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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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tückisch glitzernden, handtellergroßen Augen starrte die Amazone an, und diese Augen wirkten trotz ihrer abnormen Größe erschreckend menschlich.
    Noch schrecklicher aber waren die mit Saugnäpfen besetzten Fangarme, die sich an den Bootsplanken festsaugten und den massigen Körper des Ungeheuers langsam heraufzerrten. Eine schleimige Schicht lag auf der Haut des Wesens, und unter dem Augenkranz öffnete sich ein großes, mit spitzen Zähnen bewehrtes Maul.
    Es war wie eine Mischung aus einem Kraken und irgend etwas anderem, das Lissante nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte, eine dämonische Kreatur. Stinkender Modergeruch wehte aus dem aufgerissenen Maul zu ihr herüber und brachte sie vollkommen zur Besinnung.
    Sie riß ihre Waffen aus den Scheiden und begann der Bestie mit Herz und Seele zu Leibe zu rücken. Wild hackte sie auf die Tentakel ein, um sie abzutrennen, aber bei den ersten Schlägen wurden die Schwerter zurückgeworfen, prallten an der seltsam zähen Schleimschicht ab. Dafür tauchte weitere Tentakel auf, und das Ungeheuer lag mit seinem massigen Hauptkörper jetzt fast gänzlich auf dem Bootsheck. Mehr als zwanzig Tentakel erkannte Lissanta jetzt. War dies etwa eine Mischung aus einem Kraken und einer Meduse?
    Einer der Fangarme wand sich um ihren rechten Arm. Mit dem anderen Schwert schlug sie auf den Tentakel ein, konnte aber nicht verhindern, daß sie immer näher an das aufklaffende Maul herangerissen wurde. Das Ungeheuer war stärker und schien darüber hinaus auch schmerzunempfindlich zu sein, weil es auf die Wunden nicht reagierte. Erst als sie nach den in Reichweite kommenden Monsteraugen zu stechen versuchte, legten sich schützende Arme davor.
    Sie stemmte sich immer noch gegen das klaffende Maul. Aber sie wußte, daß sie verloren war. Gegen die unbarmherzige Kraft der Fangarme kam sie nicht an.
*
    Mythor sah.
    Es war ein gewaltiger Eisblock, grau und weiß und an den Rändern funkelnd wie von unzähligen Kristallen. Und obgleich dieser Eisblock massiv und äußerst dick war, wie aus einem Eisberg herausgebrochen, ähnlich jener gewaltigen Scholle, mit der seinerzeit Drudins Armee eingefrorener Krieger gen Logghard segelte, war dieser Eisblock durchscheinend.
    Mythor konnte im Herzen des Frostes eine Gestalt erkennen, und je länger er durch die klirrende Eisschicht blickte, desto deutlicher erkannte er sie. Es war eine junge Frau, strahlend schön, und immer deutlicher wurde ihr Gesicht, schälte sich wie durch Nebelbänke frei und drang in Mythors Seele.
    FRONJA!
    Ja, es war Fronja, die er in der Kälte eingeschlossen sah, gefangen in uraltem, undurchdringlichen Eis, und ihn schauderte. Und doch war ihr Gesicht so lieblich wie immer, so anziehend und reizvoll, daß er vor Ehrfurcht und Liebe fast erstarrt wäre.
    Und Fronja in ihrem eisigen Gefängnis war nicht allein.
    Da waren Gestalten in Regenbogengewändern, die den mächtigen Eisblock umringten. Mythor zählte fünf von ihnen. Es mußten Zaubermütter sein, wie ihm die schillernden Gewänder verrieten, und wiederum war er nicht in der Lage, Einzelheiten zu erkennen. Wie bei jener Zaubermutter, der er selbst gegenübergestanden hatte, waren ihre Gesichter von irgendwelchen flirrenden Nebeln verhüllt, ja, er wußte nicht einmal zu sagen, ob ihre Haltung jugendlich straff oder von hohem Alter gebeugt war.
    Die fünf umringten das Eis, und sie taten etwas. Gewaltige magische Kräfte gingen von ihnen aus, flossen über das Eis und brachten es zum Schmelzen. Es verging wie unter heißestem Sommersonnenlicht und gab die liebliche Fronja frei.
    FRONJA!
    Mythor wollte ihren Namen rufen, aber seine Stimme versagte. Er konnte nur zuschauen, nicht eingreifen, und was er sah, erfüllte ihn mit Schrecken. Etwas von der Kälte des schmelzenden Eises schien nach ihm zu greifen, sein Herz zu umschließen und zusammenzupressen.
    Fronja!
    Plötzlich war sie frei, und im gleichen Moment flog ein Schatten über ihr Gesicht, das sich zu einer häßlichen, dämonischen Fratze verzerrte. Sie begann zu toben und zu wüten, schlug um sich, und aus ihren Händen sprangen Feuerkugeln, die sich unglaublich schnell um sich selbst drehten und auseinanderplatzten. Seltsame schwarze Netze entstanden und rasten auf die Zaubermütter zu, die sich mit eigentümlich flimmernden Hüllen umgaben, an denen die schwarzen Netze zersprühten. Fronja – konnte das denn noch Fronja sein? Eine Fronja, die wie eine Bestie tobte und die Zaubermütter mit unglaublichen,

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