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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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KAPITEL 1
    Tom Langdon war Journalist und Globetrotter. Das Vagabundenleben lag ihm im Blut. Wo andere Unbeständigkeit und Gefahr für ihr Leben sahen, fühlte Tom sich von allumfassender Freiheit und Unabhängigkeit angelockt. Den größten Teil seines Berufslebens hatte er in fremden Ländern zugebracht und über Kriege, Aufstände, Hungersnöte, Epidemien und praktisch sämtliche Katastrophen und alles Elend auf Erden berichtet. Dabei hatte Tom stets ein sehr schwieriges Ziel verfolgt, das sich jedoch in schlichte Worte kleiden ließ: Er hatte die Welt verändern wollen, indem er die allgemeine Aufmerksamkeit auf deren Schattenseiten und Missstände lenkte. Und er liebte das Abenteuer.
    Doch nachdem er immer wieder über Schrecknisse, Gewalt und Tod berichtet hatte und mit ansehen musste, wie die Lebensbedingungen der Menschen sich mehr und mehr verschlechterten, war er desillusioniert nach Amerika zurückgekehrt. Auf der Suche nach einem Gegenmittel für seine hartnäckige Melancholie hatte er begonnen, gleichermaßen oberflächliche wie belanglose Artikel für Frauen- und Wohnzeitschriften, Hobby- und Gartenratgeber und ähnliche Publikationen zu schreiben. Doch nachdem er ausgiebig die Wunder des Kompostierens und die innere Befriedigung gepriesen hatte, die einem ein selbst verlegter Holzfußboden verschafft, konnte er nicht gerade von sich behaupten, die private und berufliche Erfüllung gefunden zu haben.
    Nun stand Weihnachten vor der Tür, und Toms größtes und dringendstes Problem bestand darin, von der Ostküste nach Los Angeles zu gelangen, um dort die Feiertage zu verbringen. Der Grund für diese Reise war fast so alt wie die Menschheit: In LA wohnte Toms Freundin, Lelia Gibson. Sie hatte als Filmschauspielerin angefangen, doch nach Jahren unzähliger Auftritte in drittklassigen Horrorfilmen hatte sie sich aufs Synchronisieren und Sprechen von Kommentaren verlegt. Anstatt sich auf der Leinwand zerstückeln zu lassen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, lieferte sie die Stimmen für eine Reihe weithin beliebter Samstagvormittags-Cartoons. In der Kinderfernseh-Industrie war man sich einig, dass niemand die Stimmen vertrottelter Waldschrate und ähnlich putziger, schrulliger Wesen mit größerer Fertigkeit und stimmlicher Vielfalt wiederzugeben vermochte als Goldkehlchen Lelia Gibson. Als Beweis konnte sie eine Vitrine voller Trophäen und Auszeichnungen, ein exorbitantes Einkommen und einen ansehnlichen Anteil an Vermarktungsrechten vorweisen.
    Tom und Lelia hatten sich während eines Nachtflugs von Südostasien in die Vereinigten Staaten kennen gelernt und auf Anhieb blendend verstanden. Anfangs hatte Tom gemeint, die beiderseitige Sympathie hätte am vielen Alkohol gelegen, den sie konsumiert hatten, doch als die Wirkung zwei Stunden nach der Landung in Los Angeles verflog, war Lelia noch immer sehr attraktiv für Tom – wenn auch ein wenig verrückt und exzentrisch –, und auch Lelia schien sich noch immer von Tom angezogen zu fühlen. Er blieb über Nacht in Kalifornien, sodass sie einander noch besser kennen lernten. Einige Zeit später besuchte Lelia ihn an der Ostküste; dann flog Tom zu ihr an die Westküste, woraus sich eine rundum zufrieden stellende Zwei-Küsten-Beziehung entwickelte.
    Es mag einem seltsam erscheinen, dass eine erfolgreiche Hollywood-Millionärin sich in einen nomadisierenden Zeitgenossen verknallt hatte, der Reisepässe verbrauchte wie andere Menschen Papiertaschentücher, der in dreißig Sprachen fluchen konnte und der finanziell ständig auf wackligen Beinen stand. Doch Lelia hatte die Männer in ihrer unmittelbaren Umgebung satt. Wie sie es einmal diplomatisch ausdrückte: Sie alle waren verlogener Abschaum und absolut unzuverlässig. Tom aber sei ein Zeitungsmensch, erklärte Lelia, und habe von daher zumindest gelegentlich mit der Wahrheit zu tun. Außerdem liebte Lelia sein auf verwegene Art gutes Aussehen. Vermutlich glaubte sie, die tiefen Furchen in Toms Gesicht seien die Spuren abenteuerlicher Reportagen, die er, von Kugeln umschwirrt, in schwülfeuchten Urwäldern und auf glutheißem Wüstensand gemacht hatte. In Wahrheit musste Tom den Kopf zwecks Befolgung örtlicher Sicherheitsvorschriften viel häufiger in den Sand stecken.
    In atemlosem Staunen lauschte Lelia, wenn Tom ihr von den weltbewegenden Ereignissen erzählte, über die er berichtet hatte. Er seinerseits verfolgte voller Bewunderung die Professionalität, mit der Lelia ihre

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