Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Hexendelegierten des paranormalen Rates.
»Ich war nicht für den Rat dort«, antwortete ich. »Aber der Rat wird einen Bericht haben wollen, und mein Herausgeber will einen Artikel; ich muss also wieder hin, bevor meine Quellen sich davongemacht haben.«
Er füllte meinen Becher und goss sich selbst Kaffee nach.
»Ich fühle mich immer noch verantwortlich für die Schwierigkeiten, die Sie und Karl mit Tristan hatten«, sagte er schließlich. »Ich hätte über seine Aktivitäten Bescheid wissen sollen. Als Entschädigung möchte ich Ihnen und Karl eine Tätigkeit anbieten – eine vorübergehende selbstverständlich –, die Ihren Talenten in ungewöhnlichem Maß entgegenkommt. Natürlich würde diese Tätigkeit honoriert werden, und ich glaube, sie würde Ihnen zugleich sehr wertvolle Kenntnisse vermitteln, die Sie bei Ihrer Arbeit für den Rat brauchen können. Ich hatte gehofft, zuerst mit Karl zu sprechen, aber ich weiß nicht, wie ich ihn kontaktieren kann.«
Sein Blick richtete sich auf mich.
»Ich habe seine Nummer auch nicht«, log ich und fügte dann etwas hinzu, das der Wahrheit entsprach. »Aber er ist sowieso in Europa. Auf unbestimmte Zeit.«
»Unbestimmt?«
»Hat er jedenfalls gesagt.«
»Wie lästig.« Er trank einen langen Schluck Kaffee. »Haben Sie Erfahrung damit, in Straßengangs zu ermitteln, Hope?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Aber Sie verstehen sicherlich das Prinzip – Gruppen von jungen Leuten in einem Alter, in dem sie das Bedürfnis nach Zugehörigkeit haben und ihre Macht erproben wollen. Als junge Paranormale haben Sie vermutlich ein gewisses Verständnis dafür, wie das ist.«
Ich sagte nichts und wartete stattdessen darauf, dass er zur Sache kam.
»Wir erziehen unsere Kinder dazu, ihre Kräfte zu verbergen und sich in die menschliche Gesellschaft einzufügen, was ihnen nicht immer leicht fällt. Manche schließen sich zu kriminellen Banden zusammen – meist sind es Jungen und junge Männer, vom Teenageralter bis etwa Mitte zwanzig, dem Alter, in dem ihre Kräfte sich voll entwickelt haben. Sie sind besser organisiert als menschliche Gangs – zielgerichteter und weniger auf beiläufige Gewalttätigkeit aus, obwohl sie Gewalt durchaus einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen.«
Es hörte sich an wie die Jugendorganisation einer Kabale.
»Diese Gangs tauchen vor allem in Kabalenstädten auf, weil die Konzentration von Paranormalen dort höher ist und weil sie wissen, dass wir ihre Aktivitäten ein Stück weit decken, um uns selbst zu schützen. Wir könnten diese Gruppen auflösen, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es vernünftiger ist, sie unter Aufsicht gewähren zu lassen. Sie können ihre rebellische Phase ausleben, und wenn sie sich später dann nach einer Stelle umsehen …«
»Sind die Kabalen in Reichweite.«
Er nickte. »Das Problem dabei ist, gelegentlich geht
ihnen
die Geduld mit
uns
aus. Eine bestimmte Gang – eine außergewöhnlich gut organisierte Gruppe in Miami – hat in letzter Zeit für Unruhe gesorgt. Ich muss herausfinden, was sie vorhaben.«
»Und deshalb wollen Sie sie infiltrieren lassen. Sie brauchen einen jungen Paranormalen mit Erfahrung in der verdeckten Arbeit und zugleich ein in unserer Gemeinschaft noch unbekanntes Gesicht. Und dafür käme ich in Frage.«
Noch während ich sprach, spürte ich, wie mein Herzschlag schneller wurde bei dem Gedanken daran, wie man es anstellen könnte, wie viel ich lernen würde, wie viel Spaß ich haben würde. Und diese letzte Überlegung veranlasste mich, instinktiv auf die Bremse zu treten. Ich stellte mir hier gerade vor, wie es sein würde, all das kriminelle Chaos zu genießen, auf vollkommen untadelige Art, denn hey, ich führte schließlich nur einen Auftrag aus, beglich meine Schulden, half vielleicht sogar dabei, eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen der Gang und der Kabale zu verhindern …
Wenn ich jedoch schuldfreies Chaos wollte, würde ich bei meiner Arbeit für den Rat bleiben müssen. Dort wusste ich, dass ich für die richtige Seite arbeitete.
»Ich habe noch nie wirklich undercover gearbeitet«, sagte ich. »Wahrscheinlich könnte ich eine Kandidatin für eine Gang nicht mal
spielen.
Mein persönlicher Hintergrund …«
»Ich kenne Ihren persönlichen Hintergrund, Hope, und wir würden ihn natürlich berücksichtigen. Sie würden eine Variante Ihrer selbst spielen. Mit Karls Unterstützung könnten Sie dies ohne weiteres durchziehen.«
»Ich verstehe noch
Weitere Kostenlose Bücher