Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer
Sinnen der Zuschauer zugänglich war, erfüllte sie mit Schaudern.
Aus den Augenwinkeln heraus sah Mythor, wie sich eine Schar von Männern absetzte. Sie nutzten eine Bresche im Mauerwerk der Burg zur Flucht, einige von ihnen hinkend und humpelnd, darunter die Söhne des Grafen Codgin.
»Die wären wir los«, sagte Mythor. Diese Erleichterung wog allerdings wenig, verglichen mit der Sorge, die er sich jetzt um Buruna und um Thonensen machte.
Was sich auf dem Hof der Burg Anbur abspielte, war ein Kampf auf Leben und Tod. Niemand vermochte zu ahnen, welche Kräfte hier auf engstem Raum aufeinandertrafen, Kräfte, die unter anderen Umständen Reiche zerstört hätten. Sie verbreiteten Angst und Schrecken und ließen Burg Anbur in den Grundfesten erzittern.
Irgendwo in diesem Durcheinander magischer Gewalten war Buruna. Mythor hastete zu seiner Kammer.
»Vorsicht!« gellte Sadagars Ruf.
Mythor warf sich zur Seite. Etwas galoppierte schemenhaft am Rand des blauen Nebels, der sich auf dem Burghof gebildet hatte. Das Etwas bewegte sich auf Mythor zu.
»Pandor!« rief Mythor.
Das Einhorn trug Buruna auf dem Rücken. Mit aufgelösten Haaren, das Gesicht verzerrt vor Angst, mit beiden Händen Pandors Mähne krallend, ritt Buruna auf dem Einhorn über den Burghof.
»Hierher, Pandor!« schrie Mythor.
Das Einhorn verlangsamte das Tempo, blieb unmittelbar neben Mythor stehen. Buruna glitt vom Rücken des Tieres, fiel auf den Boden und blieb dort liegen.
Mythor spürte, wie der Fels unter seinen Füßen zitterte und bebte. Wieder verdichtete sich der Nebel auf dem Hof, wieder erklangen aus dem Inneren der Schwaden Laute, die keiner menschlichen Kehle zu entstammen schienen. Schreie unmenschlicher Qual waren es, die die Luft durchzitterten, untermischt von einem dumpfen Grollen, dem schauerlichen Knurren einer gigantischen Bestie vergleichbar. Es war, als schlafe unter dem Boden der Burg ein riesiger Drache, der jetzt langsam zum Leben erwachte.
»Sadagar! Lamir!« rief Mythor. »Bringt Pandor und Buruna fort von hier!«
»Wir können dich nicht allein lassen!« schrie Lamir, um das grässliche Wimmern zu übertönen, das aus dem Nebel drang.
»Ihr müsst!« schrie Mythor zurück. »Ich allein bin gefeit. Der Helm und das Schwert werden mich schützen!«
Sadagar, dem der Schrecken sichtlich im Nacken saß, packte Lamir bei der Hand. »Komm!« rief er. »Bevor es zu spät ist.«
Mythor hielt das Schwert in der Hand, als sich die Gruppe davonmachte. Lamir trug Buruna über der Schulter, Sadagar versuchte vergebens, Pandor zu bändigen. Das Einhorn folgte nur eigenem Antrieb, als es durch die Bresche in der Burgmauer den Schauplatz des magischen Zweikampfs verließ.
»Nun zu dir, Vassander«, sagte Mythor.
Wohin sollte er sich wenden? Über dem eigentlichen Schauplatz brütete die Nebelwolke in düsterem Blau, grellgelb durchwabert von furchtbaren Entladungen, die irgendwo einschlugen, Löcher rissen und einen durchdringenden Schwefelgestank verbreiteten.
»Thonensen!« rief Mythor.
Er versuchte sich zu erinnern. Zur rechten Hand hatte Thonensen gestanden, links war Vassander zu suchen.
Mythor packte Alton fester. Er machte sich auf den Weg, hinein in den Nebel des Grauens. Alton leuchtete in seiner Hand, aber der Schein des Schwertes reichte nicht weit, wurde verschluckt vom alles überlagernden Nebel.
Schrill gellten Schreie durch die Schwaden, dumpfes Gestöhn, wehe Laute, dann hasserfülltes Fauchen, gieriges Klappern gefräßiger Kiefer. Unsichtbare Hände schienen nach Mythor greifen zu wollen. Er hatte das Gefühl, in einen klebrigen Leim gefallen zu sein, in dem er sich kaum bewegen konnte.
»Thonensen!« rief Mythor.
Er wandte sich nach links, damit rechnend, dass Vassander ihn täuschen würde. Dann sah er eine Gestalt vor sich auftauchen, umlodert von grellweißem Feuer, die Gestalt nur als schwarzer Schatten inmitten dieses Feuers.
»Nieder mit dir, Vassander!« schrie Mythor.
Hoch schwang er das Schwert, mit einem Schlag wollte er den Erzmagier fällen.
Die Waffe sauste nicht herab. Mythor hielt inne.
Das Feuer erlosch. Der Schatten schwand. Thonensen wurde sichtbar, das Antlitz zerfurcht von Schmerz und Erschöpfung. Er wankte, fiel Mythor in die rasch ausgebreiteten Arme. »Sieg«, murmelte er kaum hörbar.
Die Nebel wichen, lösten sich auf, stoben ins Nichts davon.
»Wo ist Vassander?« fragte Mythor hastig.
Der Greis in seinen Armen hob matt die Rechte.
»Dort kannst du ihn sehen«,
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