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Nachtjäger

Nachtjäger

Titel: Nachtjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Brust und verneigte sich. Im selben Moment war er verschwunden, huschte so schnell hinaus, dass sogar Frederic ihm hinterher starrte wie einem Geist.
     
     
     
     

Im Nebenraum
     
    »Er wurde verflucht«, sagte Madame DeSoussa. »Damit hat er sich verraten.«
    Frederic blickte düster vor sich hin.
    Draußen polterte eine Kutsche vorbei. Die Hunde bellten in den Zwingern. Die Themse trug Nebel über London und die Abwässer stanken sogar hier im Haus.
    Caroline, die einen Arm um Frederic gelegt hatte, stand auf und goss sich einen Whiskey ein. Sie brauchte einen harten Drink. Ludwig lächelte bitter – mit einer hässlichen Zahnlücke. Madame DeSoussa, rund wie ein Ball, mit zornigen Haaren und buntem Stoff drapiert, faltete die Hände vor dem Bauch.
    »Wer einmal verflucht wurde, kann auch ein weiteres Mal verflucht werden. Das beweist, dass dieser Vampir darauf anspricht«, sagte sie.
    »Ist das nicht immer so?«, fragte Ludwig.
    »Nein, allerdings nicht. Es kommt auf Ihre Beziehung zu einem Fluch an. Sie müssen ihn annehmen, für gewöhnlich tun Sie das, ohne es zu wollen.«
    »Aha«, murmelte Ludwig, der verständnislos drein blickte.
    Madame DeSoussa lächelte geduldig. »Schauen Sie, Ludwig … Ein Fluch ist eine Schwingung, genauso wie die Liebe. Beides funktioniert nur, wenn es abgesehen vom Sender auch einen bereitwilligen Empfänger gibt. Es gibt Menschen, denen braucht man nur mit einem Fluch zu drohen und sie sterben vor Angst – und es gibt welche, die würden Sie auslachen. Es kommt also auch auf die Bereitschaft an. Wenn ein Vampir wie Daargon einen Fluch annimmt, scheint er auf einer gewissen Ebene sehr sensibel zu sein, vielleicht ein Überbleibsel seiner Menschlichkeit. Ich meine … bei Mr Densmore ist es ja nicht anders. Er liebt, obwohl er eine Kreatur der Dunkelheit ist.«
    »Ich habe die Schnauze voll«, sagte Frederic und huschte aus dem Sessel. Noch immer lag ein heller Nebel um ihn, den allerdings nur Caroline wahrnahm. »Zuerst Regus, dann einige Vampire, die wir aus dem Verkehr ziehen mussten und nun der Meister persönlich.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Caroline sanft.
    »Hätte ich nicht aufgepasst, wärt ihr tot.«
    »Aber wir sind es nicht«, sagte Madame DeSoussa kühl. »Außerdem war ich erstaunt, wie schöngeistig ihr Geschöpfe über Shakespeare redet.«
    »Hören Sie auf«, sagte Caroline.
    Die Voodoopriesterin knurrte. »Von mir aus … aber ich wüsste schon gerne, ob unser Vampirjägerclub seit heute aufgelöst ist oder ob wir uns über diesen Obervampir noch Gedanken machen sollen.«
    Alles, was sie sagte, war an Frederic gerichtet, der sie intensiv ansah.
    »Er meinte, er wolle mich wieder sehen«, sagte der ehemalige Anwalt.
    Seine Mitstreiter schwiegen.
    »Also sollten wir uns anhören, welchen Plan Madame DeSoussa hat.«
    »Eine weise Entscheidung, Vampir«, sagte die Priesterin. »Ich möchte zuerst einiges zum Thema Fluch erklären, oder langweile ich euch damit?«
    »Nur zu«, bestätigte Frederic.
    »Ein Fluch soll grundsätzlich Schlechtes bringen, soviel zu Beginn«, sagte Madame DeSoussa. »Sein Gegenteil ist der Segen, den wir jetzt ganz schnell vergessen wollen, nicht wahr?«
    So, wie Daargon uns gesegnet hat, bevor er geflohen ist? hätte Caroline am liebsten gefragt, verkniff es sich aber, da ihr dieser Gedanke zu abstrus vorkam. Dennoch hatte sie ein seltsames, ein unbeschreibliches Gefühl gestreift, als er seine blaue Aura über sie
    ausgeschüttet?
    verströmt hatte.
    »Es gibt verschiedene Formen des Fluches. Er kann eine einzelne Person betreffen oder sogar ein Vaterfluch sein, also generationenübergreifend. Kennt ihr den ältesten Fluch überhaupt?«
    »Ich nicht«, antwortete Caroline.
    »Ich auch nicht«, sagte Ludwig.
    Madame DeSoussa fühlte sich augenscheinlich wohl und erklärte: »Der Fluch, den Gott über die Schlange und über den Erdboden aussprach. Vielleicht auch der, den Noah über seinen Enkel Kanaan aussprach.« Sie machte eine Pause. »Wenn wir Priester Fetische herstellen und diese mit bestimmten Metallen durchbohren, ist das nichts anderes als ein Fluch. Manchmal beschwören wir auch sogenannte Zombies, denen wir dann die Vollziehung des Fluches anvertrauen. Manche Priester arbeiten auch mit Rollen, auf die der Fluch verewigt wird. Diese Schriftrollen werden dann mit Nägeln durchbohrt oder verbrannt.«
    »Aber von allen diesen Flüchen weiß das Opfer nichts«, unterbrach Caroline. »Wie kann es ihn dann

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