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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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kalt hier, und ich fürchte, mit den Sauerstoffreserven sieht es nicht so gut aus, wie ich gehofft hatte.
    Ich bin jetzt soweit, dass ich die Antenne an das Funkgerät meines Raumanzugs anschließen kann. Es fällt mir schwer, mit meinen kalten Fingern die Verbindungen ... ich bin so müde. Wenn ich doch nur einmal richtig schlafen könnte.

    10/08/02.11 CET
    Die Bodenkontrolle hat sich gemeldet. Die Verbindung war sehr schlecht und brach immer wieder zusammen. Ich habe ihnen einen Statusbericht gegeben. Sie versicherten mir, dass eine Rettungsmission in Kürze erfolgen wird. Sie sagten auch, dass das Shuttle mit der Crew gelandet sei und dass sich Grigorij nach mehreren Hauttransplantationen auf dem Weg der Besserung befindet. Sie wollen sich in vierundzwanzig Stunden wieder bei mir melden. Dann wird Lara mit mir sprechen. Ich bin so unendlich erleichtert. Ich muss nicht alleine hier oben sterben.

    10/10/07.23 CET
    Vor dreiundfünfzig Stunden habe ich zuletzt mit der Bodenkontrolle gesprochen. Warum haben sie sich nicht wieder gemeldet? Etwas stimmt hier nicht.
    Ich habe meine Aufzeichnungen abgehört. Es ist nirgendwo verzeichnet, wann ich mit der Erde gesprochen habe. Die Funkanlage ist völlig zerstört. Wie konnte ich jemals glauben, ich hätte sie repariert? Was passiert mit mir – verliere ich den Verstand?

    10/10/15.08 CET
    Ich habe den Anzugfunk im Labor gefunden. Anscheinend habe ich versucht, eine Verbindung zur Richtungsantenne herzustellen.
    Ich weiß, was passiert ist. Ein Traum. Es war nichts weiter als ein Wunschtraum. So real, dass ich wirklich glaubte, mit der Bodenkontrolle gesprochen zu haben.
    Sind dies Anzeichen eines Weltraumkollers? Ich bin nicht für Langzeitmissionen ausgebildet worden. Bin nicht vorbereitet auf das, was mit mir passiert. Diese Auflösung, Loslösung des Verstandes. Wenn ich doch nur mit jemandem reden könnte.

    10/15/12.18 CET
    Die Temperatur in der gesamten Station sinkt weiter. Ich hatte wieder einen Systemabsturz in der Lebenserhaltung. Die Station läuft wieder im Notbetrieb. Es wird immer kälter. Es ist fast so, als würde das Vakuum des Weltraums versuchen, hier einzudringen.
    Ich muss die Fehlerquelle finden. Doch es gibt wenig, was ich tun kann. Bei meinem letzten EVA habe ich auch die Energie von Wassilis J-Packs verbraucht. Ich kann nur abwarten. Warten auf das Shuttle, von dem der Commander gesprochen hat. Wie lange ist das jetzt her?

    10/15/22.12 CET
    Der Katalysator ist kaputt. Ich atme jetzt die Stationsluft. Wäre nicht schon längst das ATV fällig? Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Womöglich war der Transporter schon vor ein paar Tagen da, versuchte anzudocken, und ich habe es nicht bemerkt. Jetzt sind die Vorräte schon längst in der Atmosphäre verglüht.
    Benja hat immer mit dem Schlimmsten gerechnet. Ich muss im Labor nachsehen, vielleicht hat sie irgendwo ein paar Brennstäbe gehamstert.

    10/16/07.45 CET
    Lara. Ich habe von Lara geträumt. Als ich aufwachte, spürte ich noch das Gewicht ihres Kopfes auf meinem Arm, roch den Duft ihrer Haut. Es war so real, so als wäre sie wirklich hier – bei mir. Ich darf so etwas nicht denken. Doch die Vorstellung tut so gut.
    In zwei Tagen darf sie wieder mit mir reden. Ich muss unbedingt versuchen, bis dahin den Kontakt zur Bodenkontrolle herzustellen. Sie macht sich sicher schreckliche Sorgen. Es tut mir so leid.

    10/18/17.03 CET
    Ich habe noch mal alles überprüft. Ich sehe keinen Grund, weshalb mein Notfunkgerät nicht funktionieren sollte.
    Ob sie mich gar nicht hören wollen? Womöglich haben sie die Station schon längst abgeschrieben.
    Ich darf so etwas nicht denken.
    Morgen ist Laras Geburtstag. Lara hat »ich liebe dich«, gesagt. Das war, als ich mich vor dem Start von ihr verabschiedet habe. Sie war extra nach Cape Canaveral gekommen. Sie hat darauf gewartet. Gewartet, dass ich »ich liebe dich auch«, sagen würde. Doch ich war wieder viel zu schüchtern.
    Jetzt ist es zu spät. Ich glaube nicht, dass noch jemand kommt, um mich zu holen. Nicht rechtzeitig genug. Nein, ich darf so nicht denken. Doch ich kann meine Gedanken nicht fortbringen von dem einen.

    10/20/00.8 CET
    Vor zwei Stunden gab es in dem Mannschaftsmodul einen Druckabfall. Ich konnte den Schaden diesmal nicht beheben und habe die Schleuse versiegelt. Alle meine Sachen sind noch drin. Auch Laras Photo. Ich habe Angst, die Erinnerung an sie zu verlieren.
    Ich vergesse so schnell. Ich wünschte, ich hätte mir bei meinem

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