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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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vom Himmel und dörrte die Amazone aus. Längst schon schwitzte sie nicht mehr; es gab keine überflüssige Flüssigkeit mehr in ihrem Körper. Die Zunge begann anzuschwellen, und sie spielte mit dem Gedanken, aufzugeben und die nächsterreichbare Insel anzusteuern.
    Wenn sie das Boot verließ, würde es zurückkehren.
    Aber da war noch etwas anderes. Sie war von einem Mann besiegt worden. Von einem Mann! Auch wenn es sich um Honga handelte, über den man sich inzwischen Wunderdinge zuraunte, so war und blieb er doch ein Mann. Es war eine Schande, die ausgelöscht werden mußte.
    Honga mußte sterben.
    Und das trieb sie weiter an, ließ sie einen weiten Bogen um die Insel Kuron machen. Sie kam ein wenig schneller voran als die Schwimmende Stadt, aber sie wollte Hanquon nicht wieder betreten. Es mußte einfacher sein, an Land eine Falle vorzubereiten - und ungefährlicher. Und so war auch Almariba kein Haltepunkt für die Amazone, denn Almariba war zu nah. Die Zeit würde zu knapp sein. Lissanta mußte den nächsten oder übernächsten Punkt erreichen, bevor die Lumenia eintraf. Nur dann konnte sie sicher sein.
    Und so nahm sie die Qualen weiter auf sich, um ihre Schande auszulösen – eine Schande, von der nur drei Menschen wußten: sie selbst, ihr Gegner und der Aase, der ihm geholfen hatte. Aber das war schon schlimm genug.
    In weitem Bogen, außerhalb der Sichtweite der Hanquonerinnen, wie sie hoffte, trieb sie an der Lumenia vorbei. Zum offenen Meer hin sah sie dabei nie, sonst hätte sie dort ein mächtiges Schiff in der Ferne erkennen können.
    Aber sie sah so vieles nicht. Auch nicht die glitzernden, tückischen Augen, die sie seit kurzer Zeit verfolgten…
*
    Die Frau, die Mythor in ihre Hütte eingeladen hatte, hieß Aloana. Zu ihrem Haushalt gehörten zwei Töchter und ihrem Bekunden nach ein Mann, von dem aber nichts zu sehen und nichts zu hören war. Die Hütte selbst war aus schlichten Holzbrettern zusammengefügt und wurde sehr sauber gehalten, wenn man einmal von der fetten Spinne absah, die Mythor auf einer Truhe kauern sah. Bei seinem Eintreten zog sie sich ein wenig zusammen, wirkte jetzt wie eine geballte Faust. Mythors Nackenhaut begann zu kribbeln. Er hatte von Spinnen gehört, die blitzartig über große Entfernungen ihre Opfer anspringen konnten, und dieses Biest sah so aus, als könnte es ihm gefährlich werden.
    Er überlegte, wie er es am einfachsten unter seine Stiefelsohle bekam, aber Aloana mußte trotz der Prinz Odam-Maske, des mit Staubschlacke überwucherten Kopfes, seinen Blick und seine gespannte Haltung bemerkt haben. Sie griff nach seinem Arm.
    »Nicht«, sagte sie leise. »Sie hat Angst vor dir, siehst du es nicht? Laß sie in Ruhe.«
    Erstaunt sah er Aloana an. »Du duldest dieses Ungeziefer in deiner Wohnung?«
    Sie lächelte und drängte ihn auf einen Stuhl. »Sie heißt Siopa und gehört gewissermaßen zur Familie. Sie fängt uns das Ungeziefer weg und kann wunderbare Stoffe weben. Sie hat es gut bei uns. Siehst du, wie sie sich beruhigt?«
    Das Knäuel entwirrte sich wieder etwas. Die Spinne hob ihren kugeligen Körper etwas an und bewegte sich dann auf acht fleischigen behaarten Beinen ungeheuer rasch zu einer von Mythor nicht einsehbaren Stelle. Unwillkürlich zog er die Beine etwas an.
    »Sie beißt nicht«, beruhigte Aloana ihn. »Du brauchst dich nicht vor ihr zu fürchten. Sie wird auch nicht zu dir kommen. Sie spürt, daß du sie verabscheust. Es ist schade, denn sie ist eine gute Dienerin. Sieh dort.«
    Er sah und bemerkte ein hauchzartes, buntschillerndes Gewebe, das vor einem der kleinen Fenster hing und im von draußen kommenden Sonnenlicht glänzte. Es war leicht und sah wunderbar aus.
    »Das hat Siopa gewebt«, verkündete Aloana stolz.
    Mythor fühlte sich dennoch unwohl. Mit einer Spinne, die so groß wie eine kräftige Männerfaust war, in einem Raum zu leben, war nicht nach seinem Geschmack – und wenn das Viech noch so friedlich und nützlich sein mochte. Ein Hund oder eine Wald- und Wiesenkatze als Hausgenossin wäre ihm tausendmal lieber gewesen.
    Aber dann sah er, wie die Spinne die Hütte durch die Tür verließ.
    »Sie wird gegen Abend zurückkehren«, behauptete Aloana. »Sie ist sehr empfindsam und hat bemerkt, daß du sie nicht magst. Deshalb verläßt sich dich.«
    »Quyl sei’s gedankt«, murmelte Mythor fast unhörbar, so daß die stämmige Frau ihn nicht verstand – nicht seines erleichterten Stoßseufzers halber, sondern weil ihm wieder

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