Nacht im Kerker
Bronzefigur plätscherte Wasser, und Justus hielt seinen Kopf unter den Strahl. »Herrlich! Am liebsten würde ich den ganzen Tag unter einer kalten Dusche stehen. Bei der Hitze weicht mein Gehirn auf.«
Es war Samstag, und nur wenige Menschen trauten sich bei den Temperaturen auf die Straße. Porter stand vor seinem Geschäft und drehte mit einer Kurbel die Markise herunter.
»Hallo, Jungs!«, grinste er die drei an. »Wenn ihr wollt, dann könnt ihr euch in meine Gefriertruhe setzen. Kostet euch nur zwei Dollar die Stunde.«
Porter war ein gewitzter Geschäftsmann und hätte einem Eskimo Kühlschränke verkaufen können. Doch Peter lehnte ab. »Ich brauche keine Abkühlung, ich brauche einen heilen Dietrich.«
»Einen heilen Dietrich? Hat dein lieber Freund sich ein Bein gebrochen?« Der Kaufmann konnte sich überseine Witze am meisten amüsieren, und vor Lachen fiel ihm der hinterm Ohr eingeklemmte Bleistift auf den Boden. »Okay, jetzt im Ernst. Was ist denn mit dem Werkzeug?« Peter zeigte Porter die beiden zerbrochenen Teile. »Sehen Sie! Einmal benutzt und schon kaputt.«
»Tja, das darf tatsächlich nicht passieren. Aber bei mir gibt es die berühmte lebenslange Porter-Garantie.« Bob fragte nach: »Eine Garantie, solange wir leben?«
»Nein, mein Junge. Solange meine Oma lebt. Und die wird im nächsten Jahr 95.« Wieder lachte er lauthals.
Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall, und die große Schaufensterscheibe erzitterte.
»Was war das?«, rief Justus erschrocken. Peter sah sich ängstlich um. »Hörte sich an wie eine Explosion.« Bob war vor Schreck die Brille von der Nase gerutscht, und er blickte über den Marktplatz. »Das kam von dort drüben.« Mittlerweile wurden viele Fenster geöffnet, und Menschen streckten neugierig ihre Köpfe heraus. »Da! Seht ihr? Aus der Tür des Juweliers kommt Qualm!«
Jetzt war Justus nicht mehr zu bremsen. »Los, kommt mit! Das muss ich mir ansehen.« Sie waren nicht die Einzigen, die auf das Juweliergeschäft von Mister Pendelton zurannten. Zwei Häuser daneben befand sich die Polizeiwache, und gerade stolperte Kommissar Reynolds die Treppenstufen herunter. »Was ist hier los?«, brüllte er.
»Wissen wir auch nicht«, schnaufte Justus. »Beim Juwelier muss etwas explodiert sein.« Der Kommissar fummelte ein Funkgerät aus der Tasche. »Reynolds an Zentrale. Ich brauche Verstärkung und die Feuerwehr. Am besten, ihr schickt mir auch noch einen Krankenwagen.«
Die Tür des Juweliers hatte sich von der Druckwelle der Explosion aus den Scharnieren gelöst. Beißender Qualm drang heraus. In diesem Moment hörten sie aus dem Inneren eine erstickte Stimme: »Hilfe! Hilfe! Warum hilft mir niemand?« Der Kommissar handelte sofort. »Okay, auf die Feuerwehr kann ich nicht warten. Ihr bleibt hier! Ich muss dem Mann helfen.« Dannzog er sich Lederhandschuhe an, wickelte sich ein Taschentuch um den Mund und rannte entschlossen in das Geschäft. Justus, Peter und Bob versuchten, durch die Scheiben ins Innere zu blicken. Doch der ganze Raum war von dichtem Rauch vernebelt.
In der Zwischenzeit kamen weitere Beamte aus der Polizeistation gelaufen. »Was ist passiert?«, keuchte ein großer Polizist mit Bart. »Wo ist Reynolds?« Peter zeigte unsicher auf den Eingang. »Was? Der ist da reingelaufen? Ist Samuel auf seine alten Tage verrückt geworden? Jeder weiß doch, wie gefährlich Rauchgase sind. Wo bleibt die Feuerwehr?« Justus presste sein Gesicht gegen die Glasscheibe. »Da! Der Kommissar kommt zurück. Er trägt jemanden auf der Schulter.« Mittlerweile hatte sich der Marktplatz mit Schaulustigen gefüllt, und aus der Ferne hörte man die Sirenen der nahenden Feuerwehr. Der bärtige Polizist holte tief Luft und schob die kaputte Tür aus dem Weg. »Samuel! Samuel Reynolds, hierher!« Hustend und mit rußverschmiertem Gesicht schleppte sich der Kommissar aus dem Geschäft. Auf dem Rücken trug er den bewusstlosenJuwelier.
»Hier! Hier, Marvin. Hilf mir!« Mit letzter Kraft legteder erschöpfte Kommissar den geretteten Mister Pendelton auf den Boden. »Das war’s. Keiner mehr drin. Den Juwelier hab ich direkt vor dem Safe gefunden. Marvin, binde ihm die Krawatte auf, damit er wieder atmen kann!« Der bärtige Polizist kniete sich daneben und fächelte dem Juwelier Luft zu. Langsam schlug der Mann die Augen auf. »Danke …«, hustete er. »Ich dachte schon, ich komme da nicht mehr heil raus.« Justus hielt es vor Neugierde nicht mehr aus. »Was ist denn
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