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Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Titel: Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Königsviolett legte sich um Mikkis Schulter.
    »Wirklich praktisch, dich dabeizuhaben«, meinte Mikki und versuchte, mit einem Lächeln ihre Nervosität zu überspielen. Dann machte sie eine Kopfbewegung zu dem tiefen dunklen Wald. »Gehen wir da rein?«
    »Keine Angst«, beruhigte er sie wieder.
    »Für dich ist das leichter, du hast Klauen«, murmelte sie.
    Er lächelte, und im Licht der Fackel blitzten seine Zähne. »Meine Klauen stehen Euch zu Diensten, werte Dame.«
    »Du sagst sehr nette Dinge«, entgegnete sie mit ihrem besten Südstaaten-Akzent, und Asterius lachte herzhaft.
    So schritten sie in den Wald und wurden sofort von einer Finsternis verschluckt, die das Silberlicht des zunehmenden Mondes gänzlich verschluckte. Asterius’ Fackel warf gespenstische Schatten auf der Rinde der uralten Bäume. Ohne ihren Begleiter hätte Mikki eine Höllenangst gehabt, aber mit ihm gruselte sie sich nur und freute sich darauf, möglichst bald in die helle Sicherheit des Palasts zurückzukehren.
    »Weiter müssen wir heute nicht gehen«, sagte er nach einer Weile. »Ich muss nur ein paar Stränge sammeln, dann sind die Frauen zufrieden. Morgen hole ich dann mehr.« Er blieb stehen und steckte die Fackel wieder in die Erde. Dann blickte er auf ihre Hand hinunter, die immer noch auf seinem Arm lag. »Ich brauche beide Arme«, erklärte er sanft.
    »Oh, entschuldige.« Rasch löste sie ihren Klammergriff und trat einen kleinen Schritt von ihm weg. Das einzig Gute an dieser Dunkelheit war, dass man nicht sehen konnte, wie sehr sie errötete.
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen«, meinte er etwas barsch. »Eure Berührung ist mir angenehm.«
    Überrascht blinzelte sie ihn an. Hatte sie richtig gehört? Die Worte an sich waren freundlich, aber wie er sie sagte, klang es verärgert. Das konnte einen wirklich konfus machen. Ebenso wie die Tatsache, dass seine Hände so sanft waren, während in seinem Gesicht, wenn er sie berührte, immer etwas erschien, das fast aussah wie Schmerz. »Ehrlich?«, platzte sie heraus.
    Er seufzte tief. »Ja, ehrlich.« Dann nahm er sie bei den Schultern und schob sie ein paar Schritte zur Seite. »Bleibt hier stehen. Es dauert nicht lang.«
    Wortlos streckte er die Hände aus. Das Fackellicht glitzerte auf den Klauen, die plötzlich aus seinen Fingern wuchsen, er schloss die Augen, hob den Kopf und begann im Kreis zu gehen, bis er so stand, dass ihm der leichte Wind ins Gesicht blies. Obwohl er halb von ihr abgewandt war, konnte Mikki sehen, dass seine Lippen sich bewegten, als würde er ein stilles Gebet sprechen. Dann hob er abrupt die Hand, stieß sie mit einem Ruck nach vorn – es sah aus, als versuchte er, den Wind zu krallen –, drehte sie dann um und schloss sie mit einer einzigen, blitzschnellen Bewegung. Sofort begann die Luft vor seinen Krallenspitzen zu schimmern und aus ihr formten sich lang, dünne Fäden, die er Hand über Hand zu sich heranzog, bis sie sich in einem glitzernden, filigranen Bündel um seine Hufe sammelten.
    Staunend beobachtete Mikki seine Arbeit. Er bewegte sich in einem kleinen Kreis, stets in ihrer Nähe, im Licht der Fackel. Aber nicht nur aus dem Wind sammelte er die Fäden, manchmal griff er auch in die Blätter der uralten Bäume und pflückte bislang unsichtbares Garn aus dem Laub. Dann änderte er den Fokus und ließ die Hände durch das Unterholz gleiten, das in der lehmigen Erde wucherte, und die ganze Zeit über wurde das Bündel erlesener Fasern größer und größer. Mikki konnte die glitzernde Pracht, die ständig in Bewegung war, nicht lange direkt anschauen, weil ihr schwindlig wurde. Es kam ihr vor, als würde sie einen Picasso in einem Zerrspiegel betrachten.
    Also konzentrierte sie sich nicht auf die Fäden, sondern auf Asterius. Er bewegte sich mit der Anmut eines Kriegers und mit der Kraft einer riesigen Katze. Trotz seiner Hörner und gespaltenen Hufe ähnelte er mit seiner Mähne, seinen dunklen, unergründlichen Augen und seiner raubtierhaften Grazie viel eher einem Löwen als einem Stier. Und plötzlich wandten sich diese Augen Mikki zu. Asterius atmete schwer, seine Arme waren schweißnass.
    »Von all den Wundern, die du mir heute Abend gezeigt hast, ist es das unglaublichste, dir zuzusehen, wie du die Realitätsfäden aus der Dunkelheit herbeiziehst.«
    »Möchtet Ihr es auch versuchen?«
    »O ja«, hauchte sie.
    »Dann müsst Ihr jetzt zu mir kommen.«
    Ohne Zögern ging sie zu ihm.
    »Vertraut Ihr mir?«, fragte

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