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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Hope
    Luzifers Tochter
    E s hatte in meinem Leben eine Zeit gegeben, da hätte mich die Vorstellung, einen Mann sterben zu sehen, mit blankem Entsetzen erfüllt. Als ich jetzt neben dem Ehrenmal stand und in dem Wissen schauderte, dass der Tod kam, fühlte ich etwas vollkommen anderes.
    Nur das Wissen, dass es viel zu spät war, um zu verhindern, was gleich geschehen würde, hielt mich davon ab, eine Warnung zu brüllen, während ich dastand und mich an den kalten Marmor klammerte.
    »Hast du das Geld dabei?«, fragte der erste Mann; seine Stimme klang angespannt, die Nervosität vibrierte förmlich in der Luft. Er trug Anzughosen, die ein paar Zentimeter zu lang waren und rings um die zerschrammten Kaufhausloafers den Boden berührten. Die alte Lederjacke war wegen des kalten Märzwinds geschlossen, allerdings verknöpft. Ich stellte mir vor, wie seine Finger gezittert hatten, als er hinausgerannt war zu diesem mitternächtlichen Treffen.
    Der zweite Mann war ein Jahrzehnt älter und hatte die Kapuze seines Jogginganzugs dicht um das rotwangige Gesicht zugezogen. Neben ihm keuchte ein Chow-Chow; das Schnaufen erfüllte die Stille, die schwarze Zunge hing heraus, als der Hund an der kurzen Leine zerrte.
    »Hast du das Geld dabei?«, wiederholte der jüngere Mann, während er sich zugleich mit einem schnellen Blick im Park umsah. Seine Nervosität hob sich scharf gegen die kalte Rage ab, die von dem zweiten Mann ausging.
    »Hast du wirklich gedacht, ich zahle?«
    Der ältere Mann stürzte vor. Eine Explosion von Angst, so heftig, dass meine Lider zu flattern begannen. Dann ein Keuchen, erfüllt von Entsetzen und Schmerz. Chaos rollte über mich hinweg, und das Mondlicht funkelte rot auf der Messerklinge. Der Gestank sich entleerender Eingeweide breitete sich aus, als der jüngere Mann rückwärts gegen einen schütteren Ahorn stolperte. Sekundenlang schwankte er, mit dem Rücken an den Stamm gelehnt; dann sackte er am Fuß des Baums zusammen.
    Der Mörder zog seinen Hund näher heran. Der Chow-Chow tanzte auf der Stelle; sein eigenes Chaos trieb an mir vorbei – Verwirrung, die gegen den Hunger ankämpfte. Der Mann stieß den Kopf des Tieres gegen die Wunde und in das dampfend hervorschießende Blut. Der Hund versuchte es mit einem vorsichtigen Lecken, dann …
    Die Vision riss ab, und ich taumelte und umklammerte das Ehrenmal fester. Eine sekundenlange Pause mit fest zusammengekniffenen Augen. Dann richtete ich mich auf und blinzelte in der hellen Morgensonne.
    Am Fuß des Sockels war ein improvisierter Schrein entstanden mit anderswo ausgerissenen Narzissen und Zetteln, auf die »Wir vermissen dich, Brian« und »Ruhe in Frieden, Ryan« gekritzelt war. Diejenigen, die Bryan Mills gut genug gekannt hatten, um seinen Namen richtig zu schreiben, saßen noch fassungslos zu Hause. Die Leute, die sich rings um den Schrein schluchzend in den Armen lagen, hofften ganz einfach darauf, die Aufmerksamkeit einer Fernsehkamera auf sich zu ziehen und ein paar Worte dazu sagen zu dürfen, was für ein wunderbarer Mensch »Ryan« gewesen war.
    Als ich einen Bogen um den mit Absperrband gesicherten Schauplatz schlug, kam ich an der Gruppe der Möchtegerntrauernden vorbei, und das Geschluchze wurde lauter … bis sie feststellten, dass ich keine Kamera dabei hatte, woraufhin sie sich wieder ihren dampfenden Kaffeebechern widmeten und sich in der morgendlichen Kälte zusammenscharten.
    Sie erkannten mich vielleicht nicht als Reporterin, aber der Polizist, der in meiner Nähe den Schauplatz bewachte, tat es; sein finsterer Blick teilte mir mit, dass ich ihn lieber nicht um einen Kommentar bitten sollte. Ich bin mir sicher, mit einem »Hey, ich weiß, wie Ihr Mordopfer umgekommen ist« hätte ich mühelos eine Unterhaltung beginnen können. Aber was hätte ich als Nächstes gesagt?
    »Woher ich das weiß? Also, ich hab eine Vision gehabt. Hellseherei? Nein. Ich kann nur die Vergangenheit sehen – ein Talent, das ich von meinem Vater geerbt habe. Eigentlich eher ein Fluch, obwohl er selbst das höchstwahrscheinlich ganz anders sieht. Sie haben vielleicht schon von ihm gehört – Luzifer? Nein, nicht Satan – das ist ein vollkommen anderer Typ. Ich bin eine sogenannte Halbdämonin – ein von einem Dämonen gezeugter Mensch. Die meisten von uns haben irgendeine spezielle Fähigkeit, etwa Feuer, Telekinese oder Teleportation, ohne das dämonische Bedürfnis nach Chaos. Aber ich habe
nur
den Chaoshunger mitbekommen und

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