Nachrichten aus Mittelerde
Húrin
des Dichters Dírhavel); Redewendungen oder sogar ganze Passagen (besonders Szenen von großer rhetorischer Eindringlichkeit wie Túrins Ansprache an sein Schwert vor seinem Tod) dieser Fassungen konnten als Ganzes von jenen beibehalten werden, die später Zusammenfassungen der Geschichte der Altvorderenzeit erstellten (als solche ist
Das Silmarillion
gedacht).
TEIL ZWEI
I Eine Beschreibung der Insel Númenor
Obwohl sie mehr beschreibenden als erzählenden Charakters sind, habe ich Abschnitte aus dem Bericht meines Vaters über Númenor aufgenommen, besonders solche, die die physikalische Beschaffenheit der Insel betreffen, weil diese die Geschichte von Aldarion und Erendis erhellen und selbstverständlich mit ihr verbunden sind. Dieser Bericht hat schon um 1965 existiert und ist vermutlich lange vor dieser Zeit geschrieben worden. Die Karte habe ich nach einer kleinen flüchtigen Skizze neu gezeichnet, der einzigen, wie es scheint, die mein Vater von Númenor angefertigt hat. In die neue Karte haben nur Bezeichnungen und Merkmale Eingang gefunden, die auch im Original zu finden sind. Außerdem zeigt das Original einen weiteren Hafen an der Bucht von Andúnië, der nicht weit westlich von der Stadt Andúnië liegt. Der Name ist schwer zuentziffern, lautet aber mit ziemlicher Sicherheit Almaida. Soweit ich sehe, taucht er nirgendwo anders auf.
II Aldarion und Erendis
Von allen Stücken dieser Sammlung war die Bearbeitung dieser Geschichte am wenigsten fortgeschritten und erforderte stellenweise eine derartig umfangreiche editorische Behandlung, dass ich zweifelte, ob ihre Aufnahme zu rechtfertigen sei. Dennoch verdient sie besonderes Interesse als die einzige Geschichte überhaupt (im Gegensatz zu Registern und Annalen), die aus den langen Zeitaltern Númenors überlebt hat, die Geschichte von seinem Ende, die »Akallabêth«, ausgenommen; da sie überdies unter den Geschichten meines Vaters in ihrer inhaltlichen Geschlossenheit einzigartig ist, kam ich zu der Überzeugung, dass es falsch wäre, sie aus dieser Sammlung auszuschließen.
Um die Notwendigkeit einer so ausgedehnten editorischen Behandlung verständlich zu machen, muss ich erklären, dass mein Vater bei der Abfassung seiner Geschichten ›Handlungsabrisse‹ benutzte und bei der Datierung der Ereignisse mit peinlicher Genauigkeit verfuhr, so dass diese Abrisse geradezu wie annalenähnliche Artikel in einer Chronik erscheinen. Im vorliegenden Fall existieren nicht weniger als fünf solcher Schemata, deren relative Ausführlichkeit an verschiedenen Stellen variiert und die nicht selten weder im Entwurf noch im Detail übereinstimmen. Doch haben diese Schemata immer die Tendenz, in reine Erzählung überzugehen, besonders dort, wo kurze Passagen durch direkte Rede eingeleitet werden. Im fünften und zeitlich spätesten Schema für die Geschichte von Aldarion und Erendis ist das erzählerische Element derart stark ausgeprägt, dass der Text einen Umfang von etwa 60 Manuskript-Seiten erreicht hat.
Der Schritt vom stakkatohaften Annalenstil zum voll entfalteten Erzählen vollzog sich gleichwohl stufenweise, in dem Maße, in dem die Abfassung des Schemas fortschritt. Im älteren Teil der Geschichte habe ich große Teile des Textes umgeschrieben und einen gewissen Grad stilistischer Homogenität im Hinblick auf den gesamten Ablauf der Erzählung zu erreichen gesucht. Die Bearbeitung bezieht sich ausschließlich auf die sprachliche Form; es wurde weder die Bedeutung geändert, noch wurden Elemente eingeführt, die nicht authentisch sind.
Das letzte Schema, auf dem der Text im Wesentlichen beruht, trägt den Titel:
Der Schatten des Schatten: Die Geschichte vom Weib des Seefahrers; und die Geschichte der Prinzessin Schäferin.
Das Manuskript endet abrupt, und ich kann keine gesicherte Erklärung dafür geben, warum mein Vater die Arbeit abbrach. Eine maschinenschriftliche Fassung, die bis zu diesem Punkt reicht, wurde im Januar 1965 abgeschlossen. Außerdem existieren zwei Seiten in Maschinenschrift, bei denen es sich nach meinem Urteil um das zuletzt verfasste Material handelt. Es ist offensichtlich der Anfang einer Fassung, die als abschließende Version der gesamten Geschichte geplant war, und sie liegt dem Text auf den Seiten 283–285 zugrunde (wo die Handlungsabrisse am dürftigsten sind). Dieser Text trägt den Titel
Indis i.Kiryamo »Das Weib des Seefahrers«: Eine Geschichte aus dem alten Númenórë, die von den ersten
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