Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen
da«, warf Nera ein, offensichtlich begeistert von den schnörkeligen Wasserlinien, die ihr Element darstellten.
»Wer hat das für Euch gemacht, Empousa?«, wollte Floga wissen.
Mikki hob die Augen von dem Plan, um dem forschenden Blick der Dienerin des Feuer-Elements zu begegnen.
»Das hat der Wächter für mich gezeichnet«, antwortete sie, sorgsam darauf achtend, dass ihre Stimme beiläufig klang und ihr Gesicht gelassen blieb.
»Der Wächter!«, rief Gii. »Aber wie konnte er …«
»Sie hat es befohlen«, unterbrach Floga sie. »Er tut alles, was sie ihm befiehlt.«
Ohne sich von ihrem seltsamen Ton beirren zu lassen, erklärte Mikki: »Genau genommen habe ich es ihm nicht befohlen . Ich habe ihn nur darum gebeten.« Sie zuckte die Schultern. »Weiter nichts. Anscheinend war es keine große Sache. Er hat Krallen, die er ausfahren und als Zeichenfedern benutzen kann. Und er lebt schon seit Ewigkeiten hier. Kein Wunder, dass er jeden Winkel des Reichs kennt.« Sie sah Floga mit einem angespannten Lächeln an. »Aber danke, dass du mich daran erinnert hast, ich muss ihm nämlich befehlen hierherzukommen. Ich habe ihm aufgetragen, den Rest der Rosenmauer zu überprüfen und sich zu vergewissern, dass nicht noch mehr Teile geschwächt sind, um die wir uns kümmern müssen.« Mikki brauchte nicht die Augen zu schließen, um sich auf ihn zu konzentrieren. Nach dem gestrigen Abend schien er nie fern von ihren Gedanken zu sein. Dann wandte sie sich wieder ihren Dienerinnen zu und schaute über den Garten. »Komm zu mir, Asterius«, flüsterte sie in den Wind.
Sie hatte nur Zeit, sich zu fragen, ob es ihn wohl störte, wenn sie ihn bei dem Namen rief, den seine Mutter ihm gegeben hatte, dann änderte sich auch schon der Luftdruck auf dem Balkon, die Luft wurde schwerer und fühlte sich dick an. Sie hörte seine Hufe kräftig auf den Marmor donnern, und er kam die Balkontreppe heraufgestürmt. Doch obgleich er kräftig ausschritt, fand Mikki, dass er müde wirkte, und war fast gleichermaßen verärgert wie enttäuscht, als er sich verneigte und sie förmlich, und ohne ihr in die Augen zu schauen, ansprach.
»Ihr habt mich zu Euch befohlen, Empousa?«
»Ja. Ich habe gehofft, dass du heute Morgen die Gelegenheit hattest, den Rest der Rosenmauer zu prüfen.«
»Ja, ich war dort, Empousa.«
»Und?«
»Mir erscheint kein Bereich besonders schwach, abgesehen von dem in der Nähe des Tors.«
»Dann stimmst du mir also zu, dass wir uns auf die Rosen im Innern des Gartens konzentrieren können?«
Endlich sah er sie an. »Ja, da bin ich ganz Eurer Meinung.«
»Gut«, sagte sie energisch, ignorierte das Flattern, das seine Anwesenheit in ihrem Magen hervorrief, und wandte sich an ihre Dienerinnen. »Dann nehmt euch jetzt jede eine Gruppe von Helferinnen mit und bildet jeweils eine Kette mit Düngerkörben. Präpariert die Beete so, wie wir es im Bereich um die Wurzeln der Rispen-Rosen gemacht haben. Ich schaue mir nachher alles an, und dann sehen wir weiter.«
»Ja, Empousa«, antworteten die vier Dienerinnen der Elemente im Chor, knicksten und machten sich daran, zusammen mit dem Wächter den Balkon zu verlassen.
»Floga, Wächter – euch beide möchte ich noch kurz sprechen«, rief Mikki.
Sie wurde einfach das Gefühl nicht los, dass in den Augen der Dienerin des Feuers, obwohl sie sich um eine neutrale Miene bemüht hatte, deutlich ihr Unbehagen über die Sonderbehandlung zu lesen war. Sie vertraut mir nicht .
»Floga, dein Gartenbereich ist der südliche Teil, zu dem auch das Rosentor gehört. Ich weiß, es wäre einfacher und schneller für deine Helferinnen, in den Wald zu gehen und wie gestern den Lehm als Dünger zu verwenden, aber ich möchte das Tor heute nicht schon wieder öffnen.«
Floga sah überrascht aus, und Mikki konnte es ihr nicht übelnehmen. Gestern hatte sie darauf bestanden, dass Asterius das Tor offen hielt, Gefahr hin oder her. Mikki sah den Wächter an. »Wie lautet dein Rat?«
»Ich glaube, es ist eine kluge Entscheidung, das Tor nicht so früh wieder zu öffnen«, sagte er.
»Dann sind wir einer Meinung, dass Floga ihren Frauen in etwa zwei Tagen erlauben kann, mehr Lehm zu holen, aber dass das jetzt keine gute Idee wäre?«
»Ja, Empousa, wir sind derselben Meinung.«
»Gut.« Sie wusste, dass das Lächeln, mit dem sie ihn ansah, in seiner Herzlichkeit offensichtlich war, und sie fühlte, wie die Dienerin sie aufmerksam beobachtete, aber es war ihr gleichgültig. Sollten doch
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