Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythica 07 - Goettin der Legenden

Mythica 07 - Goettin der Legenden

Titel: Mythica 07 - Goettin der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
Vom Netzwerk:
so viel Freude gemacht hatte – schien durch den Verlust von Merlin irgendwie öder geworden zu sein. Nichts war mehr so wie früher …
    Viviane hob den Kopf. »Ich hab’s! Vielleicht verliert Arthur alles, aber wenn er seine Liebe, seine Guinevere behalten kann, dann wird sein Herz nicht gebrochen, und dann wird sein Schicksal sich zwangsläufig ändern.« Vor Aufregung begann die Göttin wieder, auf und ab zu wandern. »Jetzt weiß ich, was ich tun muss. Ich muss eine Frau finden – eine hinreißende Frau aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt. Die muss ich hierherbringen, damit sie Lancelot verführt, denn dann kehrt Guinevere zu Arthur zurück und tröstet seine verwundete Seele!«
    Dann würde alles gut werden. Merlin würde erwachen und sie lieben wie nie zuvor. Oh, wie sie seine Liebe vermisste! Merlin war wirklich ein Zauberer, und das in Bereichen, die sich diese Dummköpfe in Camelot nicht einmal vorstellen konnten.
    Entschlossen trat Viviane ans Wasser und ließ sich die nackten Füße von den Wellen liebkosen, die das Ufer küssten. Dann hob sie die Arme. Augenblicklich verdichtete sich der Nebel und wirbelte magisch um sie herum, wie in Erwartung ihres Zauberspruchs.
    Aus der Tiefe rufe ich meine Macht
    See und Ozean, Regen, Nebel und Tau – hört mich, habt Acht.
    Eine Seele zu finden, das ist mein Begehr,
    besonders und eigen und anderswo her.
    Die Göttin hielt inne und erinnerte sich daran, dass Merlin gesagt hatte, ein Leben könne nicht einfach so aus seinem Schicksal herausgerissen werden. Kurz überlegte sie, ob sie die Warnung ihres Geliebten in den Wind schlagen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Nein, der Zauber musste perfekt sein, schließlich war dies ihre einzige Chance. Schon jetzt begannen die Ereignisse in Camelot, außer Kontrolle zu geraten – bald würde es zu spät sein, die Zukunft noch zu beeinflussen. Vielleicht war es das jetzt schon.
    Nein! So wollte sie nicht denken. Sie war eine Göttin, und durch die Magie ihres Wasserreichs würde sie Arthurs Schicksal wenden und ihren Geliebten retten.
    Viviane konzentrierte sich erneut und zog ihre Macht aus den Tiefen des Sees, der sich wie gewelltes Glas vor ihren Füßen erstreckte.
    Bring eine Frau, eine Sterbliche mir,
    benutze mein göttliches Portal als die Tür.
    Vollendet muss ihr Leben sein,
    damit ganz frei sie kann herein.
    Nun schloss die Göttin die Augen und konzentrierte sich so intensiv, dass Schweißperlen auf ihrer glatten Stirn erschienen.
    Ihre größte Sehnsucht soll sie kennen,
    soll die Liebe als Herzenswunsch nennen.
    Klug soll sie sein, und sie soll es verstehen,
    die Welt mit neuen Augen zu sehen.
    Die schleichende Dunkelheit weg sie schafft,
    denn Liebe und Leben sind ihre Kraft.
    Ihre Seele werde ich finden
    und mit meiner Magie sanft an mich binden.
    See, Meer, Regen, Nebel und Tau – sucht nun in Eil’
    die Frau, die Arthurs Herz macht heil.
    Mit einer ausladenden Geste breitete Viviane die Arme aus, warf die Lichtkugel, die sich zwischen ihren Händen gebildet hatte, von sich und schleuderte ihren Willen, ihre Macht, ihre göttliche Magie hinaus in den See. Sofort veränderte sich seine Farbe, und aus dem tiefen Saphirblau wurde ein glänzendes Silber, so hell, dass ein Sterblicher, wenn er auch nur einen Blick auf diese Verwandlung erhascht hätte, für immer blind geworden wäre.
    Schön muss sie sein und klug, ohne Frage.
    Auf Anhieb muss sie erkennen die missliche Lage.
    Fröhlichen Herzens, munter und frei soll sie sein,
    ihre Verführungskünste lieber zu groß als zu klein.
    Jetzt geht! Tut meinen Willen!
    Meinen Befehl sollt ihr erfüllen!
    Der schimmernde See brandete auf, und ganz langsam begannen sich Ranken von Licht von ihm zu lösen. Schmale Lichtfinger schlängelten sich suchend übers Wasser.
    »Geht!«, rief die Göttin ungeduldig, und die Lichtstränge erhoben sich in die Lüfte, höher und immer höher … und schossen schließlich hinauf in den Morgenhimmel, wo sie aus dieser Wirklichkeit verschwanden und in unsichtbare Zeiten und Welten entschwebten.
    Noch lange, nachdem ihre Magie sich aufgelöst hatte, starrte Viviane in den Himmel. Doch dann wandte sie sich mit einem Seufzen ab und ging weiter, ließ sich von dem tröstenden Wasser umschließen, während sie zu ihrem Perlenpalast hinabglitt, der tief unter den Wellen lag. Jetzt konnte sie nur noch warten und hoffen.
    Wenn ich nur die richtige Frau finde
, sinnierte die Göttin, als sie ihren Palast betrat.

Weitere Kostenlose Bücher