Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
mit den Fingerspitzen. Ihre gute Laune war einer bebenden Erregung gewichen. Sie war nervös , und ihre Handflächen wurden feucht. Trotz ihrer warmen Bekleidung fröstelte es sie.
Einem ersten Impuls folgend wollte sie zu diesem ... Mönch gehen und mit ihm reden.
Sein Blick war offen und interessiert.
Erneut steckten die Männer ihre Köpfe zusammen. Der Mönch flüsterte seinem Gegenüber - es war der Polizeibeamte, den Rita gestern Abend kennen gelernt hatte - einige Sätze zu, und plötzlich schnellte der Kopf des Polizisten zu Rita herum. Er hatte seine Augen zusammengekniffen und musterte Rita neugierig. Als er ihrem Blick begegnete, nickte er kurz.
Rita lächelte verkrampft zurück.
Sie bekam eine Gänsehaut , und ein glitschiger Finger strich über ihre Wirbelsäule.
Was sollte sie tun? Einerseits drängte es sie, mit dem Mönch Kontakt aufzunehmen, andererseits stieß etwas an ihm sie ab. Außerdem fragte sie sich, warum die beiden Männer so an ihr interessiert schienen.
Vermutlich hatte der Polizist seinem Gesprächspartner von ihrem gestrigen Unfall berichtet. Die Tatsache, dass sie wohl und unversehrt hier stand, war sicherlich auch für andere Menschen erstaunlich. Warum also wunderte sie sich?
Der Traum
(Wir sind bei dir ... wir sind deine Freunde!)
ging Rita nicht aus dem Kopf.
Erneut sah der Mann in der Kutte auf. Seine Augen blickten gütig und abwartend, so wie die Augen eines Vaters blicken mochten, der seinem Sohn lauscht, wenn dieser sich ihm anvertraut, ein Blick, der über Rita strich wie eine besänftigende Hand.
Ohne dass sie es bemerkte, stieß sie sich vom Rezeptionstresen ab. Schritt für Schritt näherte sie sich der Sitzgruppe. Nun hoben beide Männer ihre Köpfe und blickten ihr entgegen. Rita fühlte sich wie auf einer Bühne. Ihre Sinne bebten.
»Mrs. Irving.«
Rita stockte.
»Entschuldigen Sie, Mrs. Irving.«
Sie fuhr herum. Ein Hotelangestellter beugte sich über den Tresen. »Sie haben das vergessen.« Er hielt Rita etwas entgegen. »Der Schlüssel für ihr Auto. Er wurde hier für Sie deponiert.«
»Oh, ja.« Rita räusperte sich. »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Im Moment benötige ich das Auto nicht.«
»Aber Mrs. Irving.« Der Angestellte lächelte geduldig. Er schwang den Schlüssel zwischen seinen Fingern.
»Entschuldigen Sie.« Rita nahm den Schlüssel entgegen und stopfte ihn in ihre Jeans.
Der Angestellte nickte zufrieden, wünschte Rita einen schönen Tag und widmete sich einem Aktenordner.
Als Rita sich umdrehte, war die Sitzgruppe leer.
Die beiden Männer waren verschwunden.
In der Gondel war es so eng, dass Rita sich vorkam wie ein Fisch in einer Dose. Für jeden Gast war ein Sitz reserviert , und an den Außenwänden der Gondel gab es Halterungen für Skier, Schlitten und Snowboards. Trotzdem hatten einige Sportler ihre Utensilien in die Kabi s ne gezwängt. Es roch nach Rasierwasser, Wolle und Feuchtigkeit.
Unter Rita glitten mit Schnee bedeckte Baumspitzen hin weg , und je höher die Gondel getragen wurde, desto mehr Schnee lag auf den Pisten, Wegen und Bäumen. Die Sonne strahlte von einem makellosen Himmel herab, ein Anblick der Rita bezauberte. Sie fuhr mitten in eine Märchenlandschaft hinein.
Nach zwanzig Minuten parkte die Gondel in einer Bergstation. Auf einem Schild las Rita: First - 2360 Meter ü. d. Meeresspiegel.
Rita atmete tief ein und genoss die frische Luft. Hier oben schien die Welt in Ordnung. Kinder und Erwachsene auf Skiern und Snowboards lachten ausgelassen. In einem Restaurant streckten Touristen ihre Gesichter der Sonne entgegen.
Rita öffnete die oberen Knöpfe ihrer Jacke. Es war erstaunlich warm hier oben. Ja, die Welt schien in Ordnung - hätte Rita nicht eine seltsame Bedrückung gespürt. Ihr war, als beobachte man sie, als lauere irgendetwas Böses hinter einem der weißen Hügel.
Sie fuhr herum und musterte die vielen Touristen. Beobachtet man sie? Sie konnte die Augen der meisten Menschen nicht sehen, da sie sich hinter dunklen Brillen verbargen.
Rita schüttelte den Kopf und stapfte zum Restaurant hinüber. Was war los mit ihr? Schon vorhin im Hotel hatte sie sich von den beiden Männern beobachtet gefühlt, und es hatte sie verwirrt, als beide plötzlich verschwunden gewesen waren.
Nun war sie auf dem Berg und fragte sich erstmalig, was sie hier überhaupt wollte ... was sie suchte ! So war es: Sie suchte jemanden ... sie suchte ihn ! Den Mann, der sie geheilt hatte und der ihr Herz
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