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Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens

Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens

Titel: Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
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Ferne ein Unglück beobachtete.
    Kriechend entfernt er sich vom Ort seiner Folter, an dem er sein Bein zurücklässt. Er schleppt sich durch die Schatten der dumpfen, nasskalten Katakomben, bis er einen Durchgang erspäht. Ständig auf der Hut vor seinen Feinden, schiebt er sich durch die Knochen, mit denen der Boden übersät ist, um ihn zu erreichen. Er hat keine Ahnung, wie lange seine Flucht dauern wird, aber er findet den We g – und die Kraf t – , indem er ihrer Witterung folgt. Mit größtem Bedauern denkt er an den Schmerz, den er ihr bereiten wird. Sie wird mit ihm eine Verbindung eingehen, durch die sie sein Leiden und sein Entsetzen fühlen wird wie ihr eigenes.
    Doch das ist nicht zu ändern. Seine Flucht gelingt. Er tut, was er tun muss. Kann sie ihn vor seinen Erinnerungen retten, wenn seine Haut immer noch brennt?
    Zentimeter für Zentimeter kämpft er sich an die Oberfläche empor und findet sich schließlich in einer dunklen Gasse wieder. Aber ihre Witterung beginnt zu verblassen.
    Das Schicksal hat sie ihm im Augenblick der größten Not geschickt, und Gott helfe ih m – und dieser Stadt –, sollte er nicht in der Lage sein, sie zu finden. Er ist für seine Grausamkeit berühmt und berüchtigt, und er wird ihr rücksichtslos freien Lauf lasse n – für sie.
    Es gelingt ihm nur mit Mühe, sich an eine Mauer gelehnt aufzusetzen. Seine Klauen hinterlassen tiefe Furchen im Pflaster der Straße, während er mit aller Kraft darum kämpft, seinen keuchenden Atem zu beruhigen, damit er ihre Witterung wieder aufnehmen kann.
    Brauche sie. Mich in ihr verlieren. So lange gewarte t …
    Ihr Duft ist fort.
    Angesichts dieses Verlusts füllen sich seine Augen mit Tränen, und er beginnt heftig zu zittern. Ein schmerzerfüllter Schrei lässt die Stadt erbeben.

In einem jeden von uns, selbst in guten Menschen, schlummert ein gesetzloses, wildes Tier, das nur im Schlaf zum Vorschein kommt.
    Sokrates (469–399 v. Chr.)

1
    Eine Woche späte r …
    Auf einer Insel in der Seine, vor dem Hintergrund einer zeitlosen Kathedrale, kamen die Bewohner von Paris zusammen, um sich zu amüsieren. Emmaline Troy suchte sich ihren Weg durch Feuerspucker, Taschendiebe und die chanteurs de rue . Sie schlenderte durch ganze Scharen schwarz gekleideter Gothics, die Notre Dame umschwärmten, als ob die Kirche ihr Mutterschiff wäre, das sie nach Hause gerufen hätte. Und dennoch erregte sie Aufmerksamkeit.
    Die menschlichen Männer, an denen sie vorbeiging, wandten ihr langsam die Köpfe zu, um sie zu betrachten, meist mit gerunzelter Stir n – sie spürten etwas, waren sich aber nicht sicher, was. Wahrscheinlich eine genetisch bedingte Erinnerung aus ferner Vergangenheit, in der sie ihre wildeste Fantasie oder ihren düstersten Albtraum wiedererkannten.
    Emma war weder das eine noch das andere.
    Sie war eine Studentin in Pari s – genauer gesagt, eine frischgebackene Absolventin der Tulane University in New Orlean s – , einsam und hungrig. Erschöpft, nachdem sie ein weiteres Mal erfolglos nach Blut Ausschau gehalten hatte, ließ sie sich auf eine Bank unter einer Kastanie sinken, den Blick fest auf eine Kellnerin gerichtet, die im Café gegenüber eine Espressomaschine bediente. Wenn doch Blut nur ebenso leicht fließen würde, sinnierte Emma. Ja, wenn es warm und sättigend aus einem nie versiegenden Hahn fließen würde, dann würde sich ihr Magen nicht schon beim bloßen Gedanken daran vor Hunger zusammenkrampfen.
    Hungertod in Paris. Noch dazu ohne einen Freund. Konnte es etwas Schlimmeres geben?
    Die Liebespaare, die Hand in Hand über den Kiesweg spazierten, schienen sie in ihrer Einsamkeit zu verspotten. Lag das bloß an ihr oder sahen sich Liebende in dieser Stadt noch verliebter an? Vor allem im Frühling. Krepiert doch alle, ihr Bastarde!
    Sie seufzte. Es war nicht deren Fehler, dass sie Bastarde waren, die den Tod verdienten.
    Der Blick aus ihrem leeren Hotelzimmer und die Vorstellung, dass sie in der Stadt der Lichter einen neuen Blutdealer finden könnte, hatten sie dazu veranlasst, sich in dieses Getümmel zu stürzen. Ihr früherer Dealer hatte sich aus dem Staub gemacht, er hatte Paris verlassen und war nach Ibiza geflüchtet. Er hatte keine vernünftige Erklärung abgeliefert, warum er seinen Job aufgab, sondern nur gesagt, dass in „gä Pari“ mit der „Ankunft des auferstandenen Königs“ so eine „verdammte Riesenscheiße“ im Anmarsch sei. Was auch immer das heißen sollte.
    Als Vampir war sie

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