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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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d’Albret ein Knistern aus dem Funkgerät. Carlos meldete sich und redete eine Weile in das Headset, das er sich aufgesetzt hatte.
    D’Albret verstand kein Wort, aber Pérez stand plötzlich auf und wies aus dem Fenster. Mehrere kleine dunkle Punkte hingen hinter ihnen in der Luft. Hubschrauber. Sie näherten sich den Cocaplantagen. Plötzlich wurde der Wald dort in einen Feuerball gehüllt. Wieder und wieder rasten dunkle Streifen von den fernen Hubschraubern zur Erde hinab und verwandelten die Felder und den Hügel in ein Inferno. Pérez wechselte einige Sätze mit Carlos.
    „Was ist denn da los?“, schrie d’Albret gegen den Lärm der Turbine an.
    „Armeehubschrauber“, antwortete Pérez. „Carlos sagt, sie sind hier, um das Drogenlabor und alle Spuren des Militärs zu zerstören. Jemand hat es mit der Angst zu tun bekommen, weil die Polizei intensiv nach den verschwundenen Arbeitern und Leuten von den Dinoes sucht. Es wäre ja peinlich, wenn herauskäme, dass Armeeangehörige hier im Dschungel ein lukratives Nebengeschäft betreiben. Sie hoffen wahrscheinlich, dass nachher keiner so genau hinschaut und alle glauben, die Indigenen hätten den Wald mit Feuer gerodet. Kommt ja häufig genug vor.“
    D’Albret starrte aus dem Fenster. Gerade noch waren sie genau dort gewesen, wo nun das Feuer alles verzehrte. Der Gedanke daran, wie knapp sie diesem Inferno entkommen waren, regte ihn nicht mehr auf. Würde ihn überhaupt noch jemals irgendetwas aufregen, nach dem, was passiert war?
    Die Raketen schlugen jetzt nicht mehr nur in der Nähe des Drogenlabors ein. Das Feuer brannte auf einer riesigen Fläche jenseits des Río Nahuati. „Denken die nicht, dass da noch Menschen sein könnten?“, fragte der Priester. Er bekam keine Antwort.
    „Die Tunnel“, sagte Tilly heiser. „Sie werden einstürzen.“
    D’Albret war klar, an was sie dachte. An den Raum, in dem seit 500 Jahren ein riesiger Inkaschatz auf seine Entdeckung gewartet hatte.
    Müde ließ sich Tilly wieder auf ihren Sitz fallen. Sie ballte die Fäuste. Alles war umsonst gewesen, völlig umsonst.
    Aber immerhin lebte sie noch.
    Hin und wieder tauchten Äcker und Plantagen um vereinzelte Ortschaften der Shawi im Dschungel auf, dann zog sich der Wald immer mehr zurück, ersetzt durch die Kulturlandschaft am Río Huallaga.
    Carlos meldete sich über Funk bei seinen Vorgesetzten und kündigte seine Ankunft in Yurimaguas an. Bevor er zu seinem Stützpunkt zurückkehren würde, wollte er die anderen im Hospital Santa Gema absetzen.
    Breit und braun wälzte sich ihnen der Río Huallaga in einer engen Schleife entgegen, bevor sie schließlich die Stadt am Westufer des Flusses erreichten.
    D’Albrets Blick fiel auf die H Jael auf äuser, die wie bunte Bauklötze im Netz der Straßen gefangen waren, den Flughafen, die Autos und Motorräder, die Marktstände, deren Markisen im Wind des Hubschrauberrotors flatterten. Und er hatte das Gefühl, den ersten kleinen Schritt zurück ins Leben zu machen.
    Montag, 29. Juni, Lima, Peru
    Francesco Pérez holte weit aus. Dann schlug er Rafael Revilla mit der flachen Hand ins Gesicht. Die Brille des Professors flog in weitem Bogen durch das Büro und landete im Mülleimer. Revilla taumelte zwei Schritte zurück, stieß sich die Hüfte am Schreibtisch und hielt sich die Wange.
    „Ich hatte mir eigentlich ausgemalt, wie ich Ihnen das Nasenbein breche“, sagte Pérez und betastete dabei den kleinen, verkrusteten Höcker, der seine eigene Nase seit dem Ausflug in das Tunnelsystem am Río Supayacu zierte. „Aber dann hätten Sie mich nachher noch angezeigt.“
    Er sah zu, wie Revilla im Mülleimer nach seiner Brille suchte.
    „Ich hoffe, das hat Ihnen auch so ordentlich wehgetan.“
    Er setzte sich auf den Stuhl vor Revillas Schreibtisch und schlug die Beine übereinander.
    „Wie konnten Sie mir das antun?“, fragte er ruhig. „Und ich meine damit nicht, dass Sie uns einfach mitten im Dschungel im Stich gelassen haben. Ich meine, was Sie mit dem Fossil gemacht haben.“
    Er griff sich an die Stirn, wieder von der Fassungslosigkeit über Revillas Tat überwältigt.
    „Sie sind genauso ein Mistkerl, wie Tanriverdi es von den ‚Evolutionisten‘ immer behauptet hat. Verlogen. Mehr am Erfolg der eigenen Arbeit interessiert als an der Wahrheit.“ Er holte eine Zigarettenschachtel aus seiner Jeansjacke und zündete sich eine Zigarette an. Revilla öffnete den Mund, aber er schluckte seinen Protest hinunter.
    „Wissen

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