Nacht der Hexen
gesagt hat? Die besten Lehrer, die besten Bücher, die bestenMaterialien. Das kriege ich alles, und ich teile es auch alles mit dir. Hast du dir das nicht gewünscht?«
Ich antwortete nicht.
»Du machst dir Sorgen, weil es eine Kabale ist, stimmt’s? Ich weiß schon, was Lucas gesagt hat, aber na ja, vielleicht hat er – mein – Nast ja Recht. Nicht, dass Lucas gelogen hat – das meine ich nicht. Aber er könnte ja wirklich irgendwas falsch verstanden haben. Vielleicht hat er wirklich übles Zeug mitgekriegt, Sachen, die normalerweise nicht passieren.«
Ich sagte immer noch nichts.
»Schön, dann sei eben so. Geh zurück in dein blödes kleines East Falls in dein ausgebranntes Haus. Ich gehe nicht. Die wollen uns dort nicht haben. Jedes Mal, wenn du die Straße entlanggehst, werden die Leute auf dich zeigen und irgendwelchen Mist sagen. Also, über mich sagen die keinen Mist. Ich wohne dann in Kalifornien. Ich wette, Adam kommt mich besuchen. Der wird sich nicht so aufführen.«
»Ich bleibe bei dir, Savannah. Du weißt, dass ich dich nicht im Stich lasse.«
Sie zögerte; dann lächelte sie, lehnte sich zu mir herüber und umarmte mich. »Das wird schon werden, Paige. Wart’s ab. Das wird das Beste, was uns je passiert ist.«
Wir waren von den Drogen immer noch etwas benommen, und so dösten wir die nächste Stunde. Dann weckte ein Klopfen an der Tür uns beide auf. Eine Frau streckte den Kopf herein.
»Dürfen wir reinkommen?«, fragte sie.
Ohne auf eine Antwort zu warten, stieß sie die Tür ganz auf und trat ein. Sie war Anfang vierzig, eher ansehnlich als hübsch, mit eckigem Kinn und einem graublonden Bürstenschnitt. Hinter ihr erschien eine zweite Frau, etwa zwanzigJahre älter, mit dem gleichen Kinn und silbernem Haar, das sie in einem eleganten Kurzhaarschnitt trug.
»Ich bin Greta Enwright«, sagte die jüngere Frau. »Das ist meine Mutter Olivia.«
»Livy, bitte«, sagte die Ältere. »Wir freuen uns so, euch kennen zu lernen. Euch beide.« Sie kam geschäftig hinter ihrer Tochter herein und stellte ein silbernes Tablett auf dem Nachttisch ab. »Ich weiß, dass deine Mutter ihren Tee geliebt hat, Paige. Ich habe einfach mal auf gut Glück angenommen, dass du ihren Geschmack geerbt hast.«
Ich zwinkerte. »Du hast meine Mutter gekannt?«
»Vor vielen Jahren. Mehr Jahren, als ich mir jetzt überlegen möchte.« Ein klingelndes, mädchenhaftes Lachen. »Ich bin im Zirkel aufgewachsen. Meine Mutter hat ihn verlassen, als ich ein Teenager war.«
»Du – du bist eine Hexe?«
»Oh, es tut mir so leid. Eine unvollständige Vorstellung, Greta. Ich habe das immer merkwürdig gefunden – dass wir in der Lage sind, Magier zu erkennen, unsere eigenen Schwestern aber nicht. Greta ist Mr. Nasts Hexe.« Wieder ein Lachen. »Das hört sich absolut grauenhaft an, stimmt’s? Und viel zu … vertraulich. Kabalen, wie ihr vielleicht wisst, stellen jeweils nur eine Hexe ein. Eine sehr angesehene und privilegierte Stellung, von der ich das Glück hatte, sie an Greta weitergeben zu können, als ich in den Ruhestand gegangen bin. Und jetzt« – sie schenkte Savannah ein breites Lächeln – »treffen wir unsere offizielle Nachfolgerin. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr wir uns freuen.«
Savannah zögerte, sah von der Mutter zur Tochter und zurück. »Ihr seid nicht wütend? Ich meine, ich werde dich ersetzen, oder?«
Greta lachte, ein kehliges Glucksen, das genaue Gegenteil zum Lachen ihrer Mutter. »Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis du so weit bist, Savannah, und bis dahin werde ich selbst so weit sein, in den Ruhestand zu gehen. Ein vorgezogener Ruhestand wahrscheinlich, aber Mr. Nast hat mir eine volle Rente versprochen. Wenn überhaupt, dann sollte ich mich bei dir bedanken.«
Olivia nickte. »Und mich hat Mr. Nast aus dem Ruhestand zurückgeholt, damit ich dir helfe, dich hier einzugewöhnen, und er entschädigt mich dafür auf mehr als angemessene Weise, also sollte auch ich mich bei dir bedanken.«
»Ihr beide werdet uns also unterrichten?«
»Uns?« wiederholte Greta.
»Sie«, sagte ich. »Ihr werdet ihre Lehrerinnen sein?«
»Nur in Hexenmagie«, antwortete Olivia. »Für alles andere wirst du richtige Tutoren haben. Magier meine ich. Sie beherrschen die wirkliche Magie.«
»Nicht mehr lang vielleicht«, sagte Savannah, während sie vom Bett aufsprang. »Paige hat diese Grimorien …«
Ich versuchte sie zu unterbrechen, aber nur halbherzig. So sehr ich die Grimorien einerseits
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