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Mythor - 042 - Schattenjagd

Mythor - 042 - Schattenjagd

Titel: Mythor - 042 - Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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diese Weise hatten Mythor und Sadagar fast den ganzen Ritt verschlafen und waren erst letzte Nacht wieder zu sich gekommen. Sie waren ausgeruht und satt, aber Mythor wunderte sich, wie der Rafher die ganze Zeit durchgehalten hatte, ohne irgendeine Nahrung zu sich zu nehmen.
    Sadagar schnallte seinen Messergurt um und verstaute seinen Geldbeutel unter dem Gürtel. Mythor beobachtete ihn, wie er daraufhin mit den drei Halsringen hantierte, die ein Geschenk des Kleinen Nadomir waren. Offenbar spielte der Steinmann mit dem Gedanken, den Troll anzurufen und um Hilfe zu bitten.
    Darum sagte Mythor: »Du solltest das lieber bleibenlassen. Du weißt, dass der Schöne Nadomir sehr giftig werden kann, wenn man seine Ruhe aus nichtigen Gründen stört. Im Moment sollten wir uns mehr auf Ango verlassen, auch wenn er…«
    »No-Ango!« sagte da der Rafher hinter ihm, und seine Stimme klang auf einmal fest. Mythor hatte ihm den Rücken zugedreht, aber an Sadagars verblüfftem Gesichtsausdruck erkannte er, dass mit dem Rafher irgend etwas geschehen sein musste .
    Er drehte sich um, und beim Anblick des Rafhers blieb ihm der Mund offen. Ango hatte seine linke Gesichtshälfte, jene, die blass und von der Sonne gerötet gewesen war, mit Sand bestäubt. Auch den kahl rasierten Streifen auf seinem Schädel hatte er damit bedeckt. Über die Gesichtsbemalung hatte er mit einer lehmartigen Masse, nach der er offenbar im Boden gegraben hatte, seltsame Symbole geschmiert. Es waren Striche und Doppelstriche, halbe und volle Kreise und Zeichen, die entfernt an eine fremde Schrift erinnerten.
    »Was soll diese Maskerade?« erkundigte sich Sadagar. »Willst du uns damit schrecken?«
    »Nicht euch, sondern Dämonen und böse Geister«, sagte Ango. »Ihr habt gehört, dass man uns auch das Volk der gespaltenen Gesichter nennt. Jetzt wisst ihr, warum. Wir spalten unsere Gesichter auf diese Weise, um die Mächte des Bösen zu täuschen und von unserem wahren Ich abzulenken. Mein Schutz ist leider nicht vollkommen, weil mir nicht die richtigen Farben zur Verfügung stehen. Aber ich hoffe, dass er genügt. Jetzt bin ich wieder No-Ango, jetzt kann ich glücklich sein. Ihr solltet euch ebenfalls auf diese Weise schützen.«
    Ango, der sich nun No-Ango nannte, hielt erschrocken inne, als die ersten Tropfen fielen. Mythor erkannte den Grund, denn der Regen zeigte Spuren in seiner Gesichtsbemalung und wusch sie fort.
    »Du kannst meinen Burnus haben, um dein Gesicht unter der Kapuze zu schützen«, bot ihm Mythor an.
    No-Angos Gesicht verhärtete sich. Er blickte zwischen Mythor und Sadagar hindurch zum Ende der Schlucht und sagte: »Zu spät. Da kommt er schon.«
    Mythor drehte sich um. Unten waren zwei Vogelreiter aufgetaucht, die sich nun über den steil hinaufführenden Felseinschnitt näherten. Es waren zwei – obwohl No-Ango nur von einem gesprochen hatte. Wie meinte er das?
    Er erklärte es sofort, ohne danach gefragt zu werden. »Es ist ein einzelner in zwei Körpern. Ich verzichte auf ein Schreckgesicht. Der Regen könnte für uns segensreich sein, wenn wir nur lange genug aushalten. Kommt! Klettert mir nach, so schnell ihr könnt.«
    No-Ango setzte sich in Bewegung. Er kletterte so schnell das breite Rinnsal zwischen den hoch aufragenden Felswänden hinan, dass ihm Mythor kaum folgen konnte, geschweige denn Sadagar.
    »Komm, Steinmann!« sagte Mythor und reichte dem Freund die Hand. Dabei blickte er hinunter zu den beiden Vogelreitern. Der eine war Ganif, der Träger des Deddeth. Bei dem anderen handelte es sich um einen der vier Begleiter Ganifs, die dabei gewesen waren, als sie und die anderen Legionäre von Bord der Halmash geholt worden waren.
    Und auf einmal glaubte er zu wissen, wie No-Ango es gemeint hatte, als er nur von einem gesprochen hatte: Ein einzelner in zwei Körpern – der Deddeth, der beide Vogelreiter beherrschte.
    Das setzte jedoch voraus, dass No-Ango über dieses dämonische Schattenwesen Bescheid wusste. In diesem Fall wusste er vielleicht auch, wie man einen Deddeth besiegen konnte.
    »Mythor!« gellte es die schluchtähnliche Rinne herauf. »Ich komme mir nun deinen Körper holen. Diesmal entwischst du mir nicht!«
    Mythor drehte sich um und sah, dass die Vogelreiter näher gekommen waren. Sie waren keine siebzig Mannslängen mehr entfernt. Ihre Orhaken überwanden mit ihren langen Beinen die Unebenheiten viel rascher. Jeder Schritt brachte sie fast zwei Mannslängen weiter.
    »Komm, Sadagar! Schneller!« feuerte Mythor

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