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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wenig.
    »Die Bezahlung gibt es, sobald die Arbeit getan ist«, sprach Milan wieder, das Grollen tiefer als zuvor. »Ist sie aber nicht, nicht ganz, noch nicht.«
    »Was?« Hinch funkelte ihn böse an und versuchte tough zu wirken, was gegenüber einem so selbstbewussten Mann wie Milan schwierig war. Vielleicht war er sich auch nur seines ganzen stinkenden Geldes bewusst! Hinch vermutete, dass Milan trotz seiner lausigen Millionen kinderleicht in einem Kampf zu besiegen sein würde. Hinch war ein starker, brutaler Kämpfer, der Gewinner dutzender Kneipenschlägereien. Und Milan – er hatte die Hände eines Pianisten, Finger wie ein Mädchen! Pah! Hinch würde sein Leben dafür verwetten, dass Milan noch nie einen Faustschlag auf seine hässliche Nase bekommen hatte. Der Gedanke, dass er sein eigenes Leben bereits verwettet hatte, kam ihm nicht.
    Milan neigte seinen Kopf leicht zur Seite, betrachtete ihn neugierig, seufzte und sagte: »Erst ist es meine Musik und dann, weil Sie bis spät in die Nacht arbeiten müssen, und jetzt ... jetzt ist es etwas Persönliches. Sie wagen es, mich zu beleidigen und Ihre physische Stärke mit der meinen zu messen, wie ein Gegner ... als ob Sie ein Gegner sein könnten. Oder sind Sie einfach nur eifersüchtig?«
    Mit einem Mal machte sich der Gedanke in Hinchs begrenztem Verstand breit, dass er zwar all diese Dinge gedacht, aber nichts davon ausgesprochen hatte – nicht einmal das über die Musik! Konnte man ihn so leicht durchschauen?
    Aber er war zu erschöpft und fragte, um das Thema zu wechseln: »Welche Arbeit ist denn noch nicht fertig? Sie versuchen doch nicht etwa, sich um die Bezahlung zu drücken, oder?« Der drohende Unterton in seiner Stimme, während er diese Worte sprach, war offensichtlich.
    »Überhaupt nicht«, erklärte Milan. »Eine Bezahlung steht Ihnen ganz sicher zu, definitiv. Und Sie sollen sie bekommen. Aber draußen – außen an der Kuppel, etwas links von diesem geöffneten Fenster hier – gibt es eine Stelle, die Sie übersehen haben. Ich habe folgendes Problem: Ich kann nicht zu viel Sonnenlicht vertragen. Meine Augen und meine Haut sind verletzlich. Wissen Sie, die Sonnenstrahlen dürfen zwar gerne mein Fenster berühren, aber niemals mich. Die Arbeit muss zu meiner Zufriedenheit vollendet werden. Das war unsere Abmachung, Mr. Hinch.«
    Gottverdammter, eingebildeter Mistkerl!, dachte Hinch, als er in Richtung Fenster ging, sich (vorsichtig) hinauslehnte und nach links schaute.
    »Gott?«, fragte Milan dicht hinter ihm. »Ihr Gott, Mr. Hinch? Nun, wenn es ein solches Wesen gibt – und wenn sein Einflussgebiet so groß ist, wie Sie erwarten –, dann können Sie, denke ich, sicherlich davon ausgehen, dass er mich vor sehr, sehr langer Zeit ›verdammt‹ hat.«
    »Hä?«, machte Hinch und schaute zurück in die Kuppel. Milans plötzlich veränderter Tonfall überraschte und verwirrte ihn.
    Milan bewegte sich, oder schwebte, näher zu ihm; seine schlanken Finger waren stark, als sie sich auf Hinchs Hand senkten und sie auf der Fensterbank festhielten. Milan lehnte sich lächelnd noch näher zu ihm, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter entfernt war, und zischte: »Sie haben doch keine Höhenangst, oder, Mr. Hinch? Erstaunlich, dass Ihnen die Höhe weit weniger ausmacht als ich oder meine Musik.«
    »Was zum ...?« Hinch starrte in Augen, die nicht länger schwarz oder golden waren, sondern blutrot und leuchteten wie Glühlampen!
    »Blutrot?«, wiederholte der andere seine Gedanken mit gurgelnder Stimme, voller Gier. Sein Atem schlug Hinch heiß und kupfern entgegen. »Ah, jaaaaa ! Aber nicht Ihr Blut, nicht dieses Mal, Mr. Hinch. Ihr Blut ist unwürdig. Sie sind unwürdig!«
    »Jesus Christus!«, keuchte Hinch, würgte und versuchte sich loszureißen – aber ohne Erfolg.
    »Rufen Sie, zu wem auch immer Sie möchten.« Milan hielt ihn weiter mit einer Hand an der Fensterbank fest und legte die andere um Hinchs dicken Hals. »Nichts und niemand kann Ihnen jetzt helfen.«
    »Sie sind ein verdammter Wahnsinniger!« Hinch zerrte und zappelte, aber er schaffte es nicht, sich loszureißen. Die Kraft des anderen war unglaublich.
    »Und Sie ... Sie sind nichts!«, erklärte Milan ihm mit einem Lächeln oder zumindest etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte.
    Hinch sah es, aber er konnte es nicht glauben: Milans Lippen verzogen sich und gaben den Blick auf lange Eckzähne frei, die in seinem geöffneten Mund sichtbar wurden. Milans zerknautschte, platte

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