Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
Spitzenvorstellung von »Dirty Dancing« gaben. »Sehr beeindruckend.«
»Mmm. Tanzt du?«
»Nicht so.« Sie stieß den Atem aus. »Ich wünschte, ich könnte es.«
Er ergriff ihre Hand, bevor sie nach dem nächsten Zettel mit einem Musikwunsch greifen konnte.
Neue Tänzer strömten auf die Tanzfläche. Paare umschlangen einander, um sich im Takt zu wiegen. Cilla drehte sich um, wollte etwas zu Boyd sagen und fand sich an ihn gepresst wieder.
»Willst du tanzen?« murmelte er.
Sie taten es schon. Körper schmiegte sich an Körper. Boyd nahm sie auf eine lange, erotisch langsame Drehung mit.
»Boyd, ich muss arbeiten.«
»Mach mal eine Pause.« Er senkte den Kopf und fing ihr Kinn zwischen seinen Zähnen ein. »Bis ich dich im Bett liebe, ist das hier das Zweitbeste.«
Sie würde widersprechen, da war er ganz sicher, doch sie bewegte sich mit ihm und passte ihren Körper seinen Bewegungen an. In stummer Kapitulation schlang sie die Arme um seinen Hals. Ihre Gesichter waren einander nahe, als er lächelte. Langsam und fest strich er mit seinen Händen über ihre Hüften, die Taille entlang bis zu ihren Brüsten, dann wieder hinunter.
Sie fühlte sich, als wäre sie vom Blitz getroffen worden.
»Du … äh … kennst ein paar nette Griffe, Schlaumeier.«
»Danke.« Als ihre Lippen nur noch einen Hauch voneinander entfernt waren, drehte er den Kopf und ließ ihre Lippen hungrig zurück, während er an ihrem Hals knabberte. »Du duftest nach Sünde, Cilla. Das ist nur ein Punkt von vielen an dir, die mich seit Tagen zum Wahnsinn treiben.«
Sie wollte, dass er sie küsste. Sie sehnte sich danach. Sie stöhnte, als er die Hände in ihr Haar schob und ihren Kopf näher zu sich zog. Ihre Augen schlossen sich in Vorfreude, aber er strich bloß mit seinen verlockenden Lippen über ihre Wangenknochen.
Atemlos klammerte sie sich an ihn und versuchte, sich durch den Nebel des Genusses zu kämpfen. Hunderte von Menschen waren um sie herum, und alle bewegten sich zu dem erotischen Rhythmus der Musik. Ich arbeite, erinnerte sie sich. Sie war eine vernünftige Frau – war zumindest immer eine gewesen – und musste heute Nacht einen Job erfüllen.
»Wenn du so weitermachst, kann ich keinen Plattenspieler mehr bedienen.«
Er fühlte ihr Herz an seinem hämmern. Es reichte nicht aus, um ihn zu befriedigen. Aber es war genug, um ihm Hoffnung zu machen. »Dann müssen wir den Tanz wohl später beenden.«
Als er sie losließ, drehte Cilla sich hastig um und griff wahllos nach einer Platte. Ein Begeisterungsschrei stieg auf, als der Beat loshämmerte. Cilla hob ihr Haar an, um ihren Nacken zu kühlen. Der Druck der Körper – oder der Druck eines Körpers – hatte die Temperatur hochgetrieben. Sie hatte noch nie die Erfahrung gemacht, dass Tanzen so ein gefährlicher Zeitvertreib sein konnte.
»Willst du noch einen Drink?« fragte Boyd, als sie ihr Glas leerte.
»Nein, alles in Ordnung.« Sie fasste sich und griff nach dem obersten Wunschzettel auf dem Stapel. »Das sind nette Leute hier«, sagte sie und warf einen Blick durch den Saal. »Ich mag Klassentreffen.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
Sie lachte leise, als sie den Wunschzettel aufklappte. Ihr Lachen erstarb. Einen Moment dachte sie, ihr Herz wäre stehen geblieben. Vorsichtig schloss sie die Augen, aber als sie sie wieder öffnete, waren die Worte nicht verschwunden.
ICH WILL, DASS DU SCHREIST, WENN ICH DICH TÖTE.
»Cilla?«
Mit einem knappen Kopfschütteln reichte sie Boyd den Zettel.
Er ist da, dachte sie, und Panik zerrte an ihr, während sie den Saal absuchte. Irgendwo in dieser Menge lachender, plaudernder Paare beobachtete er sie. Und wartete.
Er war ihr nahe gekommen. So nahe, dass er diesen unschuldig aussehenden Zettel auf den Tisch legen konnte. Nahe genug, um ihr in die Augen sehen, vielleicht sogar lächeln zu können. Vielleicht hatte er mit ihr gesprochen. Und sie hatte es nicht gewusst. Sie hatte ihn nicht erkannt. Sie hatte nichts begriffen.
»Cilla.«
Sie zuckte zusammen, als Boyd seine Hand auf ihre Schulter legte, und sie wäre zurückgetaumelt, hätte er sie nicht gestützt. »O Gott! Ich dachte, dass er mich heute Nacht, nur diese eine Nacht, in Ruhe lässt.«
»Mach eine Pause.«
»Ich kann nicht.« Benommen verkrampfte sie die Hände ineinander und starrte in den Saal. »Ich muss …«
»Ich muss telefonieren«, erklärte er. »Ich will dich da haben, wo ich dich sehen kann.«
Er könnte noch hier sein, dachte sie.
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