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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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dunkelrotem Wein füllte. Körperlich fühlte Kat sich immer mehr wie sie selbst. Die Schwäche verschwand, ebenso wie der unstillbare Durst und das Gefühl, nicht richtig in die Welt zu gehören – was, das wurde ihr jetzt klar, völlig absurd war. Natürlich gehörte sie nicht in diese Welt. Genauso wenig wie Jacky. Aber sie waren beide hier und fühlten sich unbestreitbar zu diesen Männern hingezogen – unabänderlich mit ihrem Schicksal verwoben.
    »Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?« Jackys sanfte, aber eindringliche Frage riss Kat aus ihrer Grübelei.
    »Ich bin nur ein bisschen durcheinander«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Die beiden Frauen hatten ein paar Augenblicke für sich, denn Achilles und Patroklos waren zum Feuer hinübergegangen und holten, um Aetnia nicht rufen zu müssen, selbst ein Tablett mit Brot, Oliven und Käse sowie – auf Jackys Drängen – noch einen Krug Rotwein.
    »Weshalb?«, fragte Jacky.
    Kat sah sie an. »Ich habe Achilles gesagt, wer wir wirklich sind.«
    »Weiter nichts? Das hab ich Patroklos auch schon gesagt.«
    »Wie bitte?«
    »Ich musste ziemlich viel herumkommandieren, als dein Knabe dich halbtot hier angeschleppt hat. Die wollten dich zur Ader lassen und dich mit Stierpisse und Schweinerotz einreiben und lauter solchen Quatsch. Als gute Freundin habe ich darauf bestanden, dass sie das sein lassen.«
    »Und das kam nicht gut an?«
    »Nein. Erst als ich Patroklos erklärt habe, wer genau wir sind und warum ich mehr von der Behandlung von Kranken und Verletzten verstehe als die lächerlichen Quacksalber von der griechischen Armee.«
    »Wie hat er es aufgenommen?«
    Jacky lächelte. »Nur ein Miniausraster. Allerdings musste ich versprechen, ihm ein Auto zu zeichnen.«
    »Ein Auto?«
    Jacky zuckte mit den Schultern. »Du weißt doch, wie Jungs so sind. Ich hab von der modernen Welt erzählt … eines führte zum andern … und schwupp, schon will er ein Auto.«
    »Klingt einleuchtend, à la Twilight Zone«, meinte Kat. »Du liebst ihn, stimmt’s?«
    »Ich fürchte, das könnte sein. Und du liebst Achilles, richtig?«
    »Ich denke, ja.«
    »Na, dann sitzen wir ja richtig schön in der Scheiße, was?«, meinte Jacky.
    »Yep«, bestätigte Kat.
    »Allmählich macht es ihm echt zu schaffen, dass er nicht kämpft«, sagte Jacky, und ihr Blick folgte Patroklos zum Lagerfeuer. »Ich würde sagen, ich wollte, die Griechen würden sich beeilen und verlieren, aber jetzt ist alles so anders. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mir wünschen, geschweige denn, was ich tun soll.«
    »Das kann ich gut verstehen. Vorher hätten sie einfach verloren, und wir wären wieder nach Hause gehext worden. Aber jetzt, na ja …« Sie verstummte.
    »Jetzt weiß ich nicht mehr, ob ich überhaupt jemals wieder zurückgehen will«, vollendete Jacky den Satz für sie.
    »Genau.«

    Odysseus fühlte sich alt, seine Schulter schmerzte. In der heutigen Schlacht war er verwundet worden – als er einen Angriff auf die verdammten trojanischen Mauern angeführt hatte, war er in Schussweite eines Bogenschützen geraten. Zum Glück hatte der Pfeil nur seinen Oberschenkel geschrammt und war nicht ins Fleisch eingedrungen, trotzdem war die Wunde schmerzhaft und lästig, und er musste sich auf ein knorriges altes Stück Treibholz setzen. Gedankenverloren drückte er die Hand auf das blutige Stück Leinen, mit dem er die Beinwunde hastig verbunden hatte. Wenigstens hatte er dieses Stück Strand für sich. Er starrte hinaus auf das mondbeschienene Meer und hob gelegentlich den Weinschlauch an die Lippen.
    »Du siehst müde aus.«
    Odysseus schloss die Augen und ließ die Stimme über sich hinwegfluten. Als er die Augen wieder öffnete, stand die Göttin vor ihm. Sie trug ein Gewand in der Farbe von Taubenflügeln, die perfekt zu ihren ungewöhnlichen Augen passte. Ihren Kriegshelm und ihren Schild hatte sie nicht dabei, und sie trug auch sonst kein Symbol ihrer Macht. Odysseus fand, dass sie aussah wie eine wunderschöne Frau in der Blüte ihrer Jugend. Ehrfürchtig senkte er den Kopf.
    »Eure Gegenwart verjüngt und erfrischt mich, Göttin.«
    Athene tat die Schmeichelei mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Schläfst du nicht gut? Ich habe dir doch schon gesagt …« In diesem Moment bemerkte sie den blutigen Verband an seinem Bein, und sie verstummte. Doch dann machte sie eine für die Göttin des Krieges typische strenge Miene. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du verwundet bist?«
    »Es

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