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Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Titel: Mythor - 068 - Traumland der Ambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlcek Ernst
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doch sehr.
    »Was kannst du mir sagen, Prysca?« fragte ich, als ich meine Neugierde nicht länger mehr ertragen konnte.
    »Ich weiß gar nicht, ob ich dir Auskunft geben darf«, sagte meine Lehrmeisterin. »Aber es sind deine Träume, auch wenn sie nicht dein alleiniges Gut sind. Es ist nun erwiesen, daß du viele Wahrträume hast.«
    »Sagte ich es doch!« rief ich dazwischen.
    Aber Prysca winkte ab.
    »Deine Träume sind überaus bedeutungsschwer, und ich zweifle nicht mehr daran, daß Fronja sie dir schickt. Aber ich kann nicht erkennen, was sie dir darin mitteilen möchte, oder ob sie dir überhaupt eine verschlüsselte Botschaft schickt. Manche deiner Traumerlebnisse haben Geschehnisse aus der Vergangenheit zum Inhalt. Ich darf dir nicht verraten, auf welche das zutrifft, denn solches Wissen steht einer Hexe in Violett nicht zu.«
    Ich vergaß zu erwähnen, daß ich mich durch die Freisetzung des flüssigen Vulkanfeuers selbst in den fünften Hexenrang erhoben hatte.
    »Andere Träume wiederum«, fuhr Prysca fort, »haben Dinge zum Inhalt, die du nicht wissen kannst, ja, die du nicht einmal ahnen darfst, denn sie sind lediglich in den Geheimen Gesängen der Zaubermütter enthalten. So bist du zu einer großen Geheimnisträgerin geworden. Doch darf ich dir auch nicht verraten, was Geheimnis ist und was nicht, denn eine Lila-Hexe darf um diese Dinge auch nicht wissen.«
    So unförmlich erhob sie mich in den sechsten Rang. Ich nahm es ohne besondere Gefühlsregung hin, denn Ränge bedeuteten mir schon lange nichts mehr, mir ging es nur um die Selbstfindung.
    »Ich muß dir den Eid abnehmen, daß du über deine Träume zu niemandem anderen als zu mir sprichst, Ambe«, verlangte Prysca.
    Ich leistete den Schwur.
    Bald darauf hatte ich folgenden Traum, der damit eingeleitet wurde, daß ich im Nichts schwebte und die Welt an mir vorbeizog, und ich irgendwann in Ascilaia entlassen wurde, in Finsternis und Nacht, und sich Helligkeit erst einstellte, als ich die Szene betrat.
    Und das ist der Traum:
    Ich war Zahda, die in ihrem Regenbogenballon nach Ascilaia gekommen war, um die Träumerin Ambe zu sehen. Aber Ambe lag danieder, sie litt unter der Krankheit Schwermut, war zu schwach, um ihr Lager zu verlassen, und Ambe konnte nicht zu Kräften kommen, weil sie jegliche Nahrung verweigerte. Und ich, die Zaubermutter Zahda, setzte mich zu ihr, ergriff ihre verhärteten Hände und bedauerte, daß alles so kommen mußte. Prysca fragte mich, die Zaubermutter Zahda, ob ich denn nichts zur Rettung Ambes beitragen könne. Und wörtlich sagte Prysca: »Sie ist eine wertvolle Träumerin, die von Fronja die Kraft bekommt, zukünftige Geschehnisse vorauszusehen. Sie hat davon geträumt, Tage bevor wir es erfuhren, daß Zuma von den Blutigen Zähnen nicht mehr zurücckehren wird. Sie hat mir meine Abberufung nach Gavanque prophezeit. Und schließlich wußte sie, daß du sie aufsuchen würdest. Und Fronja hat sie auch Einzelheiten über ihr zukünftiges Schicksal wissen lassen. Ehrenwerte Mutter, kannst du sie nicht retten?«
    Ich, die Zaubermutter Zahda schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen…
    Und da erwachte ich aus dem Traum.
    Es war mein bis zu diesem Zeitpunkt schwerster Traum gewesen, und es kann nur so sein, daß er meinen endgültigen Zusammenbruch ankündigte.
    Als ich den Traum Prysca erzählte, regte sich meine Lehrmeisterin über alle Maßen auf. Sie sagte:
    »Ambe, jetzt habe ich Gewißheit, daß du Einblicke in die Zukunft hast. Unsere Zaubermutter ließ mich nämlich wissen, daß sie Ascilaia einen Besuch abstatten wird. Aber was bedeutet die Anspielung auf die Zaubermutter Zuma, die du mir im Traum in den Mund gelegt hast?«
    »Ich weiß nicht, ich habe noch nicht davon geträumt.«
    Am nächsten Tag konnte ich Prysca die gewünschte Auskunft geben. Ich erzählte ihr von dem Regenbogen-Traum, der an den Blutigen Zähnen in der Dämmerzone spielte. Diese Inselkette teilt sich in einen Nord- und in einen Südkiefer, und in meinem Traum verband eine majestätische Regenbogenbrücke die beiden Hälften – jener Regenbogen, in dem die Zaubermutter Zuma aufgegangen war.
    Es vergingen einige Tage, bis Prysca mir mit ernstem Gesicht verkündete:
    »Du hattest einen Wahrtraum, Ambe. Zuma wird von den Blutigen Zähnen nicht mehr zurückkommen. Ihr Zauberlehrling Vangard ließ uns wissen, daß sie bei dem Versuch, eine Brücke zur Welt hinter der Schattenzone zu schlagen, in den Regenbogen aufgegangen

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