Mythor - 051 - Vorstoß in die Schattenzone
ab. Damit traf er einen Drachen zwischen die Augen, nachdem der die Fangseile der Windharfen durchbrochen hatte und ihren Turm angriff.- Der Drachen trudelte ab und stieß zwei Mannslängen unter den Zinnen gegen die Mauer.
Luxon zuckte zusammen, als ihn von hinten ein Flügelschlag traf. Aber als er sich umdrehte, sah er, dass aus dem Hals des Drachen bereits eines von Sadagars Messern ragte.
Das Wimmern und Klagen der Windharfen begann allmählich an Luxons Geist zu zehren. Er konnte mitfühlen, wie es den Drachen erging, deren Sinne viel feiner entwickelt waren als die von Menschen und die dazu noch anfälliger für magische Einflüsse waren.
Es schien jedoch, dass das unheimliche Spiel der Windharfen mit der Zeit leiser wurde. Und Luxon erkannte auch den Grund. Die Drachen wurden zu solcher Wildheit aufgestachelt, dass sie unglaubliche Kräfte entwickelten, wenn sie sich in den Saiten verstrickten, und diese in ihrem Todeskampf oftmals zerrissen. Manche Windharfen waren auch verstummt, weil die Krieger nicht imstande waren, die toten Vögel mit ihren langen Stangen aus den Seilen zu holen.
So gelang es immer mehr Drachen, die Sperre zu durchbrechen und die Krieger in Nahkämpfe zu verstricken.
Als Luxon sah, wie Hrobon seine Armbrust einfach im Stich ließ, sich die Widerhakenstange eines Gefallenen nahm und auf diese Weise den Kampf gegen die Drachen fortsetzte, tat er es ihm gleich.
Hinter ihm knickte einer der Windharfenmasten, als ein tödlich verletzter Drache in vollem Flug dagegen prallte. Der Mast begrub zwei Krieger unter sich und zertrümmerte die Riesenarmbrust, die sie bedient hatten.
Luxon wurde von einem starken Luftzug erfasst, und im gleichen Moment hörte er dicht über sich ein wütendes Krächzen. Es gelang ihm gerade noch, die Spitze der Widerhakenlanze zu heben, so dass sich der Drache daran aufspießte. Aber durch sein Gewicht brach die Stange, und Luxon versuchte sich durch einen Sprung zur Seite zu retten. Ein Flügelschlag traf ihn im Rücken und schleuderte ihn zu Boden. Sofort war ein Krieger bei ihm und brachte ihn unter einen Torbogen in Sicherheit.
Es schien Luxon, als hätte sich der Schwarm über Logghard nicht wesentlich gelichtet, obwohl überall Drachenkörper lagen.
Ein fürchterlicher Schrei von links ließ ihn zusammenfahren. Als Luxon in diese Richtung blickte, sah er, dass einer der Drachen eine zappelnde Gestalt in den Klauen hielt und sich mit ihr in die Lüfte erheben wollte. Luxon erkannte aber auch, dass es sich dabei um keinen Krieger handelte, sondern um jemanden in Frauenkleidern.
»Sadagar! Hrobon!« schrie er und stürmte gleichzeitig mit dem ihm verbliebenen abgebrochenen Lanzenende los. »Das ist Nayna. Ein Drache will sie entführen!«
Der Steinmann drehte sich suchend um, bis er den Drachen sah, der die Frau in den Klauen hielt. Ohne lange zu überlegen, schleuderte er die ihm verbliebenen Messer nach dem Kopf des Riesenvogels. Die Messer fanden jedesmal ihr Ziel, aber der Drache war damit nicht bezwungen. Er konnte sich zwar nicht in die Höhe schwingen, sackte aber auch nicht ab. Im Gleitflug segelte er über die Plattform des Wehrturms, Nayna, die nun reglos in seinen Klauen hing, nicht loslassend.
Hrobon stellte sich mit seiner Lanze dem Drachen entgegen, um ihn damit aufzuspießen. Der Spieß bohrte sich dem Drachen in die Flanke, aber durch den Aufprall brach der Schaft. Mit dem aus dem Körper ragenden Lanzenstummel flog der Drache weiter und näherte sich den Zinnen.
Luxon wusste, dass das Tier in den letzten Zuckungen lag und es abstürzen würde, wenn es über den Turm hinausgesegelt war. Dann wäre Nayna verloren gewesen, und sie würden nie erfahren, was sie hier gewollt hatte.
In letzter Verzweiflung sprang Luxon hoch und umklammerte die beiden Beine des Drachen. Durch das zusätzliche Gewicht verlor der Riesenvogel weiter an Höhe.
Plötzlich öffnete er die Krallen und ließ Nayna los. Luxon durchkreuzte seine Absicht und ließ sich ebenfalls zu Boden fallen, bevor die messerscharfen Krallen ihn erfassen konnten. Der Drache stieß gegen die Zinnen und blieb zuckend liegen.
Luxon raffte sich auf und begab sich zu Nayna. Er erreichte sie gleichzeitig mit Hrobon.
»Sie lebt«, stellte Luxon erleichtert fest, als er sah, wie sich ihre Brust hob und senkte. »Nayna, ich bin es, Luxon! Kannst du mich hören?«
Sie nickte und öffnete die Augen einen Spalt.
»Mythor!« sagte sie mit leiser Stimme.
»Was ist mit ihm?« fragte Luxon
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