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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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surrealistische Kulisse. Mit seinen halb verfallenen Gebäuden und den verrosteten Fahrbetrieben wurde der ehemalige Vergnügungspark von einer Art Endzeitstimmung eingehüllt. Mehrere Baustellen deuteten darauf hin, dass das ganze Areal irgendwann umfunktioniert werden sollte. Inmitten des Schneesturms wirkten die leeren Straßen fast bedrohlich. Man vernahm nur das Tosen der Wellen und den Lärm des Windes, der an den Metallgerippen zerrte.
    Dann plötzlich … lautes Gebell.
    Madeline erinnerte sich, dass der Mann vom Ab-schleppplatz gesagt hatte: Da waren Hunde auf dem Grundstück gegenüber, die bellten die ganze Zeit wie verrückt.
    Sie hatte den Ort gefunden.
    Madeline schob zwei morsche Bretter eines Lattenzauns auseinander und sah eine deutsche Dogge mit gelbem Fell und irren Augen. Der Hund fletschte die Zähne und knurrte. Er war total abgemagert und bestand nur aus Haut und Knochen. Ob er krank war? Vielleicht hatte ein Verrückter den Hund absichtlich hungern lassen …
    Madeline spürte, wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken lief: Hunde und sie, das war nicht die große Liebe. Seit sie in ihrer Kindheit von einem Boxer gebissen worden war, hatte sie Angst vor ihnen, die alle Köter dieser Welt aus drei Kilometer Entfernung rochen.
    Es gab auch ein Gittertor in dem Zaun. Sie zog die Glock aus ihrem Holster und zielte auf das Vorhängeschloss, um es zu sprengen. Wie sie gehofft hatte, erschrak die Dogge bei der Detonation und lief verunsichert davon. Madeline betrat das Grundstück, auf dem ein großes baufälliges Lagerhaus stand. Bevor sie das Gebäude erreichte, hatte sich die Dogge mit ihren Artgenossen zusammengerottet. Fünf Zerberusse umgaben sie und bellten. Ein erster Hund sprang auf sie zu und schnappte nach ihrem linken Arm.
    Madeline schrie auf, als sich die Zähne in ihr Fleisch gruben. Ein anderer schnappte nach ihrem Bein, sodass sie rücklings in den Schnee fiel, während ihr ein Dritter in den Hals beißen wollte.
    Und dieser Hund war der Erste, den sie tötete. Eine Kugel aus nächster Nähe in den Kopf. Dann die beiden anderen Hunde, die sich auf sie gestürzt hatten. In ihrer Panik tötete sie auch noch die beiden letzten Tiere, die sich ihr näherten.
    Umgeben von fünf Kadavern, rang sie nach Luft, blieb aber auf der Hut und bereit, zu schießen, für den Fall, dass weitere Monster aufkreuzten. Sie blutete, wollte sich aber die Wunden nicht ansehen.
    Später.
    Sie rappelte sich auf und gab einen weiteren Schuss ab, diesmal auf das Vorhängeschloss der Lagerhalle.
     
     
    »Alice?«, rief sie. Es war stockdunkel. Sie entnahm ihrem Waffenetui eine kleine Taschenlampe und befestigte sie auf dem Lauf ihrer Pistole.
    »Alice?«, wiederholte sie und trat langsam vor, den Finger am Abzug, den Strahl der Lampe vor sich gerichtet. Auf dem harten Lehmboden entdeckte sie feuchte Fußspuren, die zu einer Metalltreppe führten.
    Wenn sich jemand hier versteckt hält, wird er mich abknallen wie ein Karnickel.
    Warum hatte sie nicht auf Jonathan gewartet? Warum hatte sie nicht die Polizei benachrichtigt?
    Weil sie fest davon überzeugt gewesen war, dass sie keine Sekunde zu verlieren hatte.
    »Alice?«
    Sie trat auf die Metallstufen der Treppe, die in eine Art Tunnel führte. Sie hob die Glock etwas höher und ließ den Lichtkegel über die Wände des engen Gangs gleiten, in dem ein eisiger Luftzug herrschte. Sie spürte, wie das Blut aus der Wunde an ihrem Arm sickerte, im Augenblick aber war die Angst das beste Schmerzmittel. Das von Eisenrohren durchzogene Untergeschoss diente anscheinend als Müllkippe, in dem sich aller mögliche Abfall stapelte. Ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken, als sie auf ein mit Monstern bemaltes Holzschild stieß, das für THE SCARIEST SHOW IN TOWN warb.
    Während sie durch mehrere Wasserpfützen lief, vernahm sie ein Fiepen. Sie richtete den Lichtkegel auf den Boden, sah aber nur eine Schar von dicken Ratten. Am Ende des Tunnels stieß sie auf eine Wendeltreppe, die noch tiefer hinabführte.
    »Alice?«, rief sie noch einmal, mehr, um sich Mut zu machen, als um sich anzukündigen. Sie gelangte zu einem Dutzend Eisentüren, zielte auf das Schloss der ersten Tür und leuchtete dann den Raum aus, in dem es nach Moder stank. Er war leer. Nacheinander öffnete sie alle Türen: dasselbe Ergebnis. Bis zur Letzten.
    Dieser Raum war schwach erleuchtet. Auf einer Seite war ein Feldbett aufgestellt, vor allem aber waren hier überall Rohre wie die, an die Alice

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