Myrddin
mitbekommen konnte.
Dann lachte Myrddin, stand auf, löste den Strick von seinem Schlupfanorak und stellte sich vor den Grotteneingang.
„Ihr alle wartet, nicht wahr …“, sagte er lächelnd, „… und ich weiß nicht, was ich euch sagen kann. O quam salubre, quam incundum et suave est sedere in solitudine … “, spaßte er und niemand konnte ihn verstehen. In den Gesichtern der Tiere und Elfen standen stumme Fragen, die er zu belächeln schien. Selbst Hörn war verstimmt darüber, da die Gefährten ihm höflich begegnet waren und er nur einen gelehrten Schabernack mit ihnen trieb.
„Merlin, willst du uns damit sagen, daß du nichts erfahren hast? Willst du unsere Grauwölfe und die edlen Vanyar weiter hinhalten?“ fragte Hörn, der sich solchen Ton erlauben durfte.
„Hörn, ich will damit sagen, daß wir am Ende unserer Reise sind.“
Hörn blickte auf, als habe er nicht richtig verstanden. Das Ende einer Reise, die sie seit Jahrhunderten gelebt hatten?
„Es ist arrogant von dir, in Rätseln zu sprechen, von denen du weißt, daß wir sie nicht verstehen können, Merlin“, sprach Hörn auch im Namen der Elfen und der Grauwölfe.
„Ich gestehe es ein, Hörn … und verzeiht mir alle, besonders natürlich du, Akita, und du, Pacis. Ich war eingenommen von mir, meinem Glück und meinem Wissen. Alte Weisheiten gibt es, die sich erfüllen werden, Hörn. Sie werden sich in mir vollziehen – in dir und in mir – und sie werden durch uns wirken. Die Vanyar werden uns noch etwas begleiten … und ihr, Akita und Pacis, ihr werdet uns die Treue danken, wie wir euren Namen mit uns nehmen. Wir werden heute noch aufbrechen. Die Vanyar haben einen Wanderzirkus gefunden, dem wir uns anschließen werden, um sicher durch das Land zu reisen. Ich sehe die Gestirne über uns erleuchten, Hörn … und ich sehe tiefer in die Räume. Ich sehe uns in Stonehenge stehen und sehe unser Leben sich erfüllen. Wir werden diese Welt entleeren. Wir werden ihr das Wesen nehmen und sie mit ihrer Menschheit alleinlassen. Wir nehmen ihr den guten Geist, den sie nicht verstehen wollte. Ich nehme die Zeit mit mir, den Raum, die Unendlichkeit aller Wanderungen und das Licht … Das Licht hat sich schon auf den Weg gemacht.
Den Loszweig heben wir Hönir dann; es birgt beider Brüder Söhne das weite Windheim, wißt ihr noch mehr ? War es nicht der Seherin Gesicht, das dieses sagen ließ? Es werden Wasser bleiben, die keine Quellen haben. Es wird Strauchwerk geben, die keine Früchte tragen – und Menschen bleiben, die traumlos starren. Mit uns wird das Allwesen gehen. Eriu verläßt die trocknen Brunnen und die Harfen … sie werden nicht mehr erklinge …“, sagte Myrddin, auch verständlich für die Wölfe.
„O Merlin, was wird uns geschehen?“ fragte Akita, die etwas wie den Untergang Schwedens und einen Untergang der gesamten Welt befürchtete.
„Ihr werdet nach Schweden gehen und ihr werdet mir Melchor grüßen. Dort sollt und werdet ihr leben, bis euch euer Alter ruft. Für euch gibt es wirklich keinen Grund zur Sorge“, sagte Myrddin, als Halvdan, Virgo und Kent zu ihm herabkamen, ihn gehört hatten und wußten, daß sie mit ihm weiterziehen sollten, ohne gefragt worden zu sein.
Elwe erklärte ihnen, daß er es bereits mit Myrddin abgesprochen hätte und daß Einwände, so sie vorhanden wären, in einer internen Beratung vorgebracht werden sollten. Andernfalls würde er ihnen erklären, welche Aufgaben ihnen zuteil werden sollten – und sie waren mit der Entscheidung Elwes einverstanden. Sie hatten sich nicht zuletzt aus dem Grund einverstanden erklärt, um weiteren Klagen und säumigen Entscheidungen vorzubeugen. Und während Elwe seinen Blondelfen erklärte, daß sie weiterhin die Marionetten des alten Mannes spielen würden, führte Myrddin das Vorhaben den Wölfen und seinem Hörn aus.
„Ich sehe so viel, daß ich es nicht mehr nennen kann, da mir die Zeit nicht mehr reichen würde. Ist das nicht sonderbar, Hörn? Hast du mich schon einmal sagen hören, daß ich keine Zeit mehr habe? Und nun ist es endlich soweit“, freute sich Myrddin. „Das Sprechen wird leichter, weil es nichts zu sagen gib. Das Gleichgewicht der Zeit wird sich in uns erfüllen, Hörn … und wir werden uns schon sehr bald von Akita und Pacis trennen. Was ist das für eine Genugtuung im Leben! Laßt uns alle noch eine gute Zeit haben …“
„O Merlin, was wird mit uns?“ fragte Akita.
„Also … als erstes werden wir zusammen reisen.
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