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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Reifen anfuhr. Obwohl er noch nie in seinem Leben einen Schuss abgegeben hatte, reagierte er automatisch. Er hob die Waffe, zielte so genau, wie er konnte, und drückte ab.
    Die Kugel schlug in die Windschutzscheibe.
    Der Kastenwagen geriet ins Schleudern, prallte gegen die Mittelplanke, überschlug sich und beendete seine kurze Fahrt an einem Pfeiler der Hochbahn.
     
     
    Madelines Blut pochte in ihren Schläfen. Die Zeit schien stillzustehen. Sie verspürte nicht den geringsten Schmerz. Die Geräusche von außen erreichten sie nicht mehr, als hätte man ihr das Trommelfell durchstochen. Wie in Zeitlupe lief sie auf den Kastenwagen zu. Ein Feuerwehrauto näherte sich von der anderen Straßenseite. Bald würde das Blaulicht von Polizei- und Krankenwagen aufblinken. Ein Blick nach rechts. Ein Blick nach links. Sie war von einer argwöhnischen Menge umgeben: Der Metzger hatte sein Messer gezückt, der Fischverkäufer seinen Baseballschläger vom Haken genommen, der Gemüsehändler seine Eisenstange.
    Die riss Madeline ihm aus den Händen und bediente sich ihrer als Brechstange, um die Hintertüren aufzustemmen.
    Wie oft hatte sie diese Szene im Traum durchlebt? Wie oft den Film in ihrem Kopf ablaufen lassen? Das war ihre Obsession. Der tiefe Sinn ihres Daseins. Alice retten. Sie wieder zum Leben erwecken.
    Nach mehreren energischen Versuchen gaben die Türen schließlich nach.
    Madeline kroch in den Wagen.
    Alice lag gefesselt da, leblos, die Kleider voller Blut.
    Nein!
    Sie durfte jetzt nicht sterben.
    Madeline beugte sich über sie und drückte ihr Ohr auf Alices Brust, um zu hören, ob ihr Herz noch schlug.
    Ihr Blut vermischte sich mit dem von Alice.


     
    Epilog
     
     
    Früh am nächsten Morgen
     
    Strahlender Sonnenschein brachte die Schneedecke über der Stadt zum Glitzern.
    Sechzig Zentimeter war sie inzwischen dick, sodass New York von der Außenwelt so gut wie abgeschnitten war. Die Schneeverwehungen blockierten Fahrbahnen und Bürgersteige. Busse und Taxis blieben in ihren Depots, Züge in den Bahnhöfen und Flugzeuge am Boden. Zumindest für einige Stunden war Manhattan ein riesiger Wintersportort. Mit Langlaufskiern ausgerüstet, trotzten viele New Yorker der Kälte, und die Kinder fuhren auf ihren Schlitten, lieferten sich Schneeballschlachten oder bauten Schneemänner.
     
    Einen Becher in der einen Hand, eine Pappschachtel in der anderen, lief Jonathan vorsichtig über den Bürgersteig. Er hatte einen guten Teil der Nacht auf dem Kommissariat verbracht und sich von der örtlichen Polizei und Agenten des FBI , die sich um den Schutz von Danny kümmerten, befragen lassen.
    Aller Vorsicht zum Trotz rutschte er aus, konnte sich aber mit dem Ellenbogen an einem Laternenpfahl abfangen, sodass die heiße Flüssigkeit nur an den Deckel seines Bechers schwappte. Erleichtert trat er in die Eingangshalle des St. Jude Hospital.
    Er nahm den Aufzug bis zu der Etage, wo Alice lag. Auf dem Flur wimmelte es von uniformierten Polizisten, die vor ihrem Zimmer Wache hielten.
    Jonathan zeigte seine Zugangsberechtigung, bevor er die Tür aufstieß. Alice lag auf dem Bett ausgestreckt und wurde gerade frisch verbunden. Noch etwas benommen blickte sie ihn an, und ein Lächeln erhellte ihr hübsches Gesicht. Das Wunder der Rehydrierung: Alice hatte wieder ein wenig Farbe bekommen und war erstaunlich heiter trotz allem, was sie durchgemacht hatte. Er erwiderte ihr Lächeln und bedeutete ihr mit einem kleinen Handzeichen, dass er nach der Behandlung wieder zurückkommen würde.
     
    Daraufhin begab sich Jonathan zu Madelines Station. Als er an einem Metallwagen vorbeikam, griff er nach einem Plastiktablett, auf dem er seinen Becher mit heißer Schokolade abstellte. Er öffnete die Pappschachtel und nahm drei cupcakes heraus, die er so dekorativ wie möglich außen herum platzierte. An der Flurwand entdeckte er einen Kranz mit weißen Anemonen, stibitzte eine Blüte und ergänzte damit seine Dekoration.
    »Frühstück!«, rief er beim Betreten des Zimmers.
    Er hatte geglaubt, Madeline allein anzutreffen, lief aber Captain Delgadillo, einem der Hauptverantwortlichen des NYPD , in die Arme – ein hochgewachsener Latino mit weißen Zähnen und strenger Miene. Wie aus dem Ei gepellt und recht überheblich, würdigte er ihn keines Blickes.
    »Ich erwarte Ihre Antwort bis zum Wochenende, Ms Greene«, erklärte er und verließ den Raum.
    Madeline lag auf ihrem Bett. Am Vorabend hatte sie eine Vollnarkose bekommen. Die

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