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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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fordert sie uns auf, ihre wertvolle Arbeitszeit in Zukunft nicht mehr mit solchen Scherzen wie einem kranken Gott zu verschwenden“, unterbrach Revilla seine Gedanken.
    „Dann sagen Sie Frau Icochea, dass wir nichts manipuliert haben“, sagte Pérez. „Und wieso spricht sie von einem kranken Gott?“
    „Sie hat DNA von Staphylokokken nachgewiesen“, antwortete Revilla. „Bakterien, die auch auf unserer Haut vorkommen. Wenn sich Reptilien damit infizieren, kommt es häufig zu tödlichen Lungenentzündungen.“
    „Das passt!“, rief Pérez.
    Revilla schaute ihn verwirrt an. „Was passt?“
    Der Student winkte ab. „Wenn Icochea nicht bereit ist, diese Sache ernst zu nehmen, dann soll sie mir die Federn zurückschicken, damit wir sie von einem anderen Experten prüfen lassen können.“
    Revilla seufzte. „Es wird Ihnen nicht gefallen, was sie mir gesagt hat“, kündigte er an. „Icochea ist wirklich sauer und hat die Probe und die Federn entsorgt.“
    „Augenblick.“ Pérez kniff die Augen zusammen. „Was meint die mit entsorgt?“
    „Na, entsorgt. Weggeworfen.“
    Pérez’ Schultern sackten herab. Die Zigarette fiel ihm aus der Hand. „Weggeworfen?“, stotterte er. „Das darf nicht wahr sein. Erst zerstören Sie den Purussaurus -Schädel. Jetzt wirft Icochea meine Federn weg …“ Er fasste sich an den Kopf. Die Wunde in seinem Unterschenkel pochte.
    „Wann war das? Kann man das Material noch retten?“
    „Das ist schon zwei Tage her. Der Müll inn Der Mst längst abgeholt worden.“
    „Ich bin für diese Federn beinahe gestorben“, flüsterte Pérez. Seine Beine begannen zu zittern. Der Albtraum hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Ohne ein weiteres Wort erhob er sich und ging zur Tür. Hinter ihm stieg ein feiner Rauchfaden vom Boden auf, wo die Zigarette einen schwarzen Fleck in den Teppich brannte.
    Ein kühler Windhauch begrüßte Pérez vor dem Museum. Er knöpfte die Jacke zu und überquerte die Avenida Arenales im Schatten des Torre Trecca, dem Hochhaus der peruanischen Krankenversicherung in Limas Osten. Wie in Trance lief er durch die Straßen des Viertels, bis er vor dem Restaurant El Rincón Que No Conoces in der Bernardo Alcedo stand.
    Hinter der schlichten, weißen Fassade wartete ein hoher Raum mit gelben Wänden. An der weißen Decke wälzten die Flügel großer Ventilatoren träge die Luft um.
    Das Restaurant war gut besucht. Eine stämmige ältere Schwarze drängte sich mithilfe einer Krücke durch die Menge und wurde von allen Seiten freundlich gegrüßt.
    Pérez umrundete einige der kleinen Tische und stieg hinauf in den ersten Stock. Dort steuerte er einen der Tische an der breiten Glasfront zur Straße an und ließ sich auf einen der mit Lederpolstern versehenen Stühle fallen.
    „Dafür, dass dieses Restaurant ‚Die Ecke, die man nicht kennt‘ heißt, ist ja einiges los“, stellte Nora Tilly fest. „Ich dachte immer, kreolische Küche gäbe es nur in Louisiana.“ Sie nippte an ihrem Pisco Sour. „Hallo, Francesco.“
    Pérez winkte der Bedienung und bestellte ebenfalls einen Pisco. Sobald er saß, zitterten seine Beine wieder. Fahrig strich er über die grüne Tischdecke.
    „Such dir aus, was du essen willst. Ich habe ziemlich großen Hunger.“ Tilly legte ihm die Hand auf den Oberschenkel. Das Zittern ließ nach.
    Sie entschieden sich für Causa als Vorspeise, eine Art Torte aus Kartoffelbrei mit Huhn. Danach bestellte Pérez Tacu-Tacu mit Asado a la Tira, Rinderrippenstücke mit Reis und Bohnen. Tilly nahm Ocopa-Kartoffeln mit Erdnusssoße und Huacatay, einer Art peruanischer Minze. Es schmeckte ausgezeichnet. Pérez war zum ersten Mal hier, aber er hatte von dem Restaurant und seiner Köchin gehört. Die schwarzen Sklaven und ihre Nachfahren galten in Peru seit der Zeit der Konquista als besonders gute Köche.
    „Du siehst aus, als hätte dein Arzt dir noch ein halbes Jahr gegeben“, sagte Tilly. „Was hat Revilla gesagt?“
    Pérez fasste sein Gespräch mit dem Professor zusammen. Er schob die letzte Gabel in den Mund. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. „Ich könnte heulen vor Wut.“
    Tilly zog das weite, weiße Hemd über dem T-Shirt zusammen, als sei ihr plötzlich kalt.
    „Dabei passt alles so gut zusammen“, sagte Pérez und griff dann nach seinen Zigaretten.
    „Was passt zusammen?“
    „Ich habe in den letzten Tagen ziemlich viel nachgedacht“, erklärte Pérez. „Es waren doch immer nur ein Dutzend

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