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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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bist, meldest du dich dort drüben. Siehst du das große Zelt? Dort bin ich zu finden.«
    Ploder nickte traurig. Die Amazone versetzte ihm einen Rippenstoß.
    »Sag ja, Herrin, wenn du verstanden hast.«
    »Gewiß«, murmelte Ploder geistesabwesend.
    Die Amazone lachte und schritt davon. Ploder sah ihr nach, seufzte und ging dann ins Innere des Zeltes.
    Auf den ersten Blick war zu erkennen, daß hier eine Frau wohnte, deren Handwerk das des Krieges war. Kriegsgerät allenthalben, teils zum Nutzen bestimmt, teils kostbare Beute, teils bloßer Zierrat. Dazu gab es allerlei Schauerkram, der auf so empfängliche Gemüter wie das von Ploder tiefen Eindruck machte. Trinkschalen, denen man noch ansah, daß es sich um Hirnschalen erschlagener Feinde handelte - obwohl auch ein zahnprunkendes Raubtier den Schädel für diesen Zweck hätte opfern können. Ploder kannte sich in diesen Dingen nicht aus.
    Auf dem Boden lag weiches Pelzwerk, hauptsächlich von Bären und Katzen. An den Stangen des Zeltes hing das Kriegsgerät der Amazone. Bogen und Köcher voller Pfeile, Schwerter in hölzernen Scheiden, mit Elfenbeineinlegearbeiten verziert. An einem Haken hing der Helm mit dem Nackenschutz.
    Ploder sah zum ersten Mal dieses Gerät, und ihn schauderte, wenn er sich Szenen vorzustellen versuchte, in denen diese Waffen zum Einsatz kamen.
    »Brrr!« machte er.
    Aufräumen und Wohnungen herzurichten war eine Arbeit, die er kannte und beherrschte. Sie machte ihm sogar Spaß. Daher brauchte Ploder auch nicht viel Zeit, bis er seine Aufgabe zu seiner Zufriedenheit erfüllt hatte.
    Daß er damit auch vor den Augen der Amazone bestehen konnte, war Ploder gewiß. Die Unordnung, die er vorgefunden hatte, sprach da eine sehr deutliche Sprache.
    Als er den Kopf aus dem Zelt steckte, war es bereits dunkel geworden. Im Lager war es ruhig, nur aus dem großen Zelt kam Lärm. Und genau dorthin mußte Ploder, wenn er die Anordnung der Amazone befolgen wollte. Seufzend machte sich Ploder auf den Weg.

2.
    Eine Luft, zum Schneiden dick, schlug Ploder entgegen, als er den inneren Eingang des Zeltes zur Seite schlug. Geruch nach Schweiß, nach Alkohol, dazu Bratendunst und der Rauch des Feuers, das im Hintergrund brannte. Ein Schwein drehte sich langsam am Spieß.
    Es war drei Jahre her, daß Ploder das letzte Mal etwas so Herrliches hatte kosten dürfen - ein Schwein seiner Mutter hatte sich das Rückgrat gebrochen und hatte geschlachtet werden müssen. Da das Fleisch in der Sommerhitze viel zu schnell verdorben wäre, es auch keine Zeit mehr gab, das Schwein abzuliefern, hatte Thuda ihre Familie mit dem Fleisch versorgt. Bis auf diesen Tag träumte Ploder ab und zu von diesen herrlichen Tagen. Der andere Anblick, der sich Ploder bot, war weit weniger herrlich - er erfüllte den jungen Mann vielmehr mit großem Schrecken.
    Mindestens fünfzig Kriegerinnen saßen beim Trunk beieinander, erzählten, spielten und ließen es sich gut sein.
    Tharka, die Ploder suchte, saß im rückwärtigen Teil des Zeltes zusammen mit drei anderen Amazonen. Ploder mußte also das Zelt durchqueren, und davor hatte er Angst.
    »He, da bist du ja!«
    Tharkas Stimme übertönte mühelos den allgemeinen Lärm. Ihr Ruf hatte natürlich zur Folge, daß sich alle Köpfe wandten. Fünfzig Augenpaare musterten Ploder, mal amüsiert, mal boshaft, mal spöttisch. Ploder kam sich vor wie ein Stück Schlachtvieh, dessen Schlachtreife abgeschätzt wurde. Es war eine gräßliche Demütigung.
    »Komm her, Bursche!«
    Ploder machte sich auf den Weg.
    Gelächter klang in seiner Nähe auf, dazu wurden Bemerkungen gemacht, wie Ploder sie befürchtet hatte.
    »Hübsches Knäblein, das sich Tharka da aufgelesen hat. Ob sie ihn wohl einmal ausleiht?«
    Die Kriegerinnen ließen keine Bosheit aus, die Ploder klarmachen konnte, daß er in dieser Kriegerinnenrunde als Mann fehl am Platze und weniger wert war als ein Krug, der bei einer Rauferei des öfteren zerschellt wurde.
    Einige der Kriegerinnen ließen es an eindeutigen Angeboten nicht fehlen. Vor handgreiflichen Freundlichkeiten mußte sich Ploder mit Sprüngen in Sicherheit bringen, die das allgemeine Gelächter noch steigerten.
    »Er macht sich gut, nicht wahr? Sehr beweglich. Ein guter Fang für Tharka.«
    Als Ploder endlich den Tisch erreicht hatte, an dem Tharka saß, war sein Gesicht von der gleichen Farbe wie die hölzernen Scheite, die unter dem Schweinebraten knisterten. Einen Augenblick lang siegte die Gefräßigkeit über alle

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