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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich sah die Person so klar und deutlich, als wäre die Düsternis des Waldes nicht vorhanden.
    Das feingeschnittene Gesicht mit der geraden Nase. Die wohlgeformten Lippen, die glatten Wangen, das runde Kinn und die hohe Stirn, die einige schmale Falten warf.
    Ein normales Gesicht. Nicht zu auffällig, nicht sexy, wie bei irgendwelchen Models, einfach eine normale Frau, bis eben auf die beiden Augen.
    Rätselhaft, geheimnisvoll. Düster. In ihnen konnten sich Geschichten und Legenden verbergen, die von verwunschenen Schlössern, Wäldern und Seen erzählten. Augen, die sprachen, ohne selbst Worte zu formulieren. Ich hatte mich dieser Faszination nicht entziehen können und schaffte es auch jetzt nicht, aber ich kam inzwischen besser damit zurecht und lächelte auch. In der Hoffnung, das dieses Lächeln erwidert wurde.
    Ja, der Mund der Unbekannten verzog sich. Nicht so breit und gelöst wie meiner. Sie hatte Mühe, dieses Lächeln zustande zu bringen, aber sie deutete mir damit auch an, daß ich ihr nicht unwillkommen war.
    Dann stellte sie die erste Frage. »Wer bist du?«
    »Ich heiße John Sinclair…«
    »Aha.« Sie ließ das eine Wort ausklingen. Ich kam mir vor wie eine Person aus einem Märchen, die im dunklen Wald die verzauberte Prinzessin gefunden hatte.
    Ein gewisses Mißtrauen blieb bei mir zurück. Noch immer flogen die Fledermäuse über dem Teich, wo sie noch eine zitternde Wolke bildeten, die sich auch schwach auf der Oberfläche abzeichnete und dort tanzende Schatten hinterließ.
    In dieser unwirklichen Welt kam mir meine Frage schon mehr als banal vor. »Und wie darf ich dich nennen?«
    »Ich bin Doreen La Monte…«
    Im ersten Moment schüttelte ich den Kopf. Ein Name, der stimmen konnte, aber nicht mußte. Für mich hörte er sich an wie ein Pseudonym. So hieß man eigentlich nicht, aber es gab Ausnahmen. Ich hatte auch nicht das Gefühl, angelogen zu werden.
    »Und du bist von hier?« fragte ich weiter.
    »Ja, das bin ich.«
    »Gehst du gern in den Wald?«
    Sie hob die Schultern. »Hin und wieder. Ich muß manchmal einfach hinaus, John.«
    »Das kann ich verstehen. Mir ergeht es ebenso.« Ich gab mich sehr locker und versuchte, der Atmosphäre die Spannung zu nehmen. »Manchmal muß man sein Haus verlassen. Liebst du den Wald?«
    Sie hob die Schultern leicht an. »Ich kann es nicht sagen.« Sie strich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich sehe ihn als einen Freund an, dann wieder als Feind, aber ich muß hinein. Ich will die Qual nicht mehr länger erleben.«
    »Darf ich erfahren, was das für eine Qual ist?«
    Sie antwortete nicht direkt. »Ich muß meinem Schicksal entwischen, und ich bin auf der Suche nach einer Person, die mich erlösen kann. Sie soll mich von meinem Schicksal befreien, nur das wünsche ich mir. Alles andere brauche ich nicht. Es ist wirklich der letzte Wunsch in meinem Leben.«
    Die Erklärung überraschte mich. Sie paßte einfach nicht zu einer Person, die zwischen 25 und 30 Jahre alt war. So etwas hätte ich aus dem Mund einer alten Frau akzeptiert. Doreen aber war jung, das Leben lag noch vor ihr. Dennoch war sie sehr traurig, beinahe schon depressiv. Ihre Gefühle hatte ich mitbekommen, als ich in ihren Augen versunken war.
    Doreen La Monte war schon eine ungewöhnliche Person. Mit einem derartigen Menschen zurechtzukommen, fiel mir nicht leicht. Ich kannte sie so gut wie nicht. Deshalb fielen mir auch keine Worte ein, die sie aufgemuntert hätten.
    »Ich möchte erlöst werden, John. Von dir. Du bist hier. Endlich ist jemand gekommen. Erlöse mich…«
    Damit kam ich nicht zurecht. Ich breitete meine Arme aus. »Wovon soll ich dich erlösen?«
    »Von meinem Schicksal.«
    »Ich begreife es nicht. Das hört sich für mich an wie ein Fluch. Ist es das?« Sie nickte nur. »Willst du darüber reden?«
    Sie hob wieder die Schultern. »Es ist besser, wenn ich sterbe, John Sinclair.«
    Ich schwieg. Über uns flatterten die Fledermäuse. In der Nähe raschelte es im Unterholz. Auch der Teich blieb nicht mehr in seiner Stille liegen. Von unten her stiegen Blasen an die Oberfläche und zerplatzten mit hörbaren Lauten.
    »Hast du mich nicht verstanden, John?«
    »Doch, ich habe dich verstanden. Nur fällt es mir schwer, deinen Wunsch nachzuvollziehen. Warum will jemand, der so gut ist wie du, denn sterben?«
    »Weil ich verflucht bin.«
    Jetzt kam ich der Sache näher, auch wenn ich die letzte Antwort noch nicht akzeptierte. Ein normal denkender und normal lebender Mensch hätte

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