Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 042 - Schattenjagd

Mythor - 042 - Schattenjagd

Titel: Mythor - 042 - Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
Vom Netzwerk:
seines Vorgesetzten in Frage stellte.
    Der Deddeth nahm sich vor, dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Er wollte nicht, dass ihm Madahim noch einmal im entscheidenden Moment in die Quere kam.
    »Ich kann unsinnige Befehle und Entscheidungen nicht gutheißen«, sagte Madahim fest.
    »Darüber sollten wir uns unter vier Augen unterhalten«, schlug Ganif vor und ritt voran in die Nacht hinaus. Als er weit außerhalb des Fackelscheins war, zügelte er Federdorn und erwartete Madahim.
    »Willst du mir anbieten, mit dir um die Befehlsgewalt zu kämpfen?« fragte Madahim, als er heran war.
    »Nein, ich mache das anders.«
    Der Deddeth machte keine großen Umstände, sondern griff auf Madahims Geist über und setzte sich darin fest. Madahim wurde augenblicklich zu seinem willenlosen Sklaven, so wie zuvor auch schon Harmod – und viele andere.
    Wenige Atemzüge später kehrte Ganif mit seinem Unterführer zur Reiterschar zurück. Einige der Vogelreiter, die Madahim offenbar schon auf seine Seite gebracht hatte, wunderten sich sehr darüber, dass ihr Favorit so rasch klein beigegeben hatte und sich nun Ganifs Befehl völlig unterordnete.
    Wäre es lichter Tag gewesen, dann wäre ihnen vermutlich nicht entgangen, dass es in Madahims Gesicht zuckte und in seinen Augen ein nebeliges Wallen war, in dem es gelegentlich aufblitzte. Aber in dunkler Nacht konnten sie das nicht sehen, und bis der Tag graute, würde Madahims Widerstand längst erloschen sein.
    Ganif brauchte sich von seinem Unterführer die Lage nun nicht mehr erklären zu lassen – der Deddeth bezog alles Wissen geradewegs aus seinem Geist.
    Bevor Madahim mit den zwanzig Reitern aufgebrochen war, hatte er mit den anderen drei Unterführern Janshar, Aburd und Fanhaj vereinbart, dass sie bei Tagesanbruch mit den restlichen dreißig Reitern und den sechzig Legionären nachkommen sollten. Die Orhaken würden der Spur mühelos folgen können. Falls die beiden Gruppen nicht schon früher zusammentrafen, wollten sie sich in den Ausläufern von Rafhers Rücken, am Wadi En-Ogh, treffen. In dem Gebiet westlich von diesem Wadi wurde auch die Verbotene Stadt Lo-Nunga vermutet.
    Das Volk der Rafher kümmerte den Deddeth nicht im mindesten. Aber aus Ganifs Geist hatte er genug erfahren, um behaupten zu können, dass der Tod Harmods auf die Magie des Gefangenen zurückzuführen war. Um die Rafher rankten sich viele Geschichten. Die meisten besagten, dass sie sich mit dem Unsichtbaren beschäftigten, mit Geisterwelten und körperlosen Wesen, mit den Geschöpfen der Schattenwelt und der Düsterzone – und mit Schwarzer Magie ganz allgemein.
    Der Deddeth wusste es besser. Der Rafher, den er kennengelernt hatte, als er in Harmod anwesend war, mochte sich mit allem möglichen befassen, aber nicht mit Schwarzer Magie. Andererseits wollte er nicht ausschließen, dass er einen besonderen Sinn für die Dunkelmächte hatte – ähnlich den Orhaken – und seine Nähe gespürt hatte.
    Es wäre besser gewesen, auch diesen Rafher zu beseitigen. Doch das machte jetzt nichts mehr aus. Mythor musste inzwischen ohnehin erkannt haben, mit wem er es zu tun hatte. Er würde sich jetzt nicht mehr so leicht täuschen und um seinen Körper bringen lassen. Aber auch das war nicht weiter schlimm, es verlieh der ganzen Sache sogar einen besonderen Reiz.
    Bald nachdem sie aufgebrochen waren, dämmerte der neue Tag. Der Himmel war bewölkt, und den ganzen folgenden Tag brach kein einziges Mal die Sonne durch. Aber das Gewitter, das in der Luft hing, blieb aus.
    Zwei Kundschafter wurden ausgeschickt, die die Flüchtlinge aus der Ferne beobachten sollten. Einer von ihnen kam in gewissen Abständen zurück, um Bericht zu erstatten, und wurde dann von einem anderen abgelöst.
    Die Beobachtungen ergaben, dass das Diromo der Flüchtenden ohne Unterbrechung in gerader Linie nach Westen galoppierte. Daran erkannten die Vogelreiter, dass sich das Diromo selbständig gemacht hatte und von seinen Reitern nicht gelenkt werden konnte. Es würde ohne Unterlass so lange laufen, bis es vor Erschöpfung zusammenbrach. Das konnte noch Tage dauern.
    Die nächste Nacht kam und wich dem neuen Tag, und noch immer war das Dach der Welt von dunklen Wolken verhüllt, die ihre Schleusen nicht öffneten. Es herrschte ein düsteres Zwielicht, das das Land bedrückend erscheinen ließ.
    Gelegentlich tauchten in der Ferne Herden wilder Laufvögel auf, die, einmal aufgeschreckt, alles niederstampften, was ihnen in den Weg kam. An

Weitere Kostenlose Bücher