Mythica 07 - Goettin der Legenden
Feuer anfachte, erklärte sie: »Es ist eine Freude für mich, Euch zu dienen, Komtess.«
Schließlich richtete sie sich wieder auf und wandte sich Isabel mit einem verlegenen Lächeln zu. »Und ehrlich gesagt – wenn Ihr mich tagsüber gerade nicht braucht, dann mache ich hier und da schon ein kleines Nickerchen. So bekomme ich gewiss genügend Schlaf.«
»Freut mich, zu hören, aber beantworte mir doch bitte auch Folgendes: Was machst du zu deinem Vergnügen, Mary?«
»Mylady? Ich bin nicht sicher, ob ich diese Frage verstehe.«
»Du und deine Freundinnen, was macht ihr? Spiele? Sport?«
»Für solche Dinge bleibt uns kaum einmal Zeit.«
»So viel zu tun, so wenig Zeit, ja?«
»So ungefähr, ja, Madam.«
»Darum müssen wir uns unbedingt kümmern«, murmelte Isabel.
»Wie bitte?«
»Nichts, nichts, Mary.« Isabel schlug ihre Decken zurück und stand auf. »Hör zu, ich kann nicht schlafen. Vielleicht tut mir ein kleiner Spaziergang gut. Gibt es einen Weg zu den südlichen Gärten, ohne dass man durch die große Halle muss?«
»Ja, den gibt es, Komtess. Aber nur über die Hintertreppe, und die wird von den Dienstboten benutzt, nicht von adligen Damen wie Euch.«
»Dann bin ich heute Nacht eben eine Dienstbotin. Bitte hilf mir, meinen langen Umhang zu finden, und zeig mir den Weg.«
So ließ Isabel sich von Mary in die Gärten führen, wo sie sich vor wenigen Stunden mit Arthur unterhalten hatte. Zum Glück begegneten sie unterwegs nicht einem Menschen – offensichtlich hatten die anderen Schlossbewohner keine Schlafprobleme.
Isabel bedankte sich herzlich bei Mary und versuchte, sie mit einer der vielen Münzen zu belohnen, die sie in einem Beutel in einem der Koffer gefunden hatte. Aber Mary starrte das Geld an und wich entsetzt zurück. »Nein, Komtess, das kann ich nicht annehmen. Wenn man das bei mir findet, wird man mich des Diebstahls verdächtigen.«
»Wie das? Ich kann doch jederzeit bestätigen, dass es ein Geschenk war, das ich dir für deine hervorragenden Dienste gemacht habe.«
»Es ist mir aber nicht gestattet, solche Geschenke anzunehmen.«
Himmel, das sollte man dem Personal auf einem Kreuzfahrtschiff erzählen. Da hielt doch jeder bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit die Hand auf. Isabel schwor sich, eine Möglichkeit zu finden, wie sie Mary belohnen konnte, ohne das Mädchen in Schwierigkeiten zu bringen.
»Tut mir leid, das war anscheinend schon wieder ein Fauxpas meinerseits. Ich wollte dich ganz bestimmt nicht beleidigen, Mary.«
»Fo pa?«
»Ach, vergiss es, vermutlich wird dieses Wort nur in meinem Land benutzt. Bitte, geh jetzt zu Bett – und danke, dass du mir so liebenswürdig geholfen hast.«
Mary knickste, eine Gewohnheit, die Isabel allmählich auf die Nerven ging. Aber sie biss sich auf die Zunge und wünschte dem Mädchen freundlich eine gute Nacht. »Ich finde allein zurück, Mary, ich benötige deine Hilfe erst wieder zum Morgenbad.«
»Danke sehr, Madam. Und ich hoffe, dass Ihr den Frieden findet, den Ihr sucht.«
Das wünschte Isabel sich ebenfalls, befürchtete allerdings, dass sich der Wunsch momentan nicht erfüllen ließ.
»Anscheinend finden wir beide heute Nacht keine Ruhe.«
Isabel fuhr heftig zusammen, wirbelte herum und erkannte zum Glück sofort, wer da im Dunkeln an einem Aprikosenbaum lehnte. »Arthur! Guter Gott, Ihr habt mich fast zu Tode erschreckt.«
Er verbeugte sich. »Verzeiht, Isabel. Das war durchaus nicht meine Absicht.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Verfolgt Ihr mich etwa?«
Er stieß sich mit der Schulter von dem Baum ab und trat lautlos und mit katzengleicher Anmut auf sie zu. »Ich glaube eher, dass Ihr mir gefolgt seid, denn ich wandere schon einige Zeit in den Gärten umher.«
»Davon hatte ich keine Ahnung«, erwiderte sie ein wenig beleidigt. »Ich konnte einfach nicht einschlafen.« Dann fiel ihr etwas ein. »Es ist aber nicht Marys Schuld! Ich habe sie gebeten, mir einen Weg hierher zu zeigen, auf dem man nicht die große Halle durchqueren muss.«
»Ich schwöre, ich werde dafür sorgen, dass Mary nicht bestraft, sondern belohnt wird. In Wahrheit hat sie ihrem König mehr Loyalität gezeigt, als ich von vielen anderen seit langer Zeit erfahren habe.«
Er kam um die magische Bank herum und ergriff Isabels Hand. »Bitte gesellt Euch zu mir und erzählt, warum Ihr nicht schlafen könnt, Komtess Isabel.«
»Ich fürchte, das weiß ich nicht selbst so genau.«
»Ist Eure Unterkunft etwa nicht
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