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Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Titel: Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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seiner Stimme brachte die Kerzen zum Flackern, aber Mikki erschrak weder, noch wich sie zurück. Langsam hob sie den Blick von der Skizze. Und dann wurde ihr flau im Magen. Asterius stand unter einem abgerundeten Torbogen, der in einen anderen Raum tiefer in der Höhle führte, und er war fast nackt. Der lederne Brustharnisch war verschwunden, die Tunika ebenfalls, und er trug weiter nichts als ein kurzes, um seine Hüften geschlungenes Leinenhandtuch. Unwillkürlich fuhr Mikki sich mit der Zunge über die Lippen. Aber dann rief sie sich zur Räson. Wenn sie nicht bald etwas sagte, würde er sicher annehmen, dass sie vor Angst erstarrt war.
    »Du bist nicht zu mir gekommen, also bin ich jetzt hier.«
    Sie sah, dass seine Wut nachließ. Und als sie lächelte, schien er überhaupt nicht mehr zu wissen, was er sagen sollte. Sie versuchte, seine spärliche Bekleidung zu ignorieren, und wies mit einem Kopfnicken zur Höhlenwand. »Die Zeichnungen sind wunderschön. Ist das Kreta?«
    »Ja.«
    »Du bist sehr talentiert. Allein vom Anschauen bekomme ich Lust, eine lange Urlaubsreise durchs Mittelmeer zu unternehmen.« Ehe er antworten konnte, deutete Mikki auf die Skizze, auf der sie selbst zu sehen war. »Und das hier ist sehr schmeichelhaft. Ich wusste nicht einmal, dass du an diesem Abend da warst.«
    »Es ging mir nicht darum zu schmeicheln.«
    »Ich meine das nicht negativ. Ich wollte sagen, du hast mich als schön und kraftvoll dargestellt, und das ist schmeichelhaft.«
    »So sehe ich Euch eben«, erwiderte er.
    »Wirklich?«
    »Ich würde Euch niemals anlügen.«
    »Manche Leute behaupten, Auslassung ist auch eine Lüge«, erklärte sie.
    »Mikado, wenn die Göttin mir befohlen hat, etwas zu tun oder zu lassen – etwas zu sagen oder zu schweigen –, dann muss ich ihr gehorchen. Ich habe ihr meinen Eid geschworen.«
    »Okay, das verstehe ich. Entschuldige. Es ist nur so frustrierend für mich, in einer Situation zu sein, in der ich nicht alle Einzelheiten kenne.«
    »Wenn ich alle Eure Fragen beantworten könnte, würde ich es tun, das schwöre ich«, beteuerte er.
    »Na, das ist ja vermutlich schon etwas.« Sie seufzte und blickte wieder auf die Höhlenwand. »Wie wäre es, wenn du mich ein bisschen herumführst? Es ist wirklich faszinierend hier.«
    Er rührte sich nicht aus seinem Torbogen. »Seid Ihr deshalb hergekommen, Mikado? Damit ich Euch meine Höhle zeige?«
    »Nein. Ich bin gekommen, weil ich dich sehen wollte.«
    »Warum wolltet Ihr mich sehen?«
    »Weil du heute nicht zu mir gekommen bist. Ich habe dich vermisst, vor allem, nachdem ich den Zauber gewirkt habe, der Männern erlaubt, unser Reich zu besuchen.«
    »Ich bin kein …«, begann er.
    »Himmel, es reicht! Haben wir das gestern nicht zur Genüge durchgekaut? Ich weiß, dass du kein Mann bist, aber Mann oder kein Mann, als ich den Zauber gewirkt habe, habe ich an dich gedacht«, erwiderte sie ungehalten.
    Er wandte den Blick ab, und an seinem verspannten Kiefer und den geballten Fäusten konnte sie erkennen, wie nervös er war.
    »Ich weiß.« Seine Stimme klang angestrengt. »Ich habe den Zauber gespürt, und auch, dass Ihr an mich denkt. Ich wollte, Ihr würdet das nicht tun.«
    »Warum?« Jetzt war es an ihr zu fragen.
    »Weil ich es nicht ertrage!«
    Mikki fand, dass es klang, als müsste er die Worte zwischen den Zähnen zermahlen, um sie herauszubekommen.
    »Ich hatte keine Angst vor dir gestern Abend«, erklärte sie unvermittelt.
    »Ich habe die Angst und die Abscheu in Euren Augen gesehen, aber ich kann es Euch nicht verdenken. Ich wollte Euch nur in den Armen halten und Euch küssen, und ich konnte nicht einmal so etwas Kleines, Normales tun, ohne zu einer Bestie zu werden.«
    »Du wolltest weiter nichts tun, als mich küssen?«, fragte sie und lächelte ihn verführerisch an.
    Seine Augen wurden schmal. »Wenn ich Euch meine Höhle zeige, lasst Ihr mich dann in Frieden, Empousa?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Ich dachte, Ihr wärt nicht gemein, aber da habe ich mich wohl geirrt«, entgegnete er hölzern.
    »Ich bin nicht gemein! Ich schaffe es nur einfach nicht, mich verständlich zu machen. Ich bin nervös, und ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle in Worte fassen soll.« Am liebsten hätte sie angefangen, auf und ab zu gehen, aber sie zwang sich, stillzustehen und ihm in die Augen zu schauen. »Du hast mir gestern nicht weh getan, und ich hatte auch keine Angst vor dir. Ich wollte dich, und zwar umso mehr, je rauer es zwischen uns

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