr gut wissen.“
Er lächelte. „Sie sind so unabhängig. Gibt es überhaupt etwas, das Sie nicht meistern?“
„Oh, ich bin sicher, irgendetwas wird es schon geben“, meinte sie munter. „Ich werde es Sie wissen lassen, sobald ich weiß, was es ist. Gute Nacht, Mylord.“
„Gute Nacht, Miss Cartwright. Und ich danke Ihnen, dass Sie mir diesen Abend weitaus vergnüglicher
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