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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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ist nur ein Kratzer – nicht der Rede wert«, wiegelte er ab.
    »Ich bin deine Göttin, ich entscheide, worüber es sich zu reden lohnt und worüber nicht.« Sie kniete sich neben ihn. »Lass mich sehen.«
    »Nein, Athene! Ihr solltet nicht …«, begann Odysseus, ergriff den Ellbogen der Göttin und versuchte, sie hochzurichten.
    Aber Athene drückte die Hand auf seine Brust. »Es ist mein Wunsch, mit eigenen Augen zu sehen, wie schwer mein Krieger verwundet ist.«
    Bei ihrer Berührung zog sich seine Brust zusammen. Seufzend ließ er ihren Arm los, lehnte sich zurück und streckte das Bein, so dass sie die Wunde sehen konnte. Als er anfing, den Verband zu lösen, hielten ihn ihre sanften Hände auf.
    »Ich mache das. Du musst nur stillhalten.«
    Wie erstarrt saß Odysseus da und atmete Athenes einzigartigen Duft ein. Sie war so nah, dass ihre langen goldenen Haare ihn streiften, während sie sich über sein Bein beugte, und er war erregt, aber gleichzeitig hatte er Angst, dass sie es bemerken und missbilligen würde. War ihr klar, wie sehr er sie liebte? Natürlich. Sie wusste alles.
    »Das könnte sich entzünden. Warum hast du die Wunde nicht ordentlich gereinigt und verbunden?« Athene blickte zu ihm empor, die glatte Stirn leicht gerunzelt.
    Odysseus wollte ihr erzählen, dass er zu beschäftigt gewesen war, aber die Worte, die ihm über die Lippen kamen, waren ganz anders als die, die er in Gedanken geplant hatte. Sie kamen von Herzen. »Ich war zu müde, um mich damit abzugeben, Göttin. Ich wünschte beinahe, die Wunde würde sich entzünden und mich töten. Dann könnte ich mich endlich ausruhen.«
    Ihre Augen verengten sich, was ein Unwissender leicht als Verärgerung hätte deuten können. Doch Odysseus verstand Athenes Mimik, und ihm war klar, dass sie so den Schock zum Ausdruck brachte, den seine Worte ihr versetzt hatten.
    »Du wirst nicht sterben, das verbiete ich.« Sanft legte die Göttin die Hand auf die Wunde, schloss die Augen und sammelte offensichtlich ihre Kraft. Dann flüsterte sie: »Fleisch, gehorche der Göttin und ihrem Befehl, lass Blut und Haut sich verbinden schnell.«
    Athenes Hand begann zu glühen, und Odysseus sog scharf den Atem ein, als ihre Macht in ihn eindrang. Ihre Hitze war wie ein Feuer, das durch seine Adern loderte, und er spürte, wie sein Fleisch ihrem Befehl gehorchte und verheilte. Als sie ihre Hand wieder hob und die Augen öffnete, war sein Schenkel glatt und von der Wunde nur eine kleine rosa Narbe übrig.
    »Seht Ihr«, sagte er und lächelte. »Ich habe Euch ja gesagt, dass Eure Gegenwart mich verjüngt.«
    Athene schenkte ihm ein seltenes Lächeln. »Du eigensinniger Mann. Musst du immer darauf beharren, mir zu schmeicheln?«
    »Solange ich Euch gehöre, meine Göttin.«
    »Dann werde ich deine Schmeicheleien wohl ewig über mich ergehen lassen müssen, denn du wirst immer mir gehören, Odysseus.« Langsam, als kämpfte sie mit sich, drückte Athene ihre Hand erneut auf seinen Schenkel. Doch diesmal war die Geste zärtlich, nicht die einer Heilerin. Noch immer neben ihm kniend, streichelte die Göttin über die frisch verheilte Haut. »Wie lange ist es her, seit ich dir zum ersten Mal erschienen bin?«
    Odysseus zögerte keinen Augenblick. »Etwas über zweiundzwanzig Jahre, Göttin. Noch bevor ich einen Bart bekommen habe.«
    »Du warst ein wundervoller Junge, mit so einem süßen glatten Gesicht – und man hat dir schon damals angemerkt, wie geistreich und weise du werden würdest.« Bei der Erinnerung erschien auf dem sonst so ernsten Gesicht der Göttin erneut ein Lächeln.
    Odysseus hatte das Gefühl, das Herz müsste ihm aus der Brust springen, so schön war sie. Als er sich verlegen über die Bartstoppeln strich, hoffte er, dass sie nicht bemerkte, wie seine Hand zitterte. »Ganz anders als jetzt, Göttin. Den süßen Jungen mit dem glatten Gesicht gibt es nicht mehr.«
    Er hatte erwartet, sie würde ihm zustimmen, lachen und sich hinter das zurückziehen, was er insgeheim ihre göttliche Maske nannte – die Maske, die Athenes tiefste Gefühle verbarg und verhinderte, dass Wut oder Leidenschaft sich auf ihrem Gesicht abzeichneten. Aber sie überraschte ihn zutiefst, indem sie die Hand ausstreckte und sanft über seine Wange strich.
    »Ich sehe den Jungen immer noch in dir«, sagte sie so leise, dass Odysseus die Ohren spitzen musste, um sie trotz seines heftig klopfenden Herzens zu hören.
    Er starrte auf seine Göttin hinunter – die Frau, die er

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