Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
nachlässig.«
»Oder ungeduldig«, fügte sie hinzu.
»Oder ungeduldig.« Er legte seine Hände an ihr Gesicht. »Aber er muss zuerst an mir vorbei, Cilla. Ich verspreche dir, das wird nicht leicht.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Cops glauben gern, sie wären tough.«
»Nein.« Er küsste sie leicht. »Cops müssen tough sein. Komm schon, vielleicht hast du ›Dueling Banjos‹ da drinnen. Du könntest es für mich um der guten alten Zeiten willen spielen.«
»Vergiss es.«
Cilla stand die ganze Veranstaltung durch. Daran hatte Boyd zwar nie gezweifelt, aber die Art, wie sie es trotz ihrer Angst schaffte, erstaunte und beeindruckte ihn. Sie stockte nicht ein einziges Mal. Doch er sah, wie sie die Menge betrachtete, die Gesichter studierte, während die Musik um sie herum tobte.
Ihre Hände waren ständig in Bewegung, tappten den Beat auf dem Tisch mit, arbeiteten sich durch Platten, fummelten an ihrem Oberteil herum.
Sie würde nie ruhig sein. Sie würde nie beruhigend sein. Sie würde stets von Nervosität und Ehrgeiz getrieben durchs Leben gehen. Sie würde eine fordernde und rastlose Gefährtin abgeben.
Nicht gerade das, was ihm in den seltenen Momenten vorgeschwebt hatte, in denen er an Heirat und Familie gedacht hatte. Nicht im Geringsten, erkannte er mit einem schwachen Lächeln. Aber sie war genau, was er wollte und was er sich vorgenommen hatte zu bekommen.
Er würde sie mit seinem Leben beschützen. Das war seine Pflicht. Er würde sie ein Leben lang schätzen. Das war Liebe. Falls seine Pläne glatt liefen, würde sie das bald erkennen.
Auch er betrachtete die Menge, studierte die Gesichter, suchte nach irgendeinem Anzeichen, irgendeiner Bewegung, die dieses schnelle Verkrampfen auslöste, das man Instinkt nannte. Aber die Musik tobte weiter. Die Partygäste lachten.
Er sah Althea hereinkommen. Er beobachtete sie, und damit ging es ihm so wie den meisten Männern im Saal. Er musste lachen, als eine Frau ihrem Mann in die Rippen stieß, weil er die Rothaarige begaffte, die an der Tanzfläche entlangging.
»Du hast immer einen tollen Auftritt, Thea.«
Sie zuckte nur die Schultern. Sie trug ein schlichtes, tief ausgeschnittenes, schulterfreies Cocktailkleid in Schwarz. »Ich sollte mich bei dir dafür bedanken, dass du mich von einem ärgerlich werdenden Abend gerettet hast. Mein Date hatte eine Zahnbürste in der Tasche und eine Nacht voller wildem Sex im Kopf.«
»Tier.«
»Sind sie das nicht alle?« Sie blickte an ihm vorbei zu Cilla, und ihr Lachen wich der Sorge. »Wie hält sie sich?«
»Sie ist unglaublich.«
Althea hob eine geschwungene Augenbraue. »Partner, mein scharfer kriminalistischer Verstand führt mich zu der Annahme, dass du ernsthaft in das Objekt unseres Auftrags verknallt bist.«
»Über Verknalltsein bin ich schon hinaus. Ich bin in sie verliebt.« Er blickte von Cilla weg zu seiner Partnerin. Es gab nur wenige Menschen, mit denen er seine persönlichsten Gedanken teilte. »Ich denke an Heirat, Thea. Willst du meine Trauzeugin sein?«
»Du kannst auf mich zählen.« Dennoch legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Ich will nicht lästig sein, Boyd, aber du darfst dabei die Perspektive nicht verlieren. Die Lady ist in Schwierigkeiten.«
Er kämpfte gegen Ärger. »Ich kann als Cop und als Mann funktionieren.« Weil er nicht weiter darüber diskutieren wollte, griff er in seine Tasche. »Hier ist der Zettel.«
Sie überflog die Botschaft und steckte sie ein. »Mal sehen, was die Jungs im Labor machen können.«
Er nickte bloß. »Der Exmann wirkt sauber. Senator Lomax ist seit sieben Jahren verheiratet und hat die durchschnittlichen eins Komma sechs Kinder. Er war seit drei Monaten nicht von Atlanta weg.«
»Ich habe endlich den Manager des Senders in Chicago erwischt. Er hatte nur Gutes über Cilla zu sagen. Ich habe seine Story überprüft, dass er in der letzten Woche seine Tochter in Rochester besucht hat. Es stimmt. Sie hat ein Mädchen bekommen. Siebeneinhalb Pfund. Er hat mir die persönlichen Daten der DJs und Angestellten gefaxt, die im Sender waren, als Cilla dort arbeitete. Soweit nichts.«
»Wenn ich am Montag zum Dienst komme, sehen wir uns die Sache genauer an.«
»Ich wollte mir die Akte an diesem Wochenende genauer ansehen. Bleib an unserem Mädchen dran.«
»Ich schulde dir einen Gefallen, Thea.«
»Du schuldest mir mehr als einen Gefallen, aber wer zählt schon mit?« Sie ging und blieb einmal, dann ein zweites Mal stehen, um eine
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