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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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Mein Herz raste. Es tat immer noch weh. Peter und ich hatten uns auf ziemlich dramatische Weise getrennt. Er hatte mich betrogen und fand das noch nicht einmal besonders schlimm. Ich erfuhr es natürlich als letzte, und er hatte nur die üblichen Sprüche drauf. Das hätte nichts mit uns zu tun gehabt. Es sei »nur so« passiert. Und es käme nie wieder vor. All dieser Unsinn, den Männer erzählen, wenn sie einem das Herz gebrochen haben. Ich war zu stolz, um ihm das jemals zu verzeihen. Er wollte die Trennung anfangs nicht akzeptieren. Wir lieferten uns einige sehr unerfreuliche Szenen, die ich gern aus meinem Gedächtnis gestrichen hätte. Und nun kam alles wieder hoch.
    Peter stand unschlüssig herum. Eine blonde, junge Frau ging auf ihn zu, umarmte ihn zärtlich und blickte fragend in meine Richtung.
    Das gab mir den Rest. Ich drehte mich um und lief los. Schon während ich rannte, wurde mir die Peinlichkeit der ganzen Situation bewusst. Ich hatte eine filmreife Szene hingelegt. Nach hundert Metern wurde ich langsamer, blieb schließlich stehen und wartete auf Rebecca, die mir die ganze Strecke hinterhergelaufen war.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Du kannst nichts dafür. Aber ich kann da unmöglich wieder hingehen. Niemals. Das alles ist so unglaublich blöd und peinlich.«
    Rebecca sagte nichts und nahm mich in den Arm. Ich fing tatsächlich an zu weinen und hasste mich sofort dafür.
    »Pass auf«, sagte ich schließlich. »Ich will dir nicht den schönen Tag verderben. Ich werde ganz einfach nach Hause trampen, und du kannst mit deinen lustigen Jungs hierbleiben.«
    Rebecca protestierte natürlich, aber ich spürte, dass sie innerlich aufatmete. Sie brachte mir meine Sachen, ich umarmte sie kurz und lief los, ohne mich noch mal umzudrehen.
    Als ich die Landstraße erreichte, war ich erst mal nur erleichtert und froh über meine spontane Entscheidung. Die stolze Ludmilla zog es eben vor, dezent zu verschwinden, statt gute Miene zum peinlichen Spiel zu machen.
    Ich ging etwa einen Kilometer in Richtung Stadt. Die Sonne wärmte mein Gesicht, und ich war froh, allein zu sein. Mehrere Autos fuhren vorbei, aber noch verspürte ich keine Lust, irgendwo mitzufahren und mich unterhalten zu müssen. Wie immer, wenn ich allein spazieren ging oder joggte, dachte ich über mein Leben nach und versuchte, Pläne zu schmieden. Von der Sache mit Peter einmal abgesehen, konnte ich mich eigentlich nicht beklagen. Ich studierte im sechsten Semester und mit großer Begeisterung Archäologie, hatte ein kleines Appartement in Uni-Nähe und verdiente mir meinen Lebensunterhalt durch Arbeit in der Uni-Bibliothek und gelegentliche Jobs als Aushilfe in einer Buchhandlung. Bücher! Meine große Leidenschaft. Ich konnte stundenlang lesen. Egal, ob Sachbücher oder Romane – alles, was mich forttrug in fremde, geheimnisvolle Welten, faszinierte mich. Rebecca meinte einmal zu mir, dass ich statt in meinen Büchern lieber intensiver in der Realität leben sollte. »Mensch, so wie du aussiehst. Warum kommst du nicht mehr aus dir heraus?« hatte sie gefragt.
    Ja, warum? Ich wusste, dass ich oft zögerlich und zurückhaltend war und mich vor mancher Entscheidung drückte. Aber ich fühlte mich dabei nicht wirklich schlecht. Oft war ich mir selbst genug und hatte keine Lust auf all die kleinen Spielchen und Oberflächlichkeiten. Das brachte mir den Ruf ein, unnahbar zu sein. Was die Sache ziemlich genau traf. Ich hielt nichts von allzu schneller, allzu großer Nähe, war aber auch keine Einzelgängerin. Bei mir dauerte es eben etwas, bevor ich mich anderen gegenüber öffnete. Dann jedoch war ich eine gute und treue Freundin. Darüber hinaus fand ich mich selber nicht sonderlich attraktiv. Gut, ich war schlank, mittelgroß und hatte ganz ansehnliches dunkles Haar. Aber ich fand meine Nase zu groß, meinen Busen zu klein und meine Zähne zu unregelmäßig. Ich blieb stehen und sah an mir herunter. Jeans, Turnschuhe, T-Shirt und eine verschlissene Blouson-Jacke. So lief ich am liebsten herum.
    Peter hatte sich oft beklagt, dass ich keinen Sinn für Modisches hätte, schon gar nicht für Sachen, die irgendwie sexy aussähen. Und er hatte recht. Ich glaube, im Grunde wollte ich einfach nicht begehrenswert aussehen. Das lag wohl an meiner Erziehung, denn ich sollte mich vor allem »anständig« benehmen, was immer meine Eltern damit meinten. Hatte ich Peter verloren, weil ich zu verklemmt war? Nein, das konnte nicht der Grund sein. Ich hatte Spaß

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