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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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liebte, seit er ein unerfahrener Junge war. Im Lauf seines Lebens war sie ihm oft erschienen, sie hatte ihn als ihren Krieger auserwählt, als den Menschenmann, den sie vor allen anderen gesegnet hatte. Aber kaum einmal hatte sie ihn angefasst und ihm nie auch nur annähernd sein heimliches Verlangen erfüllt.
    »Was ist los, Athene? Was ist geschehen?«
    Sie ließ ihre Hand sinken, stand auf und wandte ihm den Rücken zu. »Warum sollte denn etwas los sein? Darf ich dich nicht berühren, wenn ich es möchte?«
    Auch er stand auf und trat näher zu ihr. »Natürlich dürft Ihr mich berühren, aus welchem Grund auch immer!« Odysseus hob die Hände und hätte die Göttin liebend gern in die Arme geschlossen, aber er hielt sich zurück. Athene war keine Menschenfrau. Das konnte er niemals vergessen.
    Ohne sich ihm zuzuwenden, sagte sie: »Wusstest du, dass sogar Achilles die Liebe gefunden hat?«
    »Er liebt die Prinzessin, nicht wahr? Ich habe mich schon gefragt, ob er es zulassen wird.«
    »Du klingst nicht überrascht«, sagte Athene, und nun drehte sie sich zu ihm um.
    Odysseus zuckte lächelnd mit den Schultern. »Mir scheint, die Liebe ist selten berechenbar.«
    »Liebst du Penelope?«
    Bei der Erwähnung des Namens seiner Frau verblasste Odysseus’ Lächeln. »Sie ist meine Frau und die Mutter meines Sohnes. Ich respektiere und ehre sie als solche.«
    Wieder berührte Athene sein Gesicht. »Aber liebst du sie?«
    Fast ohne nachzudenken, drückte Odysseus seine Wange an ihre Hand. »Auf meine Art liebe ich sie.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass ich vor über zweiundzwanzig Jahren mein Herz einer anderen geschenkt habe. Seither ist nicht mehr viel übrig, was ich einer anderen schenken könnte.«
    »Mein Odysseus …«, flüsterte Athene.
    Ehe er es sich anders überlegen konnte, beugte Odysseus sich über sie und küsste sie zärtlich. Als ihre Lippen sich berührten, raste ein Schock des Begehrens durch seinen Körper, so heftig, dass Schmerz und Lust sich vermischten. Athene stockte der Atem, denn sie fühlte offensichtlich das Gleiche, und ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, zogen ihn zu sich, und sie vertiefte den Kuss.
    Sie erforschten einander, die Körper eng aneinandergepresst. Doch auf einmal unterbrach Athene den Kuss. Sie atmete schwer, und ihre perfekten Lippen waren geschwollen, ihre Wangen gerötet, wo sein Bart sie gekratzt hatte. Mit ihren großen grauen Augen, in denen sich unterschiedliche Gefühle mischten, blickte die Göttin ihn an. Odysseus betete, dass Verlangen und Zustimmung die stärksten Empfindungen waren.
    »Venus hatte recht«, sagte Athene. »Wir hätten schon vor Jahren ein Paar werden sollen.« Ohne sich aus seinen Armen zu lösen, machte die Göttin eine Handbewegung über den Strand, und im gleichen Augenblick erschien unter ihnen eine dicke Seidendecke.
    Bedächtig entfernte sie sich dann ein paar Schritte von Odysseus und löste die kunstvolle Brosche, die ihr Gewand über der Schulter zusammenhielt. Die graue Seide glitt über ihren Körper herab, fiel auf ihre Füße, und wieder fühlte Odysseus sich an Taubenflügel erinnert. Anmutig stieg Athene aus dem Kleid und legte sich auf die seidene Decke, ihre glatte Haut schimmernd und makellos im Mondlicht. Sie streckte ihm die Hand entgegen.
    »Komm zu mir, und beweise mir die Liebe, die du seit so vielen Jahren für mich empfindest, mein Odysseus«, forderte sie ihn auf.
    Odysseus legte sich zu ihr und verlor sich im Körper seiner Geliebten. Er wusste, dass er sie nicht als sein Eigen besitzen konnte. Er wusste, dass dies vielleicht das einzige Mal war, dass er ihre innigste Berührung erleben würde, aber er schenkte ihr seinen Körper ohne Zögern und mit vollkommener, freudiger Hingabe, so wie er ihr vor all den Jahren sein Herz geschenkt hatte.
    Es muss genügen … dachte er später, als er Athene in den Armen hielt und ihre Tränen sich vermischten. Irgendwie muss es genügen …

22
    »Es war falsch«, rief Venus und stürmte in Heras Privatgemach.
    »›War‹? Ich glaube, die korrekte Formulierung wäre ›ist‹! Ihr solltet sagen: ›Es ist falsch, Euch in Eurem Gemach zu stören, meine Königin‹.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich hätte Euch auch nicht belästigt, aber ich glaube, es ist ein echter Notfall«, verteidigte sich Venus und pflückte einen Becher Ambrosia aus der Luft.
    »Was ist denn passiert? Erzählt mir nicht, dass Eure kleine Sterbliche, die sich in Polyxenas Körper befindet,

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