MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
in höchstem Maße unehrenhaft gehandelt. Sie musste sein Unrecht wiedergutmachen, ihr Gewissen würde ihr sonst keine Ruhe mehr lassen. Allerdings bedeutete dies, dass sie ihren Stolz hinunterschlucken musste.
Gleich am nächsten Tag ließ sie ihren Anwalt Jacob Edwards zu sich kommen und wies ihn an, Seiner Lordschaft die Grundbesitzurkunde von Browhill zu übersenden.
Er starrte sie ungläubig an. „Miss Cartwright, sind Sie sich Ihrer Entscheidung auch völlig sicher? Die Mine bringt Ihnen große Gewinne ein, und Sie dürfen auch die Arbeiter nicht vergessen.“
„Das weiß ich, aber ich bin sicher, Lord Amerleigh wird sie weiterbeschäftigen. Schicken Sie ihm die Papiere unverzüglich.“
Jacob verbeugte sich und tat, wie ihm geheißen.
10. KAPITEL
Roland hatte erneut Professor Lundy aufgesucht, der ihm beim Tee seine Erkenntnisse über die Dokumente mitteilte, die er entziffert hatte. Eine Bemerkung über Browhill ließ Roland aufhorchen. Und dann lachte er laut. „Das heißt also, als man meinem Vorfahren das Land zum Geschenk machte, wurde in dieser Urkunde ausdrücklich festgelegt, dass alle gefundenen Bodenschätze Eigentum der Krone bleiben?“
„Ja, diese Bedingung ist nicht ungewöhnlich. Einfach ausgedrückt heißt das, die Oberfläche gehört dem Eigentümer, alles darunter der Krone. Um dort Bergbau zu betreiben, müssten Sie sich um eine Konzession bewerben.“
Roland lachte immer noch. „Dann gehört niemandem von uns das Blei rechtmäßig. Oh, was wird sie nur dazu sagen, frage ich mich?“
„‚Sie‘, Mylord?“
„Die Dame, der das Land gehört.“
„Ich dachte, Ihnen gehört das Land?“
„Meine Familie besaß es einmal. Nun ist Miss Charlotte Cartwright die Eigentümerin, sie ist eine Nachbarin von mir.“
„Dann sollten Sie die Dame über die Fakten baldmöglichst informieren, bevor sie in Unwissenheit etwas Ungesetzliches tut.“ Der Professor lächelte und gab Roland die Dokumente zurück. „Geben Sie gut darauf acht, sie sind unbezahlbar.“
Immer noch schmunzelnd verließ Roland das Gebäude und kehrte in seine Pension zurück.
„Da sind Sie ja, Major“, grüßte Travers und nickte zu dem Mann am Kamin. „Captain Hartley ist gekommen.“
Roland war erfreut, Miles wiederzusehen. „Bringst du den Jungen?“
„Nein, seine Mutter wollte es nicht erlauben, aber ich habe vor, Dr. Mastersons Angebot anzunehmen.“
„Gut. Travers, holen Sie uns bitte eine Erfrischung.“ Als Travers das Zimmer verlassen hatte, um seinen Auftrag auszuführen, wandte sich Roland wieder an Miles. „Nimm doch Platz, bitte. Ich bedaure den armseligen Zustand meiner Unterkunft, aber ein besseres Zimmer war nicht zu bekommen.“
„Dann wirst du froh sein, nach Hause zurückkehren zu können.“
„Ja, wenn meine Geschäfte hier erledigt sind.“
„Ich denke, sie sind es. Ich soll dir ausrichten, dass Miss Brandon nun mit Mr. Elliott verlobt ist. Außerdem soll ich dir diesen Brief geben. Er kam am Tag meiner Abreise in Amerleigh Hall an.“
Roland nahm den braunen Umschlag entgegen und öffnete ihn rasch. Er enthielt einige offiziell aussehende Dokumente. Außerdem fand er ein Schreiben, in dem er gebeten wurde, die beigefügte Vereinbarung zu unterschreiben. Unterzeichnet war der Brief von Jacob Edwards, im Auftrag von Miss Cartwright. Ein schneller Blick zeigte ihm, dass es sich um Browhill handelte.
Nach all ihren Streitereien, ihrer Unnachgiebigkeit und ihrem Starrsinn hatte sie ihm die Papiere nun einfach geschickt. Er drehte jedes Blatt einzeln um, doch er fand kein Wort der Erklärung, kein persönliches Schreiben von ihr.
„Keine schlechten Neuigkeiten, hoffe ich?“, fragte Miles, das sich rasch wechselnde Mienenspiel seines Freundes beobachtend.
Roland dachte über die Frage nach. War es gut oder schlecht? Was hatte sich Charlotte um Himmels willen nur dabei gedacht? Wenn sie glaubte, er würde einfach wie verlangt seine Unterschrift unter diese Vereinbarung setzen, ohne Fragen zu stellen, dann hatte sie sich getäuscht.
„Packen Sie“, wies er Travers an, als dieser ins Zimmer zurückkehrte. „Wir reisen umgehend zurück nach Amerleigh.“
„Ja, Sir!“ Travers grinste übers ganze Gesicht.
„Du wirst Dr. Masterson leider allein aufsuchen müssen, Miles. Ich habe dringende Geschäfte zu Hause zu erledigen.“
Zwei Stunden später saßen sie in der Postkutsche nach Norden. Aufgrund von Nebel kamen sie jedoch nur im Schneckentempo voran. Roland, der es
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