Nacht im Kerker
überhaupt passiert, Mister Pendelton?«
»Keine Ahnung. Ich habe Geräusche aus dem Hinterraum gehört. Dort steht der Safe mit den teuren Schmuckstücken. Dann gab es diesen lauten Knall, und die Druckwelle warf mich zu Boden. Mehr hab ich nicht mitbekommen. Wenn der Kommissar mich nicht gefunden hätte, dann wäre ich wahrscheinlich im Rauch erstickt. Zum Glück war ich der Einzige im Geschäft. Mister Reynolds, ich kann Ihnen nur danken.« Der Kommissar sah etwas verlegen aus. »Das ist eben mein Job. Jeder von uns hätte so gehandelt. Stimmt doch, Marvin, oder?« Der bärtige Polizist schüttelte den Kopf. »Nein, Samuel, das war mehr, als man von einem Beamten erwarten kann. Du hast dein Leben riskiert.« Reynolds lachte. »Ach was! Ich kenne dich. Wenn ich es einem aus unserer Mannschaft zutrauen würde, dann dir. Marvin Thompson ist übrigens seit zwei Wochen mein Stellvertreter. Er wird eines Tages meine Position übernehmen, wenn ich in Rente gehe.«
Doch Justus’ Neugierde war noch nicht gestillt. »Einige Fragen bleiben aber offen. So eine Explosion kommt doch nicht von allein? Besonders nicht, wenn sie mitten im Tresorraum stattfindet.« Mittlerweile hatte sich der Rauch etwas verzogen, und Bob streckte vorsichtig seinen Kopf durch den Eingang. »Kommt mal her! Ich bin mir sicher, dass in dem Geschäft noch jemand ist. Da! Jetzt höre ich Schritte.« Der Kommissar kam auf ihn zugerannt. »Tatsächlich, der Junge hat recht. Aber wir müssen vorsichtig sein. Hallo? Hören Sie! Brauchen Sie Hilfe? Wer sind Sie? Kommen Sie heraus!«
Peter wich etwas zurück. »Mir gefällt das nicht. EinJuwelier, ein Safe und eine Explosion. Egal, wer da noch drin ist – den möchte ich nicht unbedingt kennenlernen.« Reynolds’ Stimme wurde ernster. »Da stimmt wirklich was nicht. Hallo? Zum letzten Mal: Kommen Sie heraus! Die Hände über dem Kopf und ganz langsam. Und ihr Kinder: Geht bitte in Deckung. Ich will kein Risiko eingehen.«
In der Zwischenzeit war die Feuerwehr eingetroffen, und ein Arzt kümmerte sich um den Juwelier. Aus dem Geschäft hörte man jetzt wieder Schritte. »Da rennt jemand eine Treppe nach oben«, vermutete Justus. »Ich wette, der steckt hinter der Explosion und will über das Dach abhauen.« Bob ballte die Faust. »Soll er nur. Dann sitzt er wie eine Ratte in der Falle.« Weiter kam er nicht, denn er wurde vom lauten Dröhnen eines Hubschraubers unterbrochen.
Fluchthubschrauber
Alle starrten gebannt nach oben. Direkt über dem Gebäude des Juweliers tauchte wie aus dem Nichts ein Hubschrauber auf. Gleichzeitig erschien auf dem Dach eine dunkel gekleidete Person. Das Gesicht konnte man nicht erkennen, denn die Person trug eine Micky-Maus-Maske.
Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Der Juwelier war Opfer eines Raubüberfalls geworden. Reynolds brüllte gegen den Lärm der lauten Rotoren an: »Bleiben Sie stehen! Jeder Fluchtversuch ist zwecklos!« Doch der Maskierte schien sich nicht darum zu kümmern und winkte den Hubschrauber näher zu sich heran. Jetzt schwebte der Helikopter nur noch wenige Meter über ihm. Ein Seil wurde heruntergelassen, der Gangster klammerte sich an eine Halteschlaufe und wurde nach oben gerissen. Sekunden später verschwand der Hubschrauber zusammen mit dem Räuber.
Peter starrte immer noch in die Luft. »Unglaublich! Das war wie in einem Actionfilm.« Justus kam hinterdem parkenden Auto hervor und ging auf den verblüfften Kommissar zu. »Haben Sie das gesehen? Den kann keiner mehr aufhalten. Ich wette, der Safe ist bis auf den letzten Ring ausgeräumt.« Reynolds schüttelte fassungslos den Kopf. »Verrückt! Und das in Rocky Beach – so kurz vor meiner Pensionierung.« Dann griff er zu seinem Funkgerät. »Reynolds an Zentrale. Großalarm auslösen. Ich brauche Hubschrauber und alle Männer, die wir haben. Thompson, Sie bilden einen Krisenstab im Revier. Ich versuche, die Lage vor Ort unter Kontrolle zu bringen.« Jetzt mischte sich der Juwelier ein. Der Arzt hatte Mister Pendelton auf eine Bahre gelegt und ihm eine Sauerstoffmaske über den Mund gestülpt. »Verdammt! Ich brauche keinen Sauerstoff, ich will wissen, was mit meinem Schmuck ist!« Wütend riss er die Maske fort. »Was wollen Sie denn hier unter Kontrolle bringen? Mein Safe wird leer sein wie ein hohler Zahn.« Der Kommissar beugte sich über ihn und wollte ihn beruhigen. »Mister Pendelton, nun warten Sie doch einmal ab. Wir versuchen ja alles, was in unserer Macht steht.« Dem Juwelier blieb
Weitere Kostenlose Bücher