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Ein Himmel voller Sterne

Ein Himmel voller Sterne

Titel: Ein Himmel voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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Es begann mit einem dumpfen Grollen, steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Irritiert richtete sich Bettina Gehrmann auf – um im nächsten Moment entsetzt aufzuschreien. Die Drucke von Klimt an den Wänden des Hotelzimmers waren verrutscht, das ganze Zimmer schien sich in einer Schräglage zu befinden.
    Es dauerte eine Weile, bis Bettina bewusst wurde, was das hieß – und sie begriff es erst, als sie so weit aus den Tiefen des Schlafs aufgetaucht war, dass sie sich erinnerte, wo sie war: in San Francisco! Und das Grollen, das sie hörte – war ein Erdbeben!
    Nicht mal zwei Wimpernschläge lang dauerte es, um sie hundertprozentig wach werden zu lassen. Mit wenigen Handgriffen hatte sie sich angezogen, griff nach ihrer großen Umhängetasche, die alles Lebenswichtige beinhaltete. Dann kam die Fototasche dran – und Bettina stürmte nach draußen.
    Auf dem Gang des Hotels war es dämmrig, nur zwei ältere Damen standen, so wie sie, auf dem Flur und sahen verängstigt drein.
    „Keine Panik, Ladies, das hat nichts zu bedeuten. Ein leichtes Beben – kein Grund, nicht wieder schlafen zu gehen.“ Ein Hotelangestellter, gefolgt von einem verflixt gut aussehenden Mann um die Dreißig, kam aus dem Lift.
    Wieso benützen die Idioten in einer solchen Situation den Lift, schoss es Bettina durch den Kopf. Im nächsten Atemzug sagte sie sich, dass ihr das höchst gleichgültig zu sein hatte. Und dann begriff sie: Es schien wirklich keine Gefahr zu bestehen.
    „Ich war eben draußen – es ist nur ein leichtes Beben. Glauben Sie mir, Sie müssen sich keine Sorgen machen.“ Der gut aussehende Typ lächelte so charmant, als sei er soeben beim Hamburger Bürgermeister zum Abendessen eingeladen und befände sich nicht in einer Stadt, die gerade von einem Erdbeben heimgesucht wurde. Und es war ihr, Bettina, völlig schnurz, ob es ein schweres oder kleines Beben war. Sie wollte weg von hier. Am liebsten heim nach Hamburg …
    „Fühlen Sie sich nicht gut? Warten Sie, ich hole Ihnen einen Drink aus meinem Zimmer.“ Sie wurde am Arm genommen und in einen Sessel gedrückt, der in einer Nische nahe des Aufzugs stand. Gleich darauf hielt sie ein Glas in der Hand. „Trinken Sie’s aus. Das ist wie Medizin.“ Dieses Lächeln … wenn möglich, verstärkte es den Druck in ihrem Magen noch. Aber sie trank gehorsam das Glas aus – mit dem Resultat, dass sie einen Hustenanfall bekam.
    „Das ist … Whisky!“
    „Klar doch. Wasser hilft nur wenig.“
    „Ich … ich vertrag aber nichts …“
    „Das macht doch nichts. Sie legen sich jetzt wieder hin, schlafen – und morgen ist die Welt wieder in Ordnung. Übrigens, ich heiße James Gringsten. Fotomodell und Schauspieler. Unbekannt.“ Wieder dieses Lächeln. Er deutete auf ihre Fotoausrüstung. „Sie arbeiten als Fotografin?“
    „Sieht man ja, oder?“ Der Whisky hatte wirklich ihre Lebensgeister geweckt. „Aber ich fotografiere in erster Linie Tiere. Und Städte. Und Menschen. Alte Menschen vor allem. Sie haben so interessante Gesichter.“
    „Keine Mode?“ Er klang enttäuscht.
    „Nein.“ Das war gelogen, aber … es war eine Notlüge. Nur wenn in Bettinas Kasse relative Ebbe herrschte, nahm sie den Auftrag für ein Modeshooting an. Sie hasste zickige Models und hysterische Designer. Doch die Bilder, die sie am liebsten machte – nämlich die von exotischen Tieren oder interessanten Menschen – brachten nicht viel aufs Konto.
    Gerade als Bettina aufstehen wollte, ging erneut ein Ruck durch das Gebäude. Diesmal fielen zwei absolut scheußliche Blumenbilder in Kitschrahmen zu Boden. Aus einigen Zimmern hörte man Schreckensrufe. Nur James blieb gelassen. „Das muss Sie nicht ängstigen. Noch einen Drink?“
    „Bitte.“ Bettina hielt ihm ihr Glas entgegen. Besser einen heftigen Schwips als diese Scheißangst!
    „Wollen wir – zu mir gehen?“ James wies auf eine halb geöffnete Tür.
    „Also – so schlimm ist meine Angst nun auch wieder nicht.“ Bettina maß ihn abschätzig von oben bis unten.
    Er grinste. „Vor mir müssen Sie sich ja auch nicht fürchten. Ich bin … na, Sie wissen schon.“
    „Wir sind in San Francisco.“ Bettina lachte leise. „Gut, ich komme mit. Aber nur noch auf einen Drink.“
    Aber dann wurden es doch drei – und ehe sie sich versah, erfuhr sie James’ halbes Leben. Zumindest die Phase, die sich mit seinen Karriereträumen befasste. Und mit seinem Liebesleben, das zurzeit leider ebenso desolat war wie seine finanziellen

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