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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Kommissarin, was zu übersetzen sich niemand die Mühe machte.
     
    »Ihr Glück, daß Sie nach Hause fliegen, hier haben Sie nicht allzu viele Freunde«, sagte Rufo. »Die Botschaft hat gesagt, wir sollen Sie in ein Apartment stecken, bis Ihr Flugzeug startet.«
    Der Polizeiwagen, in dem sie saßen, fuhr an dreistöckigen steinernen Stadthäusern vorbei, die die Revolution in eine ungleich farbenprächtigere Kulisse von Ruin und Verfall verwandelt hatte, Marmorkolonnaden, die in jeder gerade verfügbaren Farbe gestrichen waren - Grün, Ultramarin, Chartreuse. Nicht einfach ein gewöhnliches Grün, sondern ein lebendiges Spektrum verschiedenster Schattierungen: Meer, Limone, Palme, Grünspan. Andere Häuser waren so blau wie pulverisierter Türkis, öffentliche Badeanstalten oder ein abgeblätterter Himmel, die oberen Stockwerke belebt durch Balkone mit kunstvollen Schmiedearbeiten, verziert von Kanarienvogelkäfigen, bunten Hähnen und aufgehängten Fahrrädern. Selbst die schäbigen russischen Autos waren in einer breiten Farbpalette bemalt, und wenn ihre Kleidung auch trist war, strahlten die meisten Menschen die Würde und Gelassenheit großer Katzen aus. Sie blieben an den Tischen stehen, an denen Guavenpaste, Gebäck, Knollengewächse und Obst feilgeboten wurden. Ein Mädchen hinter einem Eisstand war mit roten und grünen Sirupstreifen bekleckert, ein anderes Mädchen verkaufte aus einem durchscheinenden Zelt heraus Kuchen. Ein Schlüsselmacher strampelte auf einem Fahrrad, das einen Schleifstein antrieb; zum Schutz gegen die herumfliegenden Funken und Späne trug er eine Brille, während er unermüdlich auf der Stelle trat. Musik aus einem Radio, das am Halter eines Sonnenschirms hing, der über einem Handkarren aufgespannt war, erfüllte die Luft. »Ist das der Weg zum Flughafen?« fragte Arkadi. »Der Flug geht heute nacht. Normalerweise gibt es im Winter nur einen Aeroflot-Flug pro Woche, den sollten Sie also lieber nicht verpassen.« Rufo kurbelte das Fenster herunter. »Puh, ich stinke schlimmer als Fisch.«
    »Obduktionen bleiben an einem kleben.« Arkadi hatte seinen Mantel nicht mit in den Operationssaal genommen und ihn jetzt getrennt von der Tasche verstaut, die Pribludas persönlichen Besitz enthielt. »Wenn Dr. Blas und Criminalista Osorio russisch sprechen, warum sind Sie dann mitgekommen?«
    »Es gab eine Zeit, in der es verboten war, englisch zu sprechen. Jetzt ist russisch tabu. Außerdem wollte die Botschaft jemanden dabeihaben, wenn Sie bei der Polizei sind, aber jemanden, der selbst kein Russe ist. Wissen Sie, ich habe noch nie einen Menschen gekannt, der sich so schnell unbeliebt gemacht hat wie Sie.«
    »Das ist auch eine Art Auszeichnung.«
    »Aber wo Sie nun schon einmal hier sind, sollten Sie sich amüsieren. Möchten Sie die Stadt besichtigen, in ein Cafe gehen, ins Habana Libre vielleicht? Das war früher das Hilton. Es hat ein Restaurant mit einem phantastischen Ausblick. Und dort servieren sie Hummer. Nur staatliche Restaurants dürfen Hummer servieren, Hummer sind Staatseigentum.«
    »Nein, danke.« Die Vorstellung, nach der Obduktion einen Hummer zu knacken, erschien ihm irgendwie unpassend. »Oder ein paladar, ein privates Restaurant. Klein, maximal zwölf Plätze erlaubt, aber das Essen ist viel besser. Oder?« Vielleicht bekam Rufo nicht oft Gelegenheit, in einem Restaurant zu speisen, doch Arkadi hatte das Gefühl, daß er zur Zeit nicht einmal jemandem beim Essen zuschauen könnte. »Nein. Der Capitán und der Sargento haben grüne Uniformen getragen, Criminalista Osorio eine grau-blaue. Warum?«
    »Sie ist von der Polizei, die beiden anderen vom Innenministerium. Wir nennen es bloß Minint. Die Polizei ist dem Minint unterstellt.«
    Arkadi nickte, in Rußland war die Miliz demselben Ministerium unterstellt. »Aber Arcos und Luna treten bei Mordfällen normalerweise nicht in Aktion.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Warum hat der Capitán so auf die russische Botschaft geschimpft?«
    »Was er sagt, ist nicht ganz unrichtig. In den alten Tagen haben die Russen sich aufgespielt wie die Herrscher. Bis heute bedarf es einer diplomatischen Note, wenn die Polizei in der Botschaft Fragen stellen will. Manchmal zeigt sich die Botschaft kooperativ und manchmal nicht.«
    Der Verkehr bestand hauptsächlich aus russischen Ladas und Moskwitschs, die Wolken von Auspuffgasen verströmten, sowie amerikanischen Wagen aus der Zeit vor der Revolution, die sich schwerfällig wie Dinosaurier in

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